20.09.2017
Pfälzischer Merkur

Zehn Brücken in Region marode - Zweibrücker Bahnbrücken müssen saniert werden
70 Brücken im Land betroffen
Bahnbrücken müssen saniert werden

Zweibrücken. Rund 70 Eisenbahnbrücken in Rheinland-Pfalz sind baufällig, 20 weitere können sogar gar nicht mehr repariert werden. Auch zehn in Zweibrücken und der Region präsentieren sich lange nicht mehr in Bestform. Akute Gefahr besteht laut Bahn aber nicht.

Es sind besorgniserregende Zahlen, die eine Anfrage der Grünen im Bundestag zutage gefördert hat: Rund 70 Bahnbrücken in Rheinland-Pfalz sind laut der Netz AG der Deutschen Bahn marode und müssen dringend saniert werden. Bei 20 weiteren hilft nur noch die Abrissbirne. Betroffen sind solche zwischen Lampertsmühle und Otterbach, Ramstein und Glan-Münchweiler, Kaiserslautern und Hochspeyer oder Hochspeyer und Weidenthal.

Die Bahn unterscheidet vier Brückenzustände. In Kategorie eins ist alles in Ordnung, in der zweiten sind Instandsetzungmaßnahmen zu planen, in der dritten eine Erneuerung zu prüfen. Die Einordnung in Zustandskategorie vier besagt laut Bahn, dass eine wirtschaftliche Instandsetzung unmöglich ist. In diesen Fällen sei es sinnvoller, die Brücke in den nächsten 15 bis 20 Jahren zu ersetzen. Ein Sicherheitsrisiko bestehe nicht. Unsichere Brücken würden gesperrt und nicht weiter betrieben.

In Zweibrücken und der Region stehen laut der Bahn-Zustandskarte zehn Brücken vor der Sanierung, fallen also mindestens in Kategorie zwei. Am kritischsten ist die Lage bei drei Kategorie-vier-Brücken: einer 1927 errichteten Überführung über den Bautzenbach in Ernstweiler, einer Stahlbrücke von 1927 über den Schwarzenbach in Höhe der Dellfelder Grundschule und einer 1873 errichteten Walzträgerbrücke über eine Flussöffnung zwischen Contwig und Dellfeld am Stambacher Bahnhof beim dortigen Sportheim. Was tut die Bahn hier? Auf Anfrage heißt es, die Brücke über den Bautzenbach werde derzeit nicht befahren, weil es sich um eine ehemalige Abzweigung im Bahnhof Einöd Richtung Homburg (Saar) handelt. Der aber ja nach Bekundungen auch aus dem Saarland reaktiviert werden soll. Am Bauwerk in Dellfeld seien die Bohlen im Überweg inzwischen „umfassend erneuert“ und damit der Grund der Beanstandung beseitigt worden. Der Überführung am Stambacher Bahnhof nehme man sich bis 2019 an. Allesamt also Kategorie-vier-Fälle, die doch keinen Abriss erforderten.

„Momentan keine (komplette) Erneuerung“ plant die Bahn laut einer Sprecherin hingegen bei den übrigen Einstufungen in Kategorie zwei und drei. Darunter eine 1927er Stahlbrücke über den Schwarzenbach neben der Gottlieb-Daimler-Brücke in Ernstweiler und eine aus 1875 nahe des Contwiger Bahnhofs (beide Kategorie drei). Zur Kategorie zwei gehören eine Gewölbebrücke an der Einfahrt zu John Deere (1972 gebaut), eine Stahlbetonbrücke von 1947 an der Niederauerbacher Annweilerstraße, eine andere über den Aschbach in Dellfeld am Bahnhof, eine über einen Wasserlauf am Contwiger Bahnhof (1927) und ein Walzträgerbauwerk (1939) in Rieschweiler-Mühlbach nahe der Bahnhofsstraße/Im Hechtloch.

Der Schienen-Zweckverband Rheinland-Pfalz Süd will im Herbst mit der Bahn besprechen, wie nötige Sanierungsmaßnahmen so umgesetzt werden können, dass die Fahrgäste möglichst wenig davon spüren. Laut eines Sprechers gehöre dazu, dass etwa Brückensanierungen mit anderen Bauarbeiten an den Eisenstrecken gebündelt und Zeitfenster gefunden werden, die den Schülerverkehr und Berufspendler möglichst außen vor lassen. Allerdings werde dies gerade bei den Brücken nicht immer gelingen, weil es immer einen Zeitpunkt geben werde, an dem ein Streckenabschnitt vollgesperrt werden müsse.

Laut Bahn stehen in Rheinland-Pfalz 1854 Eisenbahnbrücken. In den vergangenen drei Jahren seien 26 davon saniert, erneuert oder gebaut worden. Außerdem nehme die DB dieses Jahr 15 erneuerte Brücken in Betrieb. Alle deutschlandweit über 25 000 Bauwerke, die die Bahn unterhält, würden regelmäßig kontrolliert. Derzeit setze man das größte Modernisierungsprogramm der DB-Geschichte um – mit einem Investitionsvolumen in die Schieneninfrastruktur von 28 Milliarden Euro zwischen 2015 und 2019. Das solle eine gute Basis schaffen, um langfristig den bestehenden Investitionsrückstau abzubauen. Mit dem Bund sei vereinbart, bis 2019 insgesamt 875 Eisenbahnbrücken vollständig oder in Teilen zu erneuern. Die Bahn sei hier auf einem guten Weg, habe die Zahl der (teil-) erneuerten Brücken 2016 gegenüber 2015 mehr als verdoppelt. Eine Rolle dabei spielten externer Faktoren wie die Dauer von Genehmigungsverfahren und die Verfügbarkeit von Marktkapazitäten. Daher rechnet die Bahn mit einem Hochlauf zum Ende des Anrechnungszeitraums.

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