27.04.2016
Die Rheinpfalz

Hohe Priorität für drei Pfälzer Schienenprojekte

Im Koalitionsvertrag steht S-Bahn nach Zweibrücken in Kategorie „Zügige Reaktivierung“ – Auch Wieslauter- und Zellertalbahn gut platziert
Von Eckhard Buddruss

Ludwigshafen. Die Wieslauterbahn und die Zellertalbahn werden im Koalitionsvertrag der rheinland-pfalzischen Ampelkoalition als „wichtiger touristischer Faktor“ bezeichnet. Damit verbessern sich die Aussichten dafür, dass die Infrastruktur auf beiden Strecken in naher Zukunft modernisiert wird.

Im Entwurf des Koalitionsvertrags heißt es: „Die sogenannten NE-Bahnen sind ein wichtiger touristischer Faktor. Wir unterstützen Reaktivierungsprojekte im Rahmen der bestehenden Förderrichtlinien überall dort, wo die Kommunen bereit sind, sich finanziell zu engagieren. Dies betrifft beispielsweise die Wieslauterbahn, die Zellertalbahn, die Eifelquerbahn, die Hochwaldbahn oder die Brexbachtalbahn.“ Das Kürzel „NE“ steht für „nicht bundeseigene Eisenbahnen“, ein Oberbegriff für private, kommunale oder landeseigene Bahnen. Die Zellertalbahn von Monsheim (Kreis Alzey-Worms) nach Langmeil (Donnersbergkreis) ist vom kreiseigenen Donnersberg Touristik-Verband (DTV) gepachtet. Die Wieslauterbahn von Hinterweidenthal Ost nach Bundenthal im Kreis Südwestpfalz gehört der Verbandsgemeinde Dahner Felsenland und wird von der Karlsruher AVG betrieben. Bei beiden Strecken geht es nun um die Modernisierung der Infrastruktur für einen verbesserten Ausflugsverkehr.Dass die beiden Pfälzer Bahnlinien im Koalitionsvertrag entgegen der Position ihrer Anfangsbuchstaben im Alphabet als erste genannt werden, dürfte daran liegen, dass es hier bereits Kreistagsbeschlüsse über eine vom Land geforderte kommunale Mitfinanzierung gibt. Wie berichtet, haben die beiden Kreistage in Pirmasens und Kirchheimbolanden eine solche Kostenbeteiligung bei der Erneuerung der Infrastruktur auf beiden Strecken in der vergangenen Woche einstimmig beschlossen.

Entgegen der alphabetischen Reihenfolge als erste genannt wird in einer anderen Passage des Koalitionsvertrages auch die S-Bahn nach Zweibrücken: „Wir setzen uns für die zügige Reaktivierung folgender Schienenstrecken ein: Die Verlängerung der S-Bahn von Homburg nach Zweibrücken unter maßgeblicher Beteiligung des Saarlandes, den Ausbau der Weststrecke bei Trier sowie der Aartalbahn, südlich von Diez.“

Zur Hunsrückbahn von Langenlonsheim zum Flughafen Hahn heißt es: „Um die Anbindung der Hunsrückregion zu verbessern, halten wir daran fest, die Hunsrückbahn zu reaktivieren. Hierzu wird das laufende Planfeststellungsverfahren bis zur Erlangung des Baurechts abgeschlossen.“ Eine Passage mit der Aussage, dass „bis zur Aufnahme des Schienenverkehrs“ das Busangebot in der Region verbessert werden soll, deutet allerdings darauf hin, dass dieses Projekt nicht dieselbe Priorität genießt wie die drei Strecken, für die eine „zügige Reaktivierung“ angestrebt wird. Dies dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass derzeit unklar ist, wie die Bestellung der Zugleistungen auf der Hunsrückbahn finanziert werden soll, die wegen ihrer Länge sehr viel teurer wäre als bei den drei anderen relativ kurzen Strecken. Ein ähnliches Problem stellt sich bei der Eifelquerbahn von Kaisersesch über Daun nach Gerolstein. Obwohl die Strecke beim Konzept „Rheinland-Pfalz-Takt 2015“ in der Liste der „möglichen Streckenreaktivierungen“ stand, taucht sie nun im Ampel-Koalitionsvertrag nicht in der Liste der „zügigen Reaktivierungen“ auf, sondern nur unter den Strecken, die als touristischer Faktor eingestuft werden. Während in der Eifel offenbar die Neigung groß ist, auf eine Vollreaktivierung zu pochen und so wahrscheinlich gar nichts zu bekommen, will man im Donnersbergkreis bei der Zellertalbahn, für die auch schon einmal eine Integration in den Rheinland-Pfalz-Takt in Aussicht stand, den Spatz in der Hand nehmen – auch um so die Option auf den täglichen Taktverkehr offen zu halten. Noch etwas schneller als Landrat Winfried Werner (SPD) im Donnersbergkreis war bei der Regelung der kommunalen Kostenbeteiligung sein Kollege Hans Jörg Duppré (CDU) im Kreis Südwestpfalz. Er ist nun als erster in der Lage, für seine Strecke Mittel aus dem Fördertopf des Landes zu beantragen

Kommentar: Lieber die Spatzen in der Hand

Von Eckhard Buddruss

Der Ampel-Koalitionsvertrag setzt beim regionalen Bahnverkehr die richtigen Prioritäten. Jetzt gilt es, die Pläne zügig in die Tat umzusetzen.

Der regionale Bahnverkehr gehört zu den Themen, bei denen die künftige rheinland-pfälzische Ampelkoalition relativ reibungslos einen Konsens finden konnte. In diesem Bereich hat die SPD mit beiden ihrer künftigen Koalitionspartner schon in früheren Koalitionen viel erreicht. Allerdings ist es nicht selbstverständlich, dass die FDP ihrer – in puncto Rheinland-Pfalz-Takt vorbildlichen – Politik aus der Brüderle-Zeit auch in Zukunft treu bleibt.

Die Grünen, die sich grundsätzlich für den regionalen Schienenverkehr ganz besonders engagieren, in der Praxis aber manchmal aufs falsche Pferd setzen, haben nicht wieder den Fehler gemacht, sich vor allem für Projekte mit geringen Erfolgsaussichten einzusetzen. Der Ampel-Koalitionsvertrag setzt die richtigen Prioritäten. Vorrang bekommen völlig zu Recht die S-Bahn nach Zweibrücken und zwei kleinere Reaktivierungsprojekte, die – im Unterschied zur derzeit wohl kaum finanzierbaren Hunsrückbahn zum Flughafen Hahn – gute Aussichten auf baldige Realisierung haben.

Bei den Strecken ohne täglichen Taktverkehr kommen nun wohl als erste diejenigen Projekte zum Zug, für die es einen breiten Konsens gibt, nämlich die Wieslauterbahn und die Zellertalbahn. Belohnt wird damit auch das langjährige Engagement der beiden Landräte Winfried Werner (SPD) und Hans Jörg Duppré (CDU). Unter diesen Umständen wird wohl hoffentlich die CDU nicht wieder auf die Idee kommen, die Streichung der für die Bahnstrecken dieser Kategorie vorgesehenen Mittel im Landeshaushalt zu fordern. Es wäre jedenfalls ein absurder Vorgang, wenn sie versuchen würde, auf diese Weise ein Projekt des landesweit prominentesten CDU-Landrats zu torpedieren.