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16.10.2015
Die Rheinpfalz

Pfalz verliert die meisten IC-Züge

Im Jahresfahrplan 2016 verbleiben auf Ost-West-Strecke nur sieben Fernzugpaare
Von Eckhard Buddruss

Ludwigshafen. Mit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember verliert die Bahnstrecke von Saarbrücken über Homburg, Kaiserslautern und Neustadt nach Mannheim den größten Teil ihrer Intercity-Züge.

Von der Streichung sind vor allem Zeitlagen betroffen, in denen kurz davor oder danach einer der im Dezember 2014 eingeführten Regional-Express-Züge fährt. Allerdings entfällt künftig auch der IC 2050 von Stuttgart nach Saarbrücken, der derzeit noch am späten Sonntagabend eine Verbindung von Mannheim (ab 23.39 Uhr) nach Saarbrücken bietet. Es bleiben auf der Ost-West-Fernstrecke durch die Pfalz ab Mitte Dezember außer fünf Zugpaaren der Linie Frankfurt–Paris nur ