13.12.2016
Die Rheinpfalz

Neues Mannheimer Bahnsteiggleis in Betrieb

Ausbau des Hauptbahnhofs liegt im Zeitplan – Projekt wichtig für künftige Frankenthaler S-Bahn-Linie
Von Eckhard Buddruss

Mannheim. Das neue Bahnsteiggleis 12 im Mannheimer Hauptbahnhof ist mit dem Fahrplanwechsel am vergangenen Sonntag in Betrieb gegangen. Die Arbeiten an dem neuen Bahnsteig F liegen im Zeitplan. Bedeutung hat dieses Projekt unter anderem für die künftige S-Bahn-Linie von Mainz über Frankenthal nach Mannheim.

Mannheims Erster Bürgermeister Christian Specht (CDU) sprach gestern bei der offiziellen (Teil)-Eröffnung des Bahnsteigs von einem „ganz, ganz wichtigen Tag“. Der Ausbau des Mannheimer Hauptbahnhofs sei „eine der wichtigsten Infrastruktur-Investitionen in der Metropolregion Rhein-Neckar“ und sichere deren Zukunftsfähigkeit. Dank der erweiterten Kapazitäten sei es möglich, alle ICE-Verkehre über den Mannheimer Hauptbahnhof zu führen. Mit den zusätzlichen Bahnsteiggleisen werde auch die Störanfälligkeit des Betriebs reduziert. Für den Bau des neuen Bahnsteigs, der vor allem deswegen aufwendig ist, weil er ohne Eingriffe in den Bahnverkehr erfolgen soll, sind Investitionen von rund 45,5 Millionen Euro veranschlagt.Für die Pfalz ist der neue Bahnsteig unter anderem deswegen von Bedeutung, weil ab Ende 2017 die heutigen Regionalbahn-Züge von Mainz über Frankenthal und Mannheim nach Mannheim-Friedrichsfeld als S-Bahn nur noch bis Mannheim fahren sollen. Hier besteht dann Anschluss an einen Zug nach Frankfurt, der in Mannheim-Friedrichsfeld mit einem Zugteil aus Heidelberg zusammengekuppelt wird. Für diese Änderungen wird in Mannheim ein zusätzliches Bahnsteiggleis gebraucht. Wenn die S-Bahnen nach Mainz künftig in Mannheim beginnen, entfällt eine Verspätungsquelle und es gibt Anlass zur Hoffnung, dass sich die Pünktlichkeit der zukünftigen S-Bahn-Züge verbessert und die Gefahr sinkt, beispielsweise bei der Fahrt von Ludwigshafen nach Freinsheim in Frankenthal Süd den Anschluss zu verpassen.

Die Inbetriebnahme des kompletten Bahnsteigs F mit den Gleisen 11 und 12 ist für den 21. August 2017 vorgesehen. Bis dahin gibt es nun einen Zwischenzustand. Gleis 12 ist in Betrieb, von hier fahren die Regionalbahn-Züge nach Karlsruhe über Hockenheim ab. Gleis 11 ist noch nicht fertig, Gleis 10 ist unterbrochen und nur in und aus Richtung Osten befahrbar. Hier fährt der Regional-Express von und nach Heilbronn, der sich bisher mit den Zügen nach Karlsruhe über Hockenheim ein Bahnsteiggleis teilen musste. Gleis 12 ist durch eine Treppe an der östlichen Bahnsteigunterführung zu erreichen. Der bequemste, weil barrierefreie Weg ist ein provisorischer Übergang vom Bahnsteig E (Gleis 9 und 10), der die Gleise 10 und 11 quert.

Kommentar: Sinnvolles Projekt

Von Eckhard Buddruss

Der Bahnsteig F im Mannheimer Hauptbahnhof ist ein Beispiel für Projekte, die wesentlich vernünftiger sind als ein Milliardengrab wie Stuttgart 21. 45 Millionen Euro, die in den Ausbau des Mannheimer Hauptbahnhofs investiert werden, sind eine stolze Summe – einerseits. Andererseits ist es ein relativ kleiner Betrag im Vergleich zu den Milliarden, die in Stuttgart für das Tiefbahnhofprojekt Stuttgart 21 vergraben werden. Das Stuttgarter Projekt steht für die jahrzehntelange Neigung, knappe Investitionsmittel bevorzugt in große Prestigeprojekte zu stecken, deren Kosten dann fast regelmäßig aus dem Ruder laufen.

Das Mannheimer Bahnhofsprojekt ist dagegen eine vernünftige und pragmatische Ergänzung der vorhandenen Infrastruktur. Sie berücksichtigt insbesondere die Tatsache, dass bei den heutigen integralen Taktfahrplänen in den Knotenbahnhöfen viele Bahnsteiggleise gebraucht werden, weil sich dort zu bestimmten Zeiten viele Züge (fast) gleichzeitig befinden, um Anschlüsse herzustellen. Es ist deshalb recht pikant, wenn DB-Manager in Mannheim – völlig zu Recht – den Nutzen zusätzlicher Bahnsteiggleise betonen, während gleichzeitig in Stuttgart durch Stuttgart 21 die Anzahl der Bahnsteiggleise von 16 auf acht halbiert wird.

Allerdings ist die Freude in Mannheim nicht ungetrübt. Der neue Bahnsteig hat einen hohen Eigenwert, aber eigentlich sollte er auch der Einstieg in einen Ausbau des Knotens Mannheim/Heidelberg sein, zu dem unter anderem ein drittes Gleis zwischen Mannheim und der Abzweigung zur Main-Neckar-Bahn bei Mannheim-Friedrichsfeld Süd sowie zwei weitere Gleise zwischen Heidelberg und Heidelberg-Wieblingen gehören. Für diesen weiteren Ausbau gibt es derzeit keine konkrete Perspektive. Theoretisch hat man auch im Bundesverkehrsministerium erkannt, dass der Ausbau von Bahnknoten viel zu lange vernachlässigt worden ist. In der Praxis macht sich diese Erkenntnis aber noch viel zu wenig bemerkbar.