28.03.2015
Saarbrücker Zeitung

S-Bahn: Viel Kritik am Saarland

Landrat sieht Hinhaltetaktik, Schienenfreunde monieren Abwehrhaltung

Aufgrund der neusten Vorbehalte in Sachen Bahn-Reaktivierung gibt es viel Kritik aus der Südwestpfalz am Saarland. Sowohl die Junge Union in Zweibrücken und der Südwestpfalz als auch die Schienenfreunde versuchen aber weiter, Überzeugungsarbeit zu leisten.
Von Merkur-Redakteur Gerrit Dauelsberg

Zweibrücken. Ein „hinhaltendes Taktieren“ bescheinigt der südwestpfälzische Landrat Hans Jörg Duppré (CDU) der saarländischen Landesregierung in Sachen Bahn-Reaktivierung. Verkehrs-Staatssekretär Jürgen Barke (SPD) hatte das Ja des Saarlandes zur Strecke Zweibrücken-Homburg von einer Aufstockung der Regionalisierungsmittel des Bundes abhängig gemacht (wir berichteten).

Trotz des offensichtlichen Widerwillens im Nachbarland glaubt Duppré dennoch an eine Realisierung des Projektes: „Der öffentliche Mainstream ist so stark, da kommen sie nicht mehr heraus“, sagt der Landrat. Er hätte die S-Bahn auch gern früher als 2022 – das Jahr, das Barke am Dienstag anvisiert hatte. Der Landrat gibt allerdings auch zu bedenken, dass die planerische Umsetzung und die Finanzierung schwierig seien.

Dupprés junge Parteifreunde in der Region sehen dem Projekt nicht alle positiv entgegen. Zuletzt hatte sich die Junge Union (JU) in Homburg gegen die S-Bahn ausgesprochen, weil sie darin eine Bedrohung für die Buslinie R7 sieht (wir berichteten). Die JU in Zweibrücken vertritt dagegen eine ganz andere Position – und befürwortet die S-Bahn. Der Zweibrücker Junge-Union-Vorsitzende Christian Becker hat den Homburger Amtsinhaber Philip Vollmar und dessen JU deshalb für Ende April in die Rosenstadt eingeladen. Dort will man die Parteifreunde aus der Nachbarstadt von dem Projekt überzeugen. Becker: „Wir sind eine Region, ein Wirtschaftsraum. Wir sollten das Grabendenken beenden.“ Unterstützung bekommt er von der JU Südwestpfalz: Die stehe weiter zur Reaktivierung, bekräftigt sie. „Die S-Bahn darf letztendlich nicht an der Finanzierung eines Stadtbusses durch die Homburger Vororte scheitern“, fordert der Kreisvorsitzende Jörg Marx – und nimmt damit Bezug auf das Argument der Homburger JU, die S-Bahn sei eine Bedrohung für die R7, die in Homburg auch die Funktion eines Stadtbusses einnimmt.

Solche Ängste will auch der Verein zur Förderung des Schienenverkehrs in und um Zweibrücken den Saarländern nehmen: Stattdessen skizziert deren Vorsitzender Bernhard Marschall den Nutzen der Reaktivierung auch für das Saarland – vor allem aufgrund der Auswirkungen auf den Fernverkehr. Er warnt, dass die Entwicklung der Linie Frankfurt-Paris aufgrund der Fortschritte des Südastes über Straßburg für die Zukunftsaussichten des Nordastes durch Pfalz und Saarland zu Befürchtungen Anlass gebe. „Es muss das gemeinsame Anliegen der von dem Nordast angebundenen Bundesländer Rheinland-Pfalz und Saarland sein, diesem durch stärkere Nutzung mehr Gewicht zu verleihen“, so Marschall. Durch die Verlängerung der S-Bahn-Linie über Kaiserslautern und Homburg bis Zweibrücken würde ein Gebiet von 100 000 Einwohnern erschlossen. Marschall weiter: „Generell ist ein großräumigeres Denken auch in der Pfalz und an der Saar vonnöten, wenn diese Gegend gegenüber den Metropolregionen nicht weiter an Boden verlieren soll.“

Das Verhalten des Saarlandes in Sachen Bahn-Reaktivierung ärgert auch Marschalls Vorstandskollegen bei den Schienenfreunden, Peter Schehl. „Ganz neue Argumente“ seien plötzlich vorgebracht worden, wundert er sich. „Der Schwarze Peter wird jetzt auf den Bund geschoben.“ Im Saarland werde immer wieder eine Abwehrhaltung gegen die Reaktivierung gezeigt, so Schehl. Guter Dinge ist trotz allem der Zweibrücker Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD). Auch er teilt die Ansicht, dass nicht nur Rheinland-Pfalz der Gewinner einer Reaktivierung wäre: „Ich habe die Hoffnung, dass die Bahn-Linie noch vor 2022 reaktiviert wird.“

Bildunterschrift
Christian Becker - Hans Jörg Duppré - Jörg Marx - Bernhard Marschall - Peter Schehl - Kurt Pirmann