02.02.2016
Die Rheinpfalz

Bahn investiert mehr in ihr Netz

Bauarbeiten sorgen in diesem Jahr für Behinderungen auch auf der ICE-Strecke Mannheim–Frankfurt
Von Eckhard Buddruss

Berlin/Ludwigshafen. Die Deutsche Bahn (DB) stockt in diesem Jahr ihre Investitionen für die Erneuerung der Infrastruktur auf. Durch Bauarbeiten kommt es in vielen Fällen zu Einschränkungen im Bahnbetrieb. Betroffen ist im Juli und August unter anderem die ICE-Strecke von Mannheim nach Frankfurt.

Die gestern in Berlin angekündigten Bauarbeiten stehen größtenteils im Zusammenhang mit der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV II), die Bund und Deutsche Bahn (DB) für die Jahre 2015 bis 2019 abgeschlossen haben. Vorgesehen sind darin Investitionen von 28 Milliarden Euro in die bestehende Infrastruktur, davon entfallen rund 1,2 Milliarden Euro auf Rheinland-Pfalz und das Saarland.In diesem Jahr will die DB mit rund 5,5 Milliarden Euro etwa 200 Millionen Euro mehr als im Vorjahr in die Erneuerung der Infrastruktur stecken. Davon entfallen knapp 190 Millionen Euro auf Rheinland-Pfalz und das Saarland, mit denen unter anderem rund 120 Kilometer Schienen sowie rund 120 Weichen erneuert werden sollen. Für die komplette Fünfjahresperiode plant die DB in Rheinland-Pfalz und im Saarland die Erneuerung von 82 Brücken und über 880 Kilometer Schienen sowie über 570 Weichen.

Bundesweit gibt es wegen der Bauarbeiten in Spitzenzeiten bis zu 850 Baustellen am Tag. Stark betroffen ist in diesem Jahr unter anderem die Strecke Göttingen–Hamburg, die auch von der ICE-Linie (Zürich/Stuttgart–)Mannheim–Hamburg befahren wird. Durch die Bauarbeiten kommt es von Mai bis September zu Umleitungen, die zu deutlich längeren Fahrzeiten führen. Eine Verlängerung der Fahrzeit um etwa fünf Minuten wegen Bauarbeiten gibt es voraussichtlich Ende April bis Anfang September sowie Mitte November bis Mitte Dezember auf der Schnellstrecke von Mannheim nach Stuttgart.

Deutlich gravierender dürften die Behinderungen für den ICE-Verkehr auf der Strecke von Mannheim nach Frankfurt sein, wenn zwischen Mitte Juli und Ende August ein Abschnitt auf der Strecke von Mannheim nach Biblis nur eingleisig befahrbar ist. Grund hierfür ist der Ausbau von fünf Stationen in Südhessen für die S-Bahn Rhein-Neckar. Dabei werden die Bahnsteige auf eine Höhe von 76 Zentimetern gebracht. Diese Bauarbeiten müssen nicht erst zur Aufnahme des S-Bahn-Betriebs Ende 2019 abgeschlossen sein, sondern schon bis Dezember 2017. Dann sollen im Zusammenhang mit einem neuen Verkehrsvertrag für das Main-Neckar-Ried-Netz als Regional-Express von Mannheim nach Frankfurt neue Triebwagen mit einer Einstiegshöhe von 76 Zentimetern eingesetzt werden.

ICE werden während der Bauarbeiten auf dem Abschnitt Mannheim–Biblis teilweise über Worms oder die Main-Neckar-Bahn (über Darmstadt) umgeleitet. Wenn ansonsten über die Riedbahn fahrende Fernzüge über Worms geleitet werden, sorgt das häufig – insbesondere bei Verspätungen – für Komplikationen im Regionalverkehr auf der Strecke von Ludwigshafen über Frankenthal nach Worms.

Größtes Problem für den Bahnverkehr in der Pfalz sind weiterhin die Bauarbeiten auf der Ost-West-Hauptstrecke von Mannheim über Kaiserslautern nach Saarbrücken, die, wie mehrfach berichtet, noch jahrelang für Behinderungen und Einschränkungen des Zugangebots sorgen werden. Diese Bauarbeiten sind überwiegend Teil des Schnellbahnprojekts POS (Paris–Ostfrankreich–Südwestdeutschland).

Internet: Nähere Informationen gibt es unter www.bahn.de/bauarbeiten.

Kommentar: Überfällige Investitionen
Von Eckhard Buddruss

Baustellen nerven Bahnkunden. Mit der verstärkten Bautätigkeit werden aber immerhin die Versäumnisse früherer Jahre teilweise aufgearbeitet.

Deutschland investiert seit langer Zeit zu wenig in sein Schienennetz, das seit über zehn Jahren von der Substanz gelebt hat. Mit der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (im Fachjargon LuFV II genannt) für die Jahre 2015 bis 2019 wurden die Mittel für Erneuerungsinvestitionen im Bestandsnetz der Deutschen Bahn (DB) nun immerhin soweit aufgestockt, dass sich ein weiterer Verfall des DB-Netzes abwenden lässt. Die dafür erforderlichen Bauarbeiten führen allerdings zu Einschränkungen im Zugangebot, die für die betroffenen Fahrgäste oft schmerzlich sind. Die trotz der Aufstockung nach wie vor knappen Mittel sorgen außerdem dafür, dass bei der Abwägung zwischen möglichst kostengünstigem Bauen und möglichst geringen Eingriffen in das Zugangebot – vorsichtig ausgedrückt – nicht immer im Sinne der Fahrgäste entschieden wird.

Allerdings sind die DB-Planer auch nicht um die Aufgabe zu beneiden, wegen der Bauarbeiten Züge auf Strecken unterbringen zu müssen, auf denen es sowieso schon sehr eng ist. Sowohl die Riedbahn von Frankfurt über Biblis nach Mannheim als auch die Main-Neckar-Bahn von Frankfurt über Darmstadt nach Mannheim und Heidelberg sind schon ohne Zusatzverkehr durch Umleitungen oft an ihrer Kapazitätsgrenze. Die Komplikationen, die sich durch die baubedingten Umleitungen fast zwangsläufig ergeben, werden in den kommenden Jahren einmal mehr demonstrieren, wie dringend zusätzliche Kapazitäten durch die geplante Neubaustrecke von Frankfurt nach Mannheim gebraucht werden.