08.10.2016
Die Rheinpfalz

Bohrer an den dicken Brettern

Neue Händler-Vereinigung Gemeinsamhandel will mit Spaß am eigenen Handeln Freude an der Einkaufsstadt Zweibrücken wecken
Von Claus-Peter Schmidt

ZWEIBRÜCKEN. Die Mitgliederkartei ist bereinigt, fünf erste Neuaufnahmen begrüßt: 48 Mitglieder engagieren sich im neuen Zweibrücker Verein für Handel und Gewerbetreibende, dem im Mai formierten Gemeinsamhandel Zweibrücken. Mit dem geplanten Lichtermarkt vorm Schloss am 19. und 20. November will der Verein einen neuen Akzent setzen.

„Ich bin kein gebürtiger Zweibrücker und komme als Unternehmer in der Region viel rum. Deshalb erlaube ich mir das unbefangene Urteil: Zweibrücken ist tatsächlich besser, als es sich macht. Dass zumindest die Händlerschaft so gut von sich redet, wie sie ist, ist eines meiner Ziele.“ Der gebürtige Schwabe Andreas Michel macht nicht viele Worte, um seine Motivation und das Programm des neuen, auf der alten Werbegemeinschaft basierenden Vereins Gemeinsamhandel Zweibrücken zu vermitteln. Es geht ihm um Zweibrücken und ums Geschäft.Um die Chance, durch gemeinsames Handeln aller Akteure – der innerstädtischen Händler, aber nicht nur dieser, der Stadtverwaltung – die Wahrnehmung Zweibrückens als Ort, wo man gerne sein Geld ausgibt, sich aufhält und etwas erlebt, zu stärken. Ideen hat der Mann und sein zwölfköpfiger Vorstand, den er als „Team“ beschreibt. „Es wäre doch klasse, jeden Monat, oder anfangs auch nur jeden zweiten, Straßenmusik auf der Bühne Innenstadt zu haben. Natürlich als Begleitmusik der Geschäftszeiten. Ich will mehr Veranstaltungen, mehr Gründe für Zweibrücker und Kunde von außerhalb, in die Stadt zu kommen. Von nichts kommt nichts“, sagt Michel. City-Managerin Petra Stricker habe aus ihrem Amt bei der Stadt heraus Impulse gesetzt. Die ausgeweiteten „Saarländertage“ oder das jüngste Oldtimer-Festival hätten spürbar anderes Publikum in die Stadt gebracht. „Wir sind ja Veranstalter des Flohmarkts. Bei meinen Rundgängen sagten mir die Leute: Herr Michel, es tut sich was. Und das war positiv gemeint.“

Mit dem Lichtermarkt auf dem Schlossplatz will „Gemeinsamhandel“ das von Stricker Angestoßene, mit hochwertigen Veranstaltungen mehr Leben, letztlich Kundschaft, in die Innenstadt zu bringen, unterstützen. In Pagodenzelten sollen sich auf dem Schlossplatz besondere Kunsthandwerker präsentieren und Vorweihnachtliches anbieten, ein stimmiges Gastronomie-Angebot trotz früh anbrechender Dunkelheit die (Einkaufs-) Tage verlängern. Der neue OLG-Präsident habe erlaubt, an zwei Tagen das Schloss als Projektionsfläche nutzen zu können. Über den Lichtermarkt hinaus möchte Michel die 21 Bäume auf dem Schlossplatz à la Unter den Linden in Berlin mit LED-Lichterketten anheimelnd strahlen lassen. Kostenvoranschläge hole er zurzeit ein. „Wir denken auch an Baumpaten für die Aktion“, würde sich Michael freuen, wenn sich auch Nichtmitglieder seines Handelsvereins für die Idee erwärmen könnten.

Ein weiteres Vorhaben sei es, den vom Verein veranstalteten Flohmarkt zu einer Marke zu machen. Er soll künftig immer am dritten Samstag im Monat auf dem Schlossplatz stattfinden. „Verlässlichkeit ist im Bemühen, Kunden zu gewinnen, das A und O“, formuliert Andreas Michel einen seiner Kernsätze.

Die Werbegemeinschaft hatte um die Jahrtausendwende noch knapp 100 Mitglieder, der Gemeinschafthandel startet mit 48. Er sei um jeden froh, der sich engagiere, will Michel nicht in Wehklagen verfallen. Aus Fehlern der Vergangenheit sei zu lernen. Das fange mit der Kommunikation an. Der Vorstand sei mit zwölf Mitgliedern bewusst groß gewählt. Das ermögliche Praktisches. Jedes Vorstandsmitglied, kündigt Andreas Michel an, wird als Pate oder Kontakter drei Mitglieder „betreuen“, regelmäßig Ideen, aber auch Sorgen, abfragen. Das „Meldewesen“ versetze den Vorstand in die Lage, schnell zu reagieren, Gemeinsames auch an den richtigen Stellen vorzutragen.

Apropos: Michel spricht sich dafür aus, dass die Händlerschaft auch politisch, wohlgemerkt nicht parteipolitisch, wirkt. Als Beispiel nennt er das Thema S-Bahn-Verlängerung. „Ich lese immer von der Blockadehaltung der Saar-Regierung, dem vergeblichen Anrennen unserer Kommunalpolitiker. Was mir fehlt, ist die breite, vernehmbare Stimme der Bürger. Ich kann mir vorstellen, dass der Gemeinsamhandel eine Plakataktion der Geschäfte initiiert“, sagt er.

Der Schwung, mit dem Michels Vorstand die Themen angeht, ist spürbar. Und es sind dicke Bretter, alte Bohlen, zu bohren Dass sich kaum ein Drittel der Innenstadthändler an verkaufsoffenen Sonntagen beteilige und an Samstagen die gefühlte Mehrheit der Läden um 14 Uhr oder früher schließt, nehme er zur Kenntnis, könne es aber nicht akzeptieren. „Es wird eine neue Diskussion, einen neuen Anlauf zu einem Kompromiss bei den Öffnungszeiten geben. Die Adventssamstag sind ein guter Anlass. Der Kunde versteht einfach nicht, dass ihm die rare Familienzeit, die er an Samstagen, zumal im Advent, zum gemeinsamen Einkaufen nutzen will, in Zweibrücken derart verkürzt ist“, kündigt Michel einen neuen Vorstoß an. Mit der klaren Ansage, nachhaltig wirken, eine Vereinbarung für die Jahre 2017 und 2018 herbeiführen zu wollen. Einfach werde das nicht, und selbst werde er es sich nicht einfach machen. Man werde den aufwendigen Weg gehen, auch die Regionalverantwortlichen der Filialisten zu „bearbeiten“. Denn ohne Ihr Entgegenkommen werde es nicht gehen.

Als andere große „Baustelle“ benennt der Gemeinsamhandel-Vorsitzende die Gastronomie. Dass Kunden bei innerstädtischen Veranstaltungen vor verschlossenen Gaststättentüren stünden, sei schlicht ein Unding. Ein Pakt mit den Zweibrücker Wirten müsse her. Die Information, wann welche Veranstaltungen stattfinden, will er mit den Vorstandskollegen im persönlichen Gespräch an die Wirte herantragen. Und für ein Mitmachen werben.

Von Müssen hält Andreas Michel nicht viel. Viel mehr vom Wollen. Dass sich die Gemeinsamhändler regelmäßig zu ganz informellen Runden nach Ladenschluss in der Innenstadt träfen, sei ein neuer Stil. Daraus seien schon schöne Ideen hervorgegangen. Michel beschwört den guten Geist. Und eine neue Chance für Zweibrücken.

Info: Seit Kurzem hat Gemeinsamhandel Zweibrücken eine neue Homepage:
www.gemeinsamhandel-zw.de