14.01.2017
Die Rheinpfalz

Brücken nach Schilda

Im Nachhinein: Was beim Bau von Überführungen alles schiefgehen kann

Wir wissen nicht, woran es liegt. Verkümmert hierzulande das Talent, mehr oder weniger komplizierte Bauprojekte ordentlich und pannenfrei über die Bühne zu bringen? Oder sind die im öffentlichen Dienst zuständigen Damen und Herren überlastet? Über Fachleute-Mangel beim für Bau und Unterhalt von Straßen und Brücken zuständigen Landesbetrieb Mobilität (LBM) wird ja seit einiger Zeit schon laut geklagt. Oder ist es einfach Schlamperei? Oder nur dummer Zufall?

Was wir aber feststellen müssen: Beim Bau von Straßen und Brücken gibt es auch im beschaulichen Rheinland-Pfalz eine ganze Reihe von Schildbürger-Stückchen. Man dürfte sie als uneingeschränkt vergnüglich einstufen, kosteten sie nicht vom Steuerzahler hart erarbeitetes und von ihm bei Vater Staat abgeliefertes Geld.

Wir meinen dabei nicht den misslichen Umstand, dass viele Straßen- und Brückenplanungen über Jahrzehnte zerredet und blockiert werden, bis der staunende Bürger das Gefühl hat, gar nichts mehr gehe voran. Wir meinen noch nicht einmal die neue Autobahn-Brücke zwischen Wiesbaden und Mainz, die von den Hessen dreispurig über den Rhein geschlagen wird, wo sie einige Rheinland-Pfälzer am liebsten dauerhaft zweispurig weiterführen wollen. Wir meinen vielmehr die kleineren Brückchen, die viel Geld gekostet haben und jetzt mehr oder weniger funktionseingeschränkt, in einem Fall sogar hinderlich in der Gegend stehen. Schildbürger-Stückchen eben.

Dazu gehört zweifellos jene Brücke, die sich seit April 2015 modern und elegant über eine Straße im Bereich der Mainzer Universität schwingt und über die wir an dieser Stelle bereits ausführlich berichtet haben. Das Brückchen führt Fußgänger und Radfahrer sicher über die Straße. Eigentlich sollen auch Stadtbusse darüber rollen. Deshalb wurde das Teil bärenstark gebaut, was stolze 3,4 Millionen Euro verschlungen hat.

Leider hatte die Stadtverwaltung vergessen, den für die Brückenauffahrt notwendigen Grund und Boden zu kaufen. Jetzt wird mit den Eigentümern heftig um den Kaufpreis gefeilscht, derweil die Brücke einer nützlicheren Zukunft harrt. Immerhin ist sie von Spöttern schon mit dem Prädikat „Hammer der Woche“ bedacht worden. Regelrecht hinderlich ist eine Bahnbrücke bei Niederahr im Westerwald. Sie wurde vor Jahren unter Regie der Bahn gebaut. Dabei ist ein Pfeiler offenbar dicker geraten als ursprünglich vorgesehen. Aufgefallen ist das erst beim Bau der Ortsumgehung, die kürzlich eingeweiht worden ist. Aber die neue Straße ist im Bereich der Bahnbrücke nur zweispurig anstatt vierspurig. Es wäre wohl auch kaum ratsam, den sperrigen Pfeiler aus dem Weg zu räumen.

Ein besonders nettes Schilda-Stückchen ist vor wenigen Tagen bekannt geworden: Als erstes Teilstück der Ortsumgehung (Bundesstraße 266) Bad Neuenahr ist bereits vor 30 Jahren eine Brücke gebaut worden. In diesem Sommer sollte die zwei Kilometer lange und 48 Millionen Euro teure Umfahrung mit ihren beiden Tunnel endlich fertig werden. Es wird länger dauern. Denn jetzt hat der LBM festgestellt, dass das alte Brückchen sanierungsbedürftig ist, außerdem zu schwach für das heutige Verkehrsaufkommen. Es muss ertüchtigt werden.

Wir hoffen sehr, dass die Brückensanierung abgeschlossen sein wird, bevor die neuen Tunnel erste Altersschwächen zeigen. Arno Becker