10.12.2016
Die Rheinpfalz

Neuer Regional-Express für die Westpfalz

Fahrplanwechsel bringt diverse Änderungen – ICE Mannheim–Paris schneller – Bahn erhöht morgen Preise
Von Eckhard Buddruss

Ludwigshafen. Der Fahrplanwechsel, mit dem morgen das Bahn-Fahrplanjahr 2017 beginnt, bringt einige Neuerungen. Die für die Pfalz wichtigste ist ein Regional-Express (RE) im Zwei-Stunden-Takt von Kaiserslautern über Rockenhausen nach Koblenz. Die Deutsche Bahn (DB) erhöht morgen ihre Fernverkehrspreise um durchschnittlich 1,3 Prozent. Im Bahn-Nahverkehr steigen die Preise morgen um durchschnittlich 1,9 Prozent.

Der neue RE fährt, wie berichtet, von Kaiserslautern auf der kürzesten Strecke durchs Alsenztal über Bad Kreuznach und Bingen Hauptbahnhof nach Koblenz. Systemhalte in der Pfalz sind Winnweiler und Rockenhausen, einzelne Züge halten auch in Hochspeyer und Enkenbach. Die Fahrzeit von Kaiserslautern nach Koblenz beträgt rund eine Stunde und 50 Minuten. In Koblenz haben die Züge einen schnellen Anschluss an den Intercity (IC) nach Hamburg , der unter anderem in Köln, Düsseldorf, Essen, Dortmund, Münster und Bremen hält.In Bad Münster am Stein haben die Züge Anschluss nach Mainz. Diese Verbindung funktioniert allerdings nur in Richtung Mainz gut. In der Gegenrichtung besteht eine neue Fahrtmöglichkeit nur mit Umsteigen in Bingen Hauptbahnhof und deutlich längeren Fahrzeiten als bei der bereits bestehenden Verbindung im Stundentakt von Mainz nach Kaiserslautern mit Umsteigen in Bad Münster.

Wie bisher schon das Direktzugpaar von Kaiserslautern (künftig ab 5.57 Uhr) nach Mainz und zurück (ab Mainz statt bisher 16.41 Uhr künftig um 17.16 Uhr) wird der neue RE von dem Unternehmen Vlexx gefahren, das unter anderem auch die Linien von Saarbrücken über Bad Kreuznach nach Frankfurt sowie von Mainz über Alzey nach Kirchheimbolanden bedient. Vlexx setzt dabei Triebwagen vom Typ „Lint 54“ ein. Im Vlexx-RE gelten die gleichen Fahrkarten wie in den anderen Zügen auf der Strecke. Das günstigste Angebot für Fahrten von Kaiserslautern nach Koblenz ist häufig das Rheinland-Pfalz-Ticket, vor allem wenn zwei oder mehr Personen gemeinsam reisen.

Für den S-Bahn-Verkehr in der Pfalz tritt morgen ein neuer Verkehrsvertrag mit der DB in Kraft. Hauptvorteil aus Kundensicht ist, dass damit nur noch Fahrzeuge eingesetzt werden (sollen), die das im Bahnjargon „Redesign“ genannte Modernisierungsprogramm durchlaufen haben. Außerdem sollen bei einigen Zügen die Kapazitäten aufgestockt werden. Während rechtsrheinisch teilweise deutlich mehr Züge fahren als bisher, bleibt der S-Bahn-Fahrplan in der Pfalz zunächst weitgehend unverändert. Der neue Vertrag sieht vor, Taktlücken im Abschnitt zwischen Kaiserslautern und Homburg zu schließen. Das ist aber derzeit wegen der Bauarbeiten auf der Strecke zwischen Ludwigshafen und Homburg nicht möglich. Es bleibt auch im Fahrplanjahr 2017 bei der nächtlichen Sperrung der Strecke, die für viel Unmut sorgt. Allenfalls sind häufigere Ausnahmen möglich, die es im vergangenen Jahr nur während des Bad Dürkheimer Wurstmarkts gegeben hat. Im Abschnitt zwischen Haßloch und Neustadt-Böbig wandern die Baustelle und der damit verbundene eingleisige Abschnitt ein Stück nach Osten. Dadurch wird aber der Betrieb im Bahnhof Neustadt-Böbig etwas einfacher, weil es künftig wieder möglich ist, aus Richtung Haßloch auf Gleis 1 einzufahren. Wegen der Baustelle kommt es teilweise zu Änderungen im Fahrplan einzelner Züge.

Verbesserungen gibt es im Verkehr von Paris nach Mannheim, weil die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Vendenheim bei Straßburg und Baudrecourt in Lothringen nun durchgehend zweigleisig befahrbar ist. Erstmals fährt ein ICE (Abfahrt in Mannheim um 7.39 Uhr) in weniger als drei Stunden nach Paris (planmäßige Ankunft am dortigen Ostbahnhof um 10.38 Uhr). Der TGV um 17.40 Uhr ab Mannheim erreicht Paris Est deutlich früher nun um 20.41 Uhr. Zwei zusätzliche ICE-Paare gibt es ab Fahrplanwechsel von Frankfurt über Köln nach Brüssel.

