12.06.2017
Saarbrücker Zeitung

Bis September Handbetrieb

Biebermühle: Elektronisches Stellwerk immer noch nicht fertig – Bahn spricht von normalen Verzögerungen
Von Silvia Sebastian

Im September dieses Jahres soll das neue Elektronische Stellwerk „Südliche Pfalz“ in Betrieb genommen werden. Bis dahin wird der Bahnübergang Pirmasens-Nord (Biebermühle) weiterhin von einem Mitarbeiter jede halbe Stunde per Hand geregelt. Das teilte die Deutsche Bahn auf Anfrage mit.

Vor einem Jahr hatte die Bahn mit den Arbeiten an der neuen Bahnhofstechnik begonnen. Durch die Umstellung von mechanischer auf elektronische Steuerung sollen die Signale und Weichen von Neustadt aus per Mausklick gesteuert werden können. Doch die Inbetriebnahme der neuen Anlage, die ursprünglich Ende 2016 und dann für April angedacht war, wird sich wohl um weitere vier bis fünf Monate verzögern.„Diese Verzögerungen sind bei solchen Baumaßnahmen normal“, stellt eine Bahnsprecherin fest. Insgesamt 17 Bahnübergänge müssten in die neue Stellwerkstechnik integriert, dazu Stromversorgung, Telekommunikationsanlagen und Oberleitungen angepasst und vor Inbetriebnahme geprüft werden. Wenn sich durch das Wetter oder gefrorene Böden im Winter der Bauablauf verzögere, könne dies schnell zu größeren zeitlichen Verschiebungen führen. „Die Züge fahren ja, wir können nur in Sperrpausen bauen.“

Zehn Stunden lang harrt jeweils ein Mitarbeiter eines Gleisbau-Sicherungsunternehmens im Bauwagen neben dem Bahnübergang Biebermühle aus, brüht sich mitunter einen Pulverkaffee auf oder sitzt auf einem Gartenstuhl draußen in der Sonne. Ständig steht er per Mobiltelefon in Kontakt zur Fahrdienstleitung. Wenn diese ihn über einen sich nährenden Zug informiert, betätigt der Mitarbeiter einen Schlüssel am Schaltkasten, die mobile Schrankenanlage nimmt ihren Dienst auf. Per Hand hängt der Mitarbeiter noch eine girlandenartige rot-weiße Absperrung für den Fußgängerüberweg auf beiden Seiten der Schranke ein. Danach meldet er dem Fahrdienstleiter „gesichert“ und der Zug kann passieren. Nachts, wenn keine Züge mehr fahren, ist der Bauwagen nicht mehr besetzt. Um die mobile Technik zu sichern, wurden inzwischen Sicherheitskameras aufgestellt, erzählt einer der Mitarbeiter.

Warum gerade der Bahnübergang Pirmasens-Nord über eine mobile Schranken- und Signalanlage per Handbetrieb gesteuert werden muss, während andere Bahnübergänge auf der Strecke Kaiserslautern-Pirmasens nach wie vor automatisch betrieben werden können, war von der Bahn bisher nicht zu erfahren.