22.04.2016
Die Rheinpfalz

Weichen für zwei Pfälzer Bahnen gestellt

Die Bahnstrecken im Zellertal und im Wieslautertal, die sich im Ausflugsverkehr großer Beliebtheit erfreuen, haben nun gute Chancen auf eine gesicherte Zukunft. Die Kreistage in Pirmasens und Kirchheimbolanden haben in dieser Woche ihre finanzielle Beteiligung an einem Investitionsprogramm beschlossen, für das Mittel im Landeshaushalt bereit stehen.
Von Eckhard Buddruss

Kirchheimbolanden/Dahn. Die beiden einstimmigen Kreistagsbeschlüsse sind eine wichtige Etappe in den Bemühungen, die beiden Bahnlinien, die zeitweise stillgelegt waren und 1997 beziehungsweise 2001 für einen Ausflugsverkehr reaktiviert wurden, dauerhaft zu sichern.Beide Strecken gelten als landschaftlich reizvoll und erschließen mit einem außergewöhnlichen Weinbaugebiet im Zellertal und dem Dahner Felsenland in der Südwestpfalz touristisch interessante Regionen. Zudem eröffnen sie Möglichkeiten für schöne Wandertouren zu Zielen an anderen Strecken, die regulär im Rheinland-Pfalz-Takt bedient werden. So gibt es von der Zellertalbahn insbesondere vom Haltepunkt Göllheim-Dreisen vom Pfälzerwaldverein markierte Wege ins Eistal nach Eisenberg, Ramsen oder zum Eiswoog sowie von dort weiter nach Frankenstein oder Weidenthal. Vom Endpunkt der Wieslauterbahn führt ein besonders schöner Weg über die Burg Berwartstein nach Bad Bergzabern.

Der für den regionalen Zugverkehr im südlichen Rheinland-Pfalz zuständige Zweckverband in Kaiserslautern hat eine über 15 Jahre laufende Bestellgarantie für den Ausflugsverkehr abgegeben und damit sein großes Interesse an beiden Strecken bekundet. Damit soll auch die langfristige Option für eine Integration der Strecken in den Rheinland-Pfalz-Takt offengehalten werden. Für die Zellertalbahn gab es im Kontext des Programms „Rheinland-Pfalz-Takt 2015“ hierfür schon einmal konkrete Pläne, die sich aber aus finanziellen Gründen zunächst nicht realisieren ließen. Die Zellertalbahn hat über die Bedienung der Anliegergemeinden hinaus auch Bedeutung als kürzeste Verbindung zwischen Worms und Kaiserslautern. Die Ausflugszüge werden deshalb oft auch für die Anreise zu FCK-Spielen genutzt; 2006 gab es nach einem WM-Spiel auf dem Betzenberg sogar einen nächtlichen Sonderzug über die Strecke von Kaiserslautern nach Worms und Frankenthal. Auch die Wieslauterbahn ist ein beliebtes Ziel insbesondere für Dampfsonderzüge. Im Regelverkehr fahren der „Bundenthaler“ als traditionsreichster Pfälzer Ausflugszug und seit 2010 der „Felsenland-Express“ aus Karlsruhe, bei dem ein „Esslinger“ Triebwagen eingesetzt wird. Dieses historische Fahrzeug, an dessen Restaurierung sich der Kreis Südwestpfalz mit 52.000 Euro beteiligt hat, ist ein Publikumsmagnet, hat allerdings auch immer mal wieder durch Pannen für Ärger gesorgt.

Bei Reaktivierung und Betrieb beider Strecken wurde einiges improvisiert. Eine wesentliche Rolle spielte dabei das Engagement lokaler Vereine. Allerdings war klar, dass dies beispielsweise bei der Sicherung von Bahnübergängen keine Dauerlösung sein kann, insbesondere wenn das Zugangebot ausgeweitet werden soll.

Deshalb wurde für beide Strecken ein Investitionsprogramm entwickelt, mit dem unter anderem Bahnübergänge und Gleisanlagen modernisiert werden. Bei der Wieslauterbahn sind dafür rund 8,6 Millionen Euro veranschlagt, bei der Zellertalbahn rund 7 bis 8 Millionen Euro. Hier gibt es noch Diskussionen um einen Bahnübergang in Albisheim. Diese Frage soll bis Mitte Juni durch den Kreisausschuss entschieden werden.