Die DB erhöht morgen im Fernverkehr ihre Preise um durchschnittlich 1,3 Prozent. Während die Preise der meisten Bahncards gleich bleiben, steigen die für Zeitkarten teilweise überdurchschnittlich. Die Preise im Nahverkehr, über die die DB nicht mehr allein entscheiden kann, steigen morgen um durchschnittlich 1,9 Prozent. Allerdings sind die vom Tarifverband der Bundeseigenen und Nichtbundeseigenen Eisenbahnen (TBNE) festgelegten Preise in der Pfalz nur für Fahrten relevant, die aus dem Gebiet des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar (VRN) herausführen, also beispielsweise von Ludwigshafen nach Mainz oder von Kaiserslautern nach Trier. Wesentlich mehr Pfälzer Bahnkunden betrifft der Tarif des VRN, der seine Preise zum Jahreswechsel um rund 2,1 Prozent erhöht.

Leitartikel: Getrübte Freude am Takt

Von Eckhard Buddruss

Mit dem morgigen Fahrplanwechsel wird der Rheinland-Pfalz-Takt noch ein Stück attraktiver. Das gilt allerdings nur, wenn endlich die vor allem durch den Mangel an Fahrzeugen verursachten Probleme abgestellt werden.

Das 2008 beschlossene Konzept „Rheinland-Pfalz-Takt 2015“ war ein großer Wurf, dessen Herzstück ein Netz von Regional-Express-Linien zwischen den Oberzentren des Landes ist. Mit der Einführung des Regional-Express (RE) von Kaiserslautern nach Koblenz zum morgigen Fahrplanwechsel ist dieser Teil des Konzepts umgesetzt. Die rheinland-pfälzische Landesregierung und die von Landkreisen und kreisfreien Städten getragenen Zweckverbände in Kaiserslautern und Koblenz haben dafür ein großes Lob verdient. Mit dem Rheinland-Pfalz-Takt steht das Land im Vergleich mit anderen Bundesländern glänzend da.

Leider erleben die Reisenden dieses Zugangebot gerade auf den Linien des Südwest-Express (Süwex) oft bei weitem nicht so positiv wie es im Fahrplan aussieht. 2015 haben wiederholte Streiks der Lokführergewerkschaft GDL gerade das neue RE-System heftig getroffen. Zudem leidet die Pünktlichkeit gerade der langen Süwex-Linie von Koblenz über Saarbrücken und Kaiserslautern nach Mannheim unter den Baustellen auf der Pfälzer Ost-West-Hauptstrecke. Der latente Fahrzeugmangel beim Süwex hat sich gerade in der letzten Zeit wieder deutlich zugespitzt, weil zusätzlich zum Ausfall zweier Erdrutsch-Unfallfahrzeuge weitere Triebwagen wegen Arbeiten nicht zur Verfügung stehen, die mit dem Ablauf der Gewährleistungsfrist zusammenhängen. Um die Probleme etwas einzudämmen, läuft zeitweise wieder ein älterer Triebwagen der Baureihe 425 im Süwex-Plan mit, obwohl diese Fahrzeuge wegen des laufenden Modernisierungsprogramms bei den S-Bahn-Triebwagen ebenfalls knapp sind. Es ist kein Trost, dass die Situation in der Rhein-Neckar-Region bei weitem nicht so schlimm war wie in Teilen von Baden-Württemberg, wo mit dem Inkrafttreten neuer Übergangsverträge Anfang Oktober großes Durcheinander herrschte und reihenweise Züge ausfielen.

Mit dem morgigen Fahrplanwechsel wird sich die Lage in der Pfalz hoffentlich etwas entspannen, weil dank des neuen Verkehrsvertrags für die S-Bahn Rhein-Neckar deutlich mehr Triebwagen zur Verfügung stehen. Damit müssten sich auch die Probleme beim Süwex entschärfen lassen. Die Süwex-Fahrgäste sind zwar nicht begeistert, wenn statt der schicken Triebwagen vom Typ „Flirt“ ein älteres Fahrzeug der Baureihe 425 eingesetzt wird. Aber Komforteinbußen durch Ersatzfahrzeuge sind eher akzeptabel als massiv überfüllte Züge, wie es sie in den vergangenen Monaten auf den Strecken von Ludwigshafen nach Mainz und von Kaiserslautern nach Mannheim gab. Das gilt erst recht, wenn statt eines einzelnen „Flirt“ eine 425-Doppeleinheit fährt, die zwar weniger Komfort, aber immerhin mehr Platz bietet.

Auch auf den nicht elektrifizierten Strecken gibt es immer wieder Probleme mit Fahrzeugmangel. Sehr störungsanfällig sind insbesondere die „Desiro“-Triebwagen (Baureihe 642). Es ist deshalb zu begrüßen, dass im neuen Fahrplan weitere Triebwagen vom Typ „Lint“, die sich auf den Linien des Dieselnetzes Südwest als recht zuverlässig erwiesen haben, bisherige „Desiro“-Leistungen auf der Alsenzbahn übernehmen und dadurch eine zusätzliche „Desiro“-Reserve entsteht. Speziell im Berufsverkehr nach Karlsruhe ist es ein großes Ärgernis, wenn die aus „Desiro“ gebildeten Züge mit reduzierter Kapazität fahren.

Nicht so dringend wie die Lösung der akuten Süwex-Probleme, aber mittelfristig sehr sinnvoll sind die höheren Kapazitäten bei einer ganzen Reihe von S-Bahn-Zügen, die der neue Verkehrsvertrag vorsieht. Sie erhöhen die Attraktivität der S-Bahn mindestens genauso wie das gelungene neue Fahrzeug-Design.