26.02.2016
Die Rheinpfalz

Von der Westpfalz nach Westerland

Reise-Tipp: Die 19-Euro-Tickets der Deutschen Bahn sind manchmal auch für sehr lange Strecken erhältlich
Von Eckhard Buddruss

Ludwigshafen. Mit den 19-Euro-Tickets der Deutschen Bahn (DB) lassen sich manchmal erstaunlich lange Strecken zurücklegen – beispielsweise von Landstuhl nach Westerland auf Sylt. Dieser Fall verdeutlicht allerdings auch die speziellen Tücken dieses Angebots.

Die 19-Euro-Tickets, die die DB noch bis zum 20. März anbietet, gelten nur in Fernzügen. In der Pfalz hat, wie berichtet, nur Kaiserslautern mit sieben Zugpaaren noch ein relativ umfangreiches Angebot. In Neustadt und im auch für Teile der Westpfalz wichtigen Bahnhof Homburg gibt es dagegen nur noch zwei Fernzugpaare. Ein Sonderfall ist der Bahnhof Landstuhl, an dem im morgendlichen Berufsverkehr ein Eurocity-Zug (EC) hält. Der Gegenzug am Abend fährt dagegen in Landstuhl ohne Halt durch.Dank des morgendlichen EC (Abfahrt um 6.04 Uhr) über Mannheim nach Graz lassen sich in manchen Fällen ab Landstuhl 19-Euro-Tickets zu weit entfernten Zielen buchen. Ein Extremfall ist ein Ticket nach Westerland auf Sylt, bei dem allerdings nicht der schnellste Anschluss genutzt werden kann, sondern in Hamburg auf einen der wenigen Intercity-Züge gewartet werden muss, die noch nach Westerland fahren. Planmäßige Ankunft in Westerland ist um 16.34 Uhr. In der Gegenrichtung ist mangels Fernzügen keine Fahrt mit einem 19-Euro-Ticket bis nach Landstuhl möglich, sondern allenfalls nach Kaiserslautern oder Homburg, in vielen Fällen auch nur bis Mannheim.

Die Stiftung Warentest kam kürzlich zum Ergebnis, dass das Angebot an 19-Euro-Tickets in den kommenden Wochen und Monaten „recht ordentlich“ sei. Sie stellte aber – nicht sehr überraschend – deutliche Unterschiede zwischen Tagen mit starker und eher schwächerer Nachfrage fest. Das gilt in verschärftem Maße für Reisen über weite Distanzen, bei denen der Unterschied zwischen den 19-Euro-Tickets und den sonst üblichen Preisen in vielen Fällen besonders groß ist.

Chancen, ein 19-Euro-Ticket über weite Entfernungen zu bekommen, hat man vor allem zu Zeiten schwächerer Nachfrage, kaum dagegen zu den Verkehrsspitzenzeiten am Freitagnachmittag oder Sonntagabend. Außerdem empfiehlt es sich, nicht abzuwarten, bis die Fahrkarten drei Monate vor dem Reisetag im Internet oder am Automaten zu buchen sind. Da die Tickets am Fahrkartenschalter oder im Reisebüro bis zu sechs Monaten vor der Reise erhältlich sind, können viele Kontingente von 19-Euro-Tickets schon ausverkauft sein, wenn erstmals auch die Internet-Buchung möglich ist. 19-Euro-Fahrkarten für Reisen im August oder September sind generell nur am Fahrkartenschalter oder im Reisebüro zu bekommen.

Wie generell bei Sparpreis-Fahrkarten gelten die 19-Euro-Tickets nur im gebuchten Zug. Mit der Bahncard 25 gibt es weitere 25 Prozent Rabatt, die Tickets kosten dann nur 14,25 Euro. Eigene Kinder und Enkelkinder können kostenlos mitgenommen werden, wenn sie auf der Fahrkarte eingetragen sind. Die in vielen Fällen empfehlenswerte Platzreservierung kostet dagegen extra.

Kommentar: Preiskampf hat seinen Preis

Von Eckhard Buddruss

Die Deutsche Bahn gibt den klassischen Nachtzugverkehr auf. Dies liegt wohl auch daran, dass die Ertragskraft der ICE-Linien unter den Fernbussen leidet.

Die 19-Euro-Tickets, die die Deutsche Bahn (DB) nun anbietet, weisen aus Kundensicht ein in vielen Fällen verblüffend gutes Preis-Leistungs-Verhältnis auf. Betriebswirtschaftlich rentieren sich solche Angebote allerdings nur dann, wenn es gelingt, damit so viel zusätzliche Nachfrage zu mobilisieren, dass die Mitnahmeeffekte bei Kunden, die sowieso gefahren wären, mehr als ausgeglichen werden. Der Deutschen Bahn (DB) ist es immerhin wohl gerade dank der 19-Euro-Tickets gelungen, 2015 trotz GDL-Streiks und Konkurrenz durch Fernbusse die Anzahl der Fahrgäste in ihren Fernzügen leicht zu steigern. Mit Preissenkungen, die die Ertragskraft bisher lukrativer ICE-Linien schmälern, schrumpft allerdings auch der Spielraum, unrentable Züge intern querzufinanzieren.

Opfer dieser Situation werden nun die Nachtzüge, die DB-intern als hoffnungslos defizitär gelten. Die DB wird den klassischen Nachtzugverkehr mit Schlaf- und Liegewagen Ende 2016 komplett aufgeben. Einen Teil der Züge übernimmt möglicherweise die österreichische ÖBB. Ob dazu auch der Zug von Zürich über Mannheim nach Berlin gehört, ist offenbar noch nicht geklärt. Eine mögliche Variante ist, dass der Zug, der wohl hauptsächlich vom Verkehrsaufkommen in der besonders bahnaffinen Schweiz lebt, zwar in veränderter Form weitergeführt wird, aber künftig nicht mehr über Mannheim fährt. Das wäre sehr bedauerlich, denn trotz seines Nischencharakters hat der klassische Nachtzugverkehr nach wie vor sein Publikum, für das nächtliche ICE-Züge kein adäquater Ersatz sind.