26.05.2017
Die Rheinpfalz

Grünes Licht für BASF-S-Bahn

Verträge über Finanzierung unterzeichnet – Bauphase sorgt 2018 für abschnittsweise Ausfälle von Zügen
Von Eckhard Buddruss

Ludwigshafen. Die Integration der BASF ins S-Bahn-Netz rückt näher. Am Mittwoch wurde in Ludwigshafen der Vertrag unterschrieben, der die Finanzierung der Bauarbeiten auf BASF-Gelände regelt. Bevor Ende 2018 der S-Bahn-Betrieb starten kann, gibt es 2018 wegen der Bauarbeiten allerdings Einschränkungen des Zugangebots. Zeitweise ist die Strecke, über die die Pendlerzüge in die BASF fahren, komplett gesperrt.

Die aktuellen Planungen für den Betrieb während der Bauphase im Fahrplanjahr 2018 sehen vor, dass die BASF-Pendlerzüge aus älteren Dieseltriebwagen von Kaiserslautern, Germersheim und Wörth auf Elektrotriebwagen der Baureihe 425 umgestellt werden, die aber ein Jahr lang nur bis und ab Ludwigshafen Hauptbahnhof fahren können. Zwischen dem Ludwigshafener Hauptbahnhof und BASF Süd wird in dieser Zeit ein Pendelverkehr mit Dieseltriebwagen eingerichtet.Voraussichtlich ab Start der Sommerferien 2018 in Rheinland-Pfalz wird die Strecke zwischen Ludwigshafen Hauptbahnhof und der BASF für rund drei Monate komplett gesperrt und ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2018 soll dann der S-Bahn- Betrieb aufgenommen werden.

Vorgesehen ist zusätzlich zum heutigen Angebot ein S-Bahn-Stundentakt zwischen Ludwigshafen Hauptbahnhof und der BASF. Die BASF-Pendlerzüge von Germersheim, Kaiserslautern und Wörth werden dann mit S-Bahn-Fahrzeugen gefahren. Dank der spurtstarken Elektrotriebwagen ergeben sich neue Möglichkeiten bei der Fahrplangestaltung. Weiterhin mit Dieseltriebwagen fahren auch nach der Elektrifizierung der Strecke in die BASF die BASF-Pendlerzüge von Landau und von Ramsen. Die BASF-Pendlerzüge werden derzeit von 1300 bis 1400 Reisenden pro Tag genutzt. Nicht enthalten in dieser Zahl sind Pendler, die mit der S-Bahn beispielsweise bis Ludwigshafen Mitte und von dort mit der Straßenbahn in die BASF fahren.

Michael Heinz, der frischgebackene BASF-Arbeitsdirektor, sprach bei der Vertragsunterzeichung in Ludwigshafen von einem „ganz wichtigen Meilenstein“. „Die neue Anbindung ist ein attraktives Angebot für unsere Mitarbeiter. Mit der S-Bahn können sie schneller und bequemer ihren Arbeitsplatz erreichen“, betonte Heinz. Zum Thema Job-Ticket für BASF-Mitarbeiter sagte Heinz der RHEINPFALZ: „Wenn die Ludwigshafener Hochstraße abgerissen wird, brauchen wir unterschiedliche Module, um den Pendlerverkehr zu bewältigen. Das Job-Ticket könnte eine Möglichkeit sein, wenn die Konditionen für die BASF attraktiver sind als bisher. Daran arbeiten wir schon.“

Christian Specht (CDU), Erster Bürgermeister der Stadt Mannheim und Vorsitzender des Zweckverbands Verkehrsverbund Rhein-Neckar (ZRN), nannte die Unterzeichnung des Vertrags über die S-Bahn in die BASF einen „großen und wichtigen Tag“ und würdigte es als ein Signal, dass ein Unternehmen wie die BASF Verantwortung übernehme und damit auch ein nachahmenswertes Beispiel für andere Unternehmen gebe. Specht dankte aber auch der Stadt Ludwigshafen für ihren Beitrag zu dem Projekt. Finanziert werden die auf 36,35 Millionen Euro veranschlagten Bauarbeiten zu 60 Prozent vom Bund und zu 25 Prozent vom Land. Die restlichen 15 Prozent und die Planungskosten tragen für das rund vier Kilometer lange Stück auf BASF-Gelände die BASF, für das rund zwei Kilometer lange Stück zwischen dem Ludwigshafener Hauptbahnhof und dem BASF-Werkstor die Stadt Ludwigshafen. Als Baukosten für das Stück auf dem BASF-Gelände sind rund 21 Millionen Euro veranschlagt.

Winfried Hirschberger (SPD), Vorsteher des für den regionalen Schienenverkehr im südlichen Rheinland-Pfalz zuständigen Zweckverbands, verwies darauf, dass der ohnehin energieeffiziente und umweltschonende Schienenverkehr noch umweltfreundlicher werde, wenn er elektrisch betrieben wird. Der rheinland-pfälzische Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte, der Druck wachse, Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung zu ergreifen. Dieses Ziel solle aber nicht durch Fahrverbote erreicht werden, sondern mit einer Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs wie dem Ausbau der S-Bahn Rhein-Neckar.

Kommentar: Marathon auf der Zielgeraden

Von Eckhard Buddruss

Der S-Bahn-Anschluss für die BASF ist nur mühsam vorangekommen. Immerhin wird das Projekt wohl vor dem Hochstraßenabriss fertig.

Der neue BASF-Arbeitsdirektor Michael Heinz sagte bei der Unterzeichnung des Vertrags über die Finanzierung der Bauarbeiten für die S-Bahn in die BASF treffend, ein solches Projekt sei kein Sprint, sondern ein Marathon-Lauf. Tatsächlich sind vor knapp zehn Jahren schon einmal deutlich frühere Daten für die Elektrifizierung der Strecke in die BASF genannt worden. Im Vergleich zu manch anderem Vorhaben ist allerdings ein Zeitraum von rund zehn Jahren zwischen der ersten Machbarkeitsstudie und der Inbetriebnahme noch relativ präsentabel.

Vor allem macht es sich jetzt bezahlt, das Projekt vor rund zehn Jahren angeleiert zu haben, weil es nun aller Voraussicht nach immerhin noch rechtzeitig fertig wird, bevor ab Ende 2019 die Bauarbeiten für den Abriss der Ludwigshafener Hochstraße Nord beginnen. Vor den Folgen dieses Projekts für die Verkehrssituation in der Region haben wohl alle Verantwortlichen Bammel. Dies schlug sich zeitweise in unausgegorenen Ideen wie der Forderung nach einer Seilbahn zwischen Ludwigshafen und Mannheim nieder. Inzwischen dürfte aber wohl (so gut wie) allen Beteiligten klar sein, dass sich ein neues Verkehrsystem nicht innerhalb kurzer Zeit aus dem Hut zaubern lässt.

Auch durch die Fahrverbote, die wegen der Überschreitung der Stickoxid- und Feinstaubwerte in diversen deutschen Städten drohen, wächst der Druck noch weiter, Anreize zum Umsteigen auf den öffentlichen Nahverkehr zu schaffen. Dazu gehören auch attraktive Tickets – und zwar nicht nur an Tagen mit besonders hoher Luftbelastung.