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02.01.2016
Die Rheinpfalz
Leitartikel zum neuen Jahr

Jahr zwei

Von Georg Altherr

Die Flüchtlinge auf dem Flughafen und das Evangelische Krankenhaus stellten 2015 die Politik in den Schatten. Im neuen Jahr entscheidet es sich, wie es mit dem Flughafen und der Truppacher Höhe weitergeht.

Im Jahr eins nach der Schließung des Flughafens wollte sich die Politik eigentlich darum kümmern, dass auf dem Flughafengelände eine neue wirtschaftliche Entwicklung einsetzt. Das Neue sollte nicht auf staatliche Subventionen setzen, sondern sich selbst tragen und zudem mehr Arbeitsplatze schaffen, als durch das Aus für den Flugbetrieb verloren gingen.

Doch es kam anders. Und dafür sind weder die Politiker in Mainz noch die in Zweibrücken verantwortlich, sondern die in Damaskus, Ankara, Moskau, Washington, Paris und Berlin. Als im Sommer immer mehr Flüchtlinge vor allem aus Syrien nach Deutschland strömten, suchte das Land händeringend nach freien Gebäuden, in denen Flüchtlinge direkt nach ihrer Ankunft im Land eine erste Zuflucht finden, registriert und dann verteilt werden. In Zweibrücken boten sich gleich zwei Gebäude auf dem Flughafen an. Erstens die Abfertigungshalle, denn wo es keinen Flugverkehr mehr gibt, müssen auch keine Passagiere mehr abgefertigt werden. Und zweitens das Apart-Hotel, denn es lebte vor allem von den Fluggästen, die es nun nicht mehr gibt.

So verständlich die Entscheidung des Landes war, die beiden Gebäude anzumieten und darin Flüchtlinge unterzubringen, so klar muss aber auch sein: Eine Dauerlösung ist das nicht.

Denn erstens ist ein menschenwürdiges Leben in einer riesigen, hohen und lauten Halle auf Dauer nicht zu ermöglichen. Zweitens subventioniert das Land mit der Anmietung auf dem Flughafen schon wieder – dieses Mal den neuen Eigner des Geländes. Drittens: So lange das Abfertigungs- Gebäude als Herberge genutzt wird, können nicht einmal ab und an ein paar Fluggäste abgefertigt werden. Und viertens und entscheidend: Die Belegung des wichtigsten Gebäudes auf dem Flughafen-Gelände blockiert natürlich jede nennenswerte wirtschaftliche Entwicklung des Gesamt-Areals.

Der Insolvenzverwalter des Flughafens hat der Triwo AG des Trierer Unternehmers Peter Adrian den Zuschlag für den Flughafen erteilt, weil er das überzeugendste Konzept für die künftige Nutzung vorgelegt hatte. Für eine Übergangszeit, beispielsweise bis Sommer, mag die Abfertigungshalle noch als Flüchtlings-Herberge dienen. Danach aber sollte die Politik es der Triwo ermöglichen und sie drängen, auf dem Flughafen Firmen anzusiedeln, Arbeitsplätze zu schaffen und Dienstleistungen anzubieten, kurz: den Flughafen neu zu definieren.

Auch auf der anderen Seite der Autobahn sollte 2016 eine Entscheidung fallen. Schon mehrfach sollte die Truppacher Höhe erschlossen werden. Was war nicht schon alles geplant: eine Tank- und Rastanlage, Einkaufsmärkte, Decathlon, ein Fahrrad-Großgeschäft, ein Gartenmarkt à la Holland, ein Baumarkt. Regelmäßig versanken die Projekte im Dornröschenschlaf. Bis im Dezember ein Unternehmer mit dem Vorhaben auf den Plan trat, dort ein riesiges Möbelhaus zu bauen. Realistisch? Oder wieder nur ein Luftschloss? Irgendwann muss die Politik entscheiden, ob die Truppach nun bebaut werden oder ganz anders entwickelt werden soll: zum Beispiel als Erweiterung des Naherholungsgebiets Tschifflick.

In den nächsten Wochen wird sich entscheiden, ob und wie es zu einem Krankenhaus-Verbund in Zweibrücken kommt. Spätestens danach, wenn auch feststeht, wer künftig in Mainz regiert, sollte die örtliche Politik langsam wieder aus der Rolle des Beobachters herauskommen und die Weiterentwicklung der Stadt und des Umlandes wieder stärker selbst in die Hand nehmen und zum Beispiel dafür sorgen, dass der Anschluss Zweibrückens an die S-Bahn unter Dach und Fach kommt.