24.06.2016
Die Rheinpfalz

S-Bahn in die BASF kommt voran

Betrieb soll stufenweise ab Ende 2017 aufgenommen werden
Von Eckhard Buddruss

Mannheim. Das Projekt, die BASF ins Netz der S-Bahn Rhein-Neckar zu integrieren, ist gestern einen Schritt vorangekommen.

Die Versammlung des Zweckverbands Verkehrsverbund Rhein-Neckar (ZRN) bewilligte gestern einstimmig die auf den ZRN entfallenden Mittel für die Elektrifizierung der Strecke in die BASF, die auf 36,35 Millionen Euro veranschlagt wird. Wie mehrfach berichtet, gehören die S-Bahn-Züge, die künftig in die BASF fahren, zu dem Teil des Systems, dessen Betrieb nach einer europaweiten Ausschreibung bereits an DB Regio vergeben wurde. Nicht zuletzt wegen der BASF-Pendlerzüge wird die S-Bahn-Flotte von derzeit 40 auf künftig 77 Triebwagen der Baureihe 425 aufgestockt.

Die Integration dieser Züge, die unter anderem von und nach Germersheim, Kaiserslautern, Neustadt und Wörth fahren, ins S-Bahn-System erfolgt voraussichtlich in zwei Stufen. Ab Dezember 2017 übernehmen S-Bahn-Fahrzeuge die heute aus älteren Dieseltriebwagen gebildeten BASF-Pendlerzüge. Für eine Übergangszeit fahren sie allerdings zunächst nur nach und von Ludwigshafen Hauptbahnhof, weil die Strecke in die BASF wegen der Elektrifizierungsarbeiten gesperrt ist. Wahrscheinlich ab Dezember 2018 können dann elektrische S-Bahn-Züge in die BASF fahren.

Für den Betrieb im zweiten Teil der S-Bahn Rhein-Neckar, zu dem in der Pfalz die Linie von Mannheim über Ludwigshafen und Frankenthal nach Mainz gehört, läuft derzeit das Ausschreibungsverfahren. Die Betriebsaufnahme mit neuen Fahrzeugen ist stufenweise ab Ende 2019 vorgesehen. Die Linie Mannheim–Mainz soll Ende 2021 an die Reihe kommen. Dieser Zeitplan gilt aber angesichts der geforderten Neufahrzeuge als ambitioniert. Da die Bauarbeiten an den Bahnsteigen auf dieser Strecke abgeschlossen sind, bietet es sich an, für eine Übergangszeit vorhandene Triebwagen umzubauen. Wenn es gelingen würde, dies direkt an das laufende Renovierungsprogramm für die Triebwagen des ersten Teils anzuschließen, könnten die erforderlichen Fahrzeuge rechtzeitig zum Fahrplanwechsel im Dezember 2017 zur Verfügung stehen.

Was ist eigentlich eine S-Bahn?

Wirtschaftswissen: Für das Verkehrssystem gibt es keine einheitlichen Standards

Der Begriff S-Bahn tauchte erstmals im Jahr 1932 nach der Elektrifizierung der Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen als Kurzbegriff für „Schnellbahnen" auf. Ein weißes S auf grünem Grund wurde zum Symbol- und Gütezeichen.

Eine verbindliche Definition, was genau eine S-Bahn zur S-Bahn macht, existiert nicht. Zwischen den S-Bahnen in Deutschland gibt es neben Gemeinsamkeiten auch viele Unterschiede. Außer Berlin hat nur Hamburg eine S-Bahn mit komplett eigener Infrastruktur. In diesen beiden Netzen gibt es sogar ein vom übrigen Bahnnetz abweichendes Stromsystem. Die S-Bahnen, die in der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sind, verfügen dagegen nur in Teilbereichen über eine eigene Infrastruktur und haben dasselbe Stromsystem wie das übrige Netz der Deutschen Bahn. Kern der S-Bahn-Netze sind in München, Frankfurt und Stuttgart Tunnelstrecken, die unter der Innenstadt hindurchführen. Auch mit diesen S-Bahn-Systemen lässt sich die S-Bahn Rhein-Neckar deswegen nur sehr begrenzt vergleichen. Sie ähnelt am ehesten den S-Bahnen von Hannover und Nürnberg. Die Maßstäbe, wann der Begriff S-Bahn verwendet wird, sind selbst innerhalb der Rhein-Neckar-Region nicht einheitlich. Als Ende 2009 der elektrische Betrieb auf der Linie von Heidelberg über Neckargemünd und Sinsheim nach Eppingen aufgenommen wurden, fuhren die Elektrotriebwagen der Baureihe 425 dort von Anfang an unter der Bezeichnung S-Bahn, obwohl die eingesetzten Fahrzeuge nicht optimal zu den 76 Zentimeter hohen S-Bahn-Bahnsteigen passten.

Wenn man sich an diesem Fall orientiert, könnten die Regionalbahn-Züge auf der Linie von Mannheim über Ludwigshafen, Frankenthal und Worms nach Mainz heute ebenfalls schon als S-Bahn fahren, denn hier haben die Bahnsteige inzwischen S-Bahn-Niveau und auf dieser Linie wird der gleiche Fahrzeugtyp eingesetzt wie zwischen Heidelberg und Eppingen. In Rheinland-Pfalz ist der zuständige Zweckverband in Kaiserslautern aber etwas anspruchsvoller. Hier soll der Begriff S-Bahn erst verwendet werden, wenn auf dieser Linie Fahrzeuge eingesetzt werden, die einen stufenfreien Einstieg auf 76 Zentimeter Höhe haben. ebu