23.12.2016
Die Rheinpfalz

„Was Besseres könnte nicht passieren“

Politiker und Verbände zeigen sich erfreut über Einigung zur S-Bahnstrecke nach Homburg

Die Einigung der beiden Verkehrsminister von Rheinland-Pfalz und Saarland ist laut Oberbürgermeister Kurt Pirmann ein wichtiger Schritt zur Umsetzung des Projekts S-Bahn-Strecke nach Homburg. Die Ergebnisse des Treffens am Dienstagabend (wir berichteten gestern) werden auf rheinland-pfälzischer Seite durchweg positiv beurteilt.

Kurt Pirmann begrüßt die Vereinbarung. Der Oberbürgermeister betont, dass das Ergebnis auch ein Erfolg der Menschen sei, die sich seit Jahren für die Reaktivierung der Bahnstrecke einsetzen, sowohl in der Kommunalpolitik als auch auf Vereinsebene.Werner Marschall, Vorsitzender des Zweibrücker Vereins zur Förderung des Schienenverkehrs, zeigt sich überzeugt, dass die S-Bahn kommt: „Das war zwangsläufig. Ich konnte es mir gar nicht anders vorstellen, als dass es irgendwann mal klappt.“ Der Vorsitzende der Schienenfreunde, die sich seit Jahren für das Projekt stark machen, betont, dass sich die Kosten für den Ausbau relativierten, wenn man berücksichtigt, wie weit die Investitionen in die Zukunft reichen. Die S-Bahn-Anbindung sei für die Entwicklung der Region überaus wichtig. „Was Besseres könnte uns im Moment gar nicht passieren“, sagt Marschall mit Blick auf vergangene Tiefschläge wie die Schließung des Flughafens und des Evangelischen Krankenhauses. Lob findet er für Verkehrsminister Volker Wissing: „Er ist in meinen Augen ganz glaubwürdig und macht das richtig gut.“ Überhaupt sei sich die Politik bei diesem Projekt „wirklich sehr, sehr einig“.

Anke Rehlinger, Verkehrsministerin des Saarlandes, und Volker Wissing, ihr rheinland-pfälzisches Pendant, hatten, wie berichtet, am Dienstag vereinbart, die nächsten Planungsphasen in Sachen S-Bahn nach Homburg einzuleiten. Werner Schreiner, der beim Verkehrsverbund Rhein-Neckar für das Projekt zuständig ist, erklärte auf Nachfrage, welche Schritte als Nächstes anstehen: Es habe zwar bereits eine Vorplanung mit einer ersten Kostenermittlung gegeben, jetzt komme es aber darauf an, detailliertere Untersuchungen zu machen. Dabei würden unter anderem die Umweltverträglichkeit geprüft und Einwände von Bürgern berücksichtigt. Dadurch könnte sich die letztendliche Kostenplanung noch einmal ändern. „Wenn die Vorplanung gut war, ändert sie sich nicht“, sagte Schreiner. Um Zuschüsse beim Bund beantragen zu können, müssten die Planung fix und die tatsächlichen Kosten ermittelt sein. Zu den Erfolgsaussichten der politischen Verhandlungen über das S-Bahn-Projekt wollte sich Schreiner als Projektleiter nicht äußern.

Die Vereinbarung der beiden Minister „dürfen wir als positives Signal für das Vorankommen des Projektes werten“, sagt die aus Pirmasens stammende Bundestagsabgeordnete Angelika Glöckner, die sich auch auf Bundesebene für die Reaktivierung der S-Bahn-Strecke einsetzt. Glöckner erinnert daran, dass die Bund-Länder-Verhandlungen zu den Regionalisierungsmitteln und dem Bund-Länder-Finanzausgleich „zufriedenstellend abgeschlossen“ wurden. Dadurch hätte gerade das Saarland mehr finanziellen Spielraum, was dem S-Bahn-Projekt zugutekommen könne.

Auch die Bundestagsabgeordnete Anita Schäfer begrüßt „diesen entscheidenden Fortschritt für das Projekt“. Sie hoffe, dass die beiden Landesregierungen „nun Anfang des Jahres wie angekündigt Nägel mit Köpfen“ machen. „Nach der kürzlichen Verankerung des durchgehend vierstreifigen Ausbaus der Bundesstraße 10 im Bundesverkehrswegeplan wäre dies für mich das zweite Erfolgserlebnis im Verkehrsbereich innerhalb kurzer Zeit nach jahrelangem Bemühen“, freut sich Schäfer. Sie betont, dass auch das Saarland von der erweiterten S-Bahnstrecke profitieren würde.

Winfried Hirschberger, Verbandsvorsteher des Zweckverbands Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz (ZSPNV) Süd betonte, dass der Zweckverband gut auf die Reaktivierung der S-Bahnstrecke vorbereitet sei: „Wenn beide Länder eine Einigung über die Investitionen erzielt haben, werden wir umgehend mit der DB Regio als S-Bahnpartner die Gespräche über die betrieblichen Rahmenbedingungen führen. Wir haben im (...) neuen S-Bahn-Vertrag die nötige rechtliche Vorsorge getroffen.“

Steven Wink, verkehrspolitischer Sprecher der FDP im Mainzer Landtag nannte die Vereinbarungen der Verkehrsminister „ein gutes Signal“. Von der Umsetzung des Projekts würden vor allem Pendler profitieren. Aus dem saarländischen Landtag meldete sich die aus Homburg stammende Abgeordnete Barbara Spaniol zu Wort: Auch die Saar-Linke begrüßten die Fortschritte. „Es ist genug Zeit vertrödelt worden. Es gibt längst keine rationalen Gründe mehr, bei dieser Reaktivierung weiter auf der Bremse zu stehen“, so Spaniol. „Ob Uni-Standort Homburg oder Biosphärenregion: Die S-Bahn ist ein wichtiger Pfeiler für Wirtschaft, Industrie, Kultur und das öffentliche Leben in der Region Saar-Westpfalz.“

Die Bahnstrecke zwischen Homburg und Zweibrücken ist nach Angaben des Wirtschaftsministeriums 11,1 Kilometer lang. 7,5 Streckenkilometer lägen im Saarland im Abschnitt zwischen Homburg und Einöd. Der Streckenabschnitt zwischen Einöd und Zweibrücken sei 3,6 Kilometer lang, wovon 2,6 Kilometer auf rheinland-pfälzischem Territorium lägen. mefr