06.12.2017
Die Rheinpfalz

Mannheim mit mehr Gleisen

Neuer Bahnsteig im Hauptbahnhof fertig – Ausbau wichtig für Frankenthaler S-Bahn
Von Eckhard Buddruss

Mannheim. Im Mannheimer Hauptbahnhof wurde gestern der neue Bahnsteig F mit den Gleisen 11 und 12 in einer kleinen Feier offiziell eröffnet. Dass künftig elf statt bisher neun Bahnsteiggleise zur Verfügung stehen, ist wichtig unter anderem auch für die Pünktlichkeit der künftigen S-Bahn-Linie von Mannheim über Frankenthal nach Mainz.

Das Gleis 12 wurde bereits vor knapp einem Jahr in Betrieb genommen, das Gleis 11 am 21. August. Dafür standen allerdings andere Bahnsteiggleise wegen der Bauarbeiten nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung. Rechtzeitig zum Fahrplanwechsel am kommenden Sonntag verfügt der auch für den Bahnverkehr in der Pfalz enorm wichtige Mannheimer Hauptbahnhof nun über elf statt zuvor neun Bahnsteiggleise. Eines der zwölf Gleise im Hauptbahnhof hat keinen Bahnsteig. Bei der kleinen Feier, wegen der ansonsten schon planmäßig auf den Gleisen 11 und 12 fahrende Züge auf andere Gleise umgeleitet wurden, betonte der Mannheimer Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD), die Ertüchtigung des Mannheimer Hauptbahnhofs sei für die Stadt Mannheim immer der „Lackmustest“ auf die Glaubwürdigkeit von Aussagen der Deutschen Bahn zur Bedeutung Mannheims gewesen. Mit dem neuen Bahnsteig sei der Hauptbahnhof nun sowohl für die Zukunft des ICE-Verkehrs als auch für einen verbesserten Nahverkehr gerüstet. „Wir brauchen dringend den Ausbau des Schienenpersonennahverkehrs“, betonte der Mannheimer Oberbürgermeister.

Ganz ähnlich äußerte sich der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Die Grünen). Er verwies darauf, dass die zum Mannheimer Hauptbahnhof führenden Linien künftig verstärkt im Halbstundentakt befahren werden. Zu den Linien, bei denen sich durch die Aufnahme des S-Bahn-Betriebs im Dezember 2020 der Fahrplan deutlich verbessert, gehört die von Mannheim über Schwetzingen und Hockenheim nach Karlsruhe. Wie berichtet, soll die Linie dann auf dem Abschnitt zwischen Mannheim und Graben-Neudorf täglich bis 22 Uhr im Halbstundentakt bedient werden.

Auf den heutigen S-Bahn-Linien in die Pfalz gibt es den täglichen Halbstundentakt bereits seit Ende 2003 oder – auf der Strecke über Neustadt nach Kaiserslautern – sogar schon seit dem Start des Rheinland-Pfalz-Takts im Mai 1994. Die künftige S-Bahn-Linie von Mannheim über Frankenthal nach Mainz hat ebenfalls schon einen Halbstundentakt, wird aber aus anderen Gründen von dem neuen Bahnsteig profitieren. Durch ihn wird es möglich, künftige S-Bahn-Züge nach Mainz im Mannheimer Hauptbahnhof beginnen zu lassen. Der Abschnitt zwischen dem Mannheimer Hauptbahnhof und dem Bahnhof Neu Edingen (früher Mannheim-Friedrichsfeld) ist künftig Teil des Main-Neckar-Ried-Netzes. Damit entfällt für die Züge der Linie Mannheim–Mainz eine wesentliche Verspätungsquelle und es besteht Anlass zur Hoffnung, dass sich die Pünktlichkeit der Züge verbessert und so die Gefahr sinkt, beispielsweise auf der Fahrt von Ludwigshafen nach Freinsheim in Frankenthal Süd den Anschlusszug zu verpassen.

Kommentar: Fortschritt statt Mannheim 21

Von Eckhard Buddruss

Der neue Bahnsteig im Mannheimer Hauptbahnhof ist ein bedeutender Fortschritt. Er erleichtert den Betrieb und schafft wichtige Kapazitäten.

Am Mannheimer Hauptbahnhof standen gestern Sicherheitskräfte mit Pfefferspray bereit. Gebraucht wurden sie nicht. Es herrschte allgemeine Eintracht und Freude über den neuen Bahnsteig, der wichtige Voraussetzungen für ein verbessertes Zugangebot und einen flüssigeren Betriebsablauf in dem stark frequentierten Knotenbahnhof schafft. Ein integraler Taktfahrplan, wie er in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg gemeinsames Leitbild ist, ermöglicht günstige Anschlüsse, erfordert aber viele Bahnsteiggleise, weil sich viele Züge gleichzeitig im Bahnhof befinden.

Man kann heute nur noch mit Grausen daran denken, dass es einmal Pläne gab, die Anzahl der Mannheimer Bahnsteiggleise, die nun von neun auf elf erhöht wurde, auf acht zu reduzieren. Dieses Projekt trug den Namen Mannheim 21 und verschwand zum Glück wieder von der Bildfläche, ohne Schaden anzurichten. In der baden-württembergischen Landeshauptstadt sieht das leider anders aus. Mit einem Kostenaufwand, der inzwischen als irrsinnig bezeichnet werden muss, wird dort ein Projekt umgesetzt, das die Anzahl der Bahnsteiggleise von 16 im Kopfbahnhof auf acht im künftigen Tiefbahnhof reduziert. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass mehr Gleisinfrastruktur als bisher vorgesehen gebraucht wird, wenn der Bahnverkehr im Großraum Stuttgart künftig so wächst, wie dies aus umwelt- und klimapolitischen Gründen dringend erforderlich ist. Die 58,7 Millionen Euro, die in den Ausbau des Mannheimer Hauptbahnhofs investiert wurden, sind sehr gut angelegtes Geld – nicht nur im Vergleich zum Milliardengrab in Stuttgart.