11.02.2017
Die Rheinpfalz

Neuer Zug für Zweibrücken

Von Eckhard Buddruss

Für die S-Bahn nach Zweibrücken haben sich viele Bürger letztlich mit Erfolg engagiert. Auch die Mainzer Landesregierung hat sich bei einem schwierigen Thema bewährt, das große Geduld und einen langen Atem erforderte.

Rheinland-Pfalz ist unter den Bundesländern immer noch Spitzenreiter bei der Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken. Seit die Reihe 1994 mit der Deutschlandpremiere Grünstadt–Eisenberg begann, ging es allerdings mit keinem Projekt in der Pfalz so zäh voran wie mit der Strecke Homburg–Zweibrücken. Bei keinem anderen Vorhaben gab es aber auch eine so intensive und engagierte Aktivität lokaler Initiativen, denen es in jahrzehntelanger Arbeit gelungen ist, das Projekt voranzubringen. Der verdiente Lohn ist nun, dass es nicht nur eine Streckenreaktivierung gibt, sondern erstmals gleich eine Integration ins S-Bahn-Netz.

Die vergangenen Wochen haben entscheidende Fortschritte gebracht. Zuerst haben sich die beiden Fachminister Volker Wissing (FDP) und Anke Rehlinger (SPD) geeinigt, das Projekt voranzubringen. Nun hat die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) angekündigt, dem „fairen Angebot“ aus Rheinland-Pfalz zur Kostenteilung zuzustimmen. Zwar betont die saarländische Landesregierung, dass über die Reaktivierung damit noch nicht definitiv entschieden sei und diese nur bei einem – weiterhin – positiven Nutzen-Kosten-Verhältnis erfolgen könne. Definitiv sicher ist der Bau der S-Bahn-Strecke tatsächlich erst, wenn der Bund seine Zuschüsse bewilligt hat und Baurecht besteht. Aber aller Voraussicht nach sind auch bei der nun anstehenden vertieften Planung keine Kostensteigerungen in einem Umfang zu befürchten, der das positive Ergebnis der Nutzen-Kosten-Untersuchung von 2015 in Frage stellen könnte.

Im Saarland hat sich nun die Erkenntnis durchgesetzt, dass auch der Saarpfalzkreis erhebliche Vorteile von der S-Bahn-Verlängerung hat; insbesondere das Biosphärenreservat Bliesgau dürfte von der besseren Erreichbarkeit profitieren. Die wichtigsten Nutznießer sind aber zweifellos die Stadt Zweibrücken und ihre Umgebung, deren Verkehrsverbindungen besonders nach Kaiserslautern und in die Vorderpfalz deutlich besser werden.

Dies ist ein mit vielen Mühen errungener Erfolg für alle, die sich in der Westpfalz engagiert haben, aber auch für die rheinland-pfälzische Landespolitik. Der erste entscheidende Schritt erfolgte schon Ende 2010, als sich der damalige Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) – für viele überraschend – bereit erklärte, einen Teil der Kosten für die Reaktivierung des Abschnitts auf saarländischem Gebiet zu übernehmen.

Nachdem diese Position im Februar 2011 durch einen einstimmigen Beschluss der damaligen Mainzer Landtagsfraktionen von SPD, CDU und FDP zum breiten politischen Konsens geworden war, dauerte es allerdings noch einmal fast sechs Jahre, bis die lange Zeit zögernde Landesregierung in Saarbrücken zu einer Einigung auf dieser Basis bereit war. Das war für viele in Zweibrücken eine harte Geduldsprobe. Das Saarland hatte für sein Zögern allerdings plausible Argumente, solange nicht geklärt war, wie viel Geld die Länder künftig für den regionalen Bahnverkehr zur Verfügung haben.

Der rheinland-pfälzische Minister Volker Wissing hat einen Durchbruch nun schon nach relativ kurzer Zeit im Amt erreicht. Dass die rheinland-pfälzische FDP so einen Teil der Lorbeeren für den Erfolg erntet, hat sie vor allem wegen der konstruktiven Rolle verdient, die sie als Landtagsopposition Ende 2010 und Anfang 2011 in der Diskussion um die S-Bahn nach Zweibrücken gespielt hat. Letztendlich haben sowohl Bürger und Politiker, die sich für das Projekt engagiert haben als auch der mit der Fachplanung betraute Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) ein großes Lob verdient. Die verbleibenden Probleme sind bei gutem Willen auf allen Seiten lösbar. Wenn nun alles glatt geht, erscheint es durchaus realistisch, dass ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2021 S-Bahn-Züge bis nach Zweibrücken fahren.