Im Landeshaushalt sind für Investitionen in Bahnstrecken dieser Kategorie 26,1 Millionen Euro vorgesehen, davon 6,1 Millionen Euro für 2016 und über Verpflichtungsermächtigungen rund 10,8 Millionen Euro für 2017 und rund 9,2 Millionen Euro für 2018. Die am 16. Februar verabschiedete Förderrichtlinie des Landes sieht vor, dass das Land 85 Prozent der Kosten übernimmt. Die beiden Pfälzer Strecken haben nun gute Chancen, vorrangig zum Zug zu kommen, weil bei ihnen rechtzeitig die kommunale Mitfinanzierung beschlossen wurde. Eine wesentliche Rolle haben dabei die beiden langjährigen Landräte Winfried Werner (SPD) im Donnersbergkreis und Hans Jörg Duppré (CDU) im Kreis Südwestpfalz gespielt. Die FDP, die künftig wieder die Ressortveranwortung für den Verkehr haben wird, müsste mehrere Gründe haben, die Modernisierung der beiden Strecken zu unterstützen. Zu ihrer Rolle beim Aufbau des Rheinland-Pfalz-Takts einschließlich der Reaktivierung der beiden Strecken kommt im Falle der Wieslauterbahn von Hinterweidenthal nach Bundenthal auch noch ein ganz spezieller Faktor.

1987 schaffte die FDP (ähnlich wie in diesem Jahr) den Wiedereinzug in den Landtag und erzielte ihr landesweit bestes Ergebnis mit 66 Prozent in Bundenthal, nachdem sie versprochen hatte, sich für die Korrektur einer dort höchst unpopulären Gebietsreform einzusetzen. Die Liberalen hielten dann Wort und setzten sich durch. Die Einigung mit der CDU, die im Paket mit der Fixierung einer Sperrklausel von 3,03 Prozent bei Kommunalwahlen erfolgte, wurde auf die legendäre Formel gebracht: „Drei-Komma-Null-Drei; Bundenthal wird wieder frei.“

Kommentar: Eintracht in der Mainzer Ampel

Von Eckhard Buddruss

Für den Bahnverkehr in der Pfalz haben sowohl SPD und FDP als auch Rot-Grün viel getan. Diese Politik kann die Ampelkoalition fortsetzen.

Bei der Bildung einer Ampelkoalition in Rheinland-Pfalz ist es das schwierigste Problem, die divergierenden Positionen von FDP und Grünen unter einen Hut zu bringen. Der regionale Schienenverkehr müsste jedoch ein konsensfähiges Thema sein. Sowohl während der sozial-liberalen Koalition (1991 bis 2006) als auch in der rot-grünen Zeit (2011 bis 2016) wurde hier viel erreicht. Die spektakulärsten Fortschritte gab es sogar in der sozial-liberalen Zeit unter dem FDP-Minister Rainer Brüderle.

Die Wieslauterbahn und die Zellertalbahn wurden beide in sozial-liberaler Zeit für den Ausflugsverkehr reaktiviert. Die rot-grüne Koalition hat Mittel im Landeshaushalt bereitgestellt, die eine Erneuerung der Infrastruktur auf beiden Strecken ermöglichen. Die FDP, die künftig die Ressortverantwortung in diesem Bereich haben wird, hat allen Grund, in diesem Punkt auf Kontinuität zu setzen und damit an ihre zentrale Rolle beim Aufbau des Rheinland-Pfalz-Takts anzuknüpfen.

Die Wieslauterbahn und die Zellertalbahn haben gemeinsam, dass sie eine touristisch besonders attraktive Gegend erschließen und mit der Erneuerung ihrer Infrastruktur nicht nur der Ausflugsverkehr gesichert, sondern auch die Option auf eine spätere Integration in den Rheinland-Pfalz-Takt offengehalten wird. Angesichts der speziellen Rolle, die Bundenthal 1987 bei der damaligen Rückkehr der FDP in den Landtag gespielt hat, müsste die dorthin führende Bahnstrecke über ihre Bedeutung als Ziel des traditionsreichsten Pfälzer Ausflugszugs hinaus eigentlich sogar noch einen liberalen Sonderbonus haben.