14.01.2017
Die Rheinpfalz

Rhein-Niedrigwasser verteuert Logistik

Massive Auswirkungen auf Häfen in Ludwigshafen, Germersheim und Wörth – Deutsche Bahn fährt Sondergüterzüge für die BASF
Von Sara Brunn und Eckhard Buddruss

Ludwigshafen. Das Niedrigwasser im Rhein beeinträchtigt immer mehr die Leistungsfähigkeit der Binnenschifffahrt. Das trifft besonders die Häfen in der Pfalz. Die BASF, für die das Binnenschiff normalerweise mit einem Anteil von rund 40 Prozent der wichtigste Verkehrsträger ist, muss ihre Transporte teilweise umorganisieren. Die Deutsche Bahn (DB) fährt derzeit wegen des Rhein-Niedrigwassers Sondergüterzüge für die BASF.

Die Binnenschiffe, die noch fahren, können weniger transportieren. Als Ausgleich für den Ausfall muss den Betreibern der Schiffe ein sogenannter Kleinwasserzuschlag gezahlt werden, wie Martin Staats, Vorstand des Bundesverbands der Deutschen Binnenschifffahrt, erläuterte. Der kann ins Geld gehen. Schon seit September seien die Pegelstände nicht optimal für die Binnenschifffahrt, sagte Staats. Seit November sinken sie fast durchgehend. Besonders flach ist die Fahrrinne am Mittelrhein. Dieser Abschnitt ist auch für Robert Arndt, Prokurist der Hafenbetriebe Ludwigshafen, die auch für den Hafen in Wörth zuständig sind, der Knackpunkt in der aktuellen Situation. Die am Niederrhein liegenden Häfen wie beispielsweise Duisburg könnten davon gar profitieren, da die Schiffe dort „leichtern“, also zumindest in Teilen entladen werden, bevor sie ihren Weg Richtung Rheinland-Pfalz fortsetzen.Einige besonders günstig gebaute Schiffe haben einen Leertiefgang von 50 bis 80 Zentimetern. Doch schon manch kleines Binnenschiff erreicht voll beladen einen Tiefgang von 2,50 Metern. „Grundsätzlich hat die Branche von diesen kleineren Einheiten nicht genug, de facto läuft es darauf hinaus, dass die großen einfach weniger Ladung aufnehmen“, sagt Staats. Nach Angaben des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Bingen kann es sein, dass Schiffe nur 10 Prozent ihrer Ladekapazitäten aufnehmen.

Andreas Roer, Geschäftsführer des Logistikunternehmens Contargo Rhein-Neckar, macht dies an einem Beispiel deutlich: Die Fracht, die normalerweise auf einem einzigen Binnenschiff transportiert werden könne, werde nun auf vier Schiffseinheiten verteilt. Das bedeutet, dass an ein Schiff drei unmotorisierte Frachter gekoppelt werden, auf die die Ladung verteilt werde. „Das ist ungewöhnlich. Normalerweise schwimmt man im Januar auf dem Adventshochwasser“, sagt Roer.

Auch der Hafenlogistiker Freyer GmbH in Germersheim bekommt die aktuelle Niedrigwassersituation zu spüren. Für die Baubranche habe es zwar noch keine Auswirkungen, sagt Geschäftsführer Peter Freyer mit Blick auf die 10.000 bis 20.000 Tonnen Kies, die das Unternehmen sonst durchschnittlich im Monat umschlägt. Derzeit lagere aber Fracht im Rotterdamer Hafen, die für die Germersheimer bestimmt sei, doch der Pegelstand verhindere seit mehreren Tagen die Anlieferung per Schiff. Betroffen sind davon Produkte wie Papier, Agrargüter oder Roheisen. Die Mehrkosten, die bei der Lieferung per Lkw entstehen, beziffert Geschäftsführer Peter Freyer im Vergleich zur Binnenschifffahrt auf das Drei- bis Vierfache.

Die BASF ist nach Aussage einer Sprecherin derzeit von dem Rhein-Niedrigwasser „nur wenig beeinträchtigt“. Die Minderauslastung der eingesetzten Binnenschiffe sei durch den Einsatz einer größeren Anzahl von Schiffen und eine Verlagerung auf andere Verkehrsträger weitgehend ausgeglichen worden.

Die Situation ist derzeit auch nicht so gravierend wie beim Rhein-Niedrigwasser im außergewöhnlich heißen Sommers 2003. Damals sank der Pegelstand an der Messstelle Kaub bis auf 35 Zentimeter am 28. September 2003, der niedrigste Stand in der laufenden Woche lag bei 51 Zentimetern. Im Sommer 2003 verlagerte die BASF in erheblichem Umfang wichtige Transporte vom Schiff auf die Schiene, wobei damals die von der BASF mitgegründete Privatbahn Rail-4-Chem eine zentrale Rolle spielte. Auch die DB übernahm im Sommer 2003 wegen des extremen Rhein-Niedrigwassers in erheblichem Umfang Mehrverkehr, was damals allerdings zu deutlichen Verschlechterungen bei der Beförderungsqualität führte. Die DB akzeptiert derartige Zusatztransporte daher inzwischen nur noch nach vorheriger Kapazitätsprüfung, wobei bestehende Kunden Priorität haben. Nach RHEINPFALZ-Informationen fährt die DB derzeit wegen des Rhein-Niedrigwassers über die üblichen Transporte hinaus auch noch Sonderzüge für die BASF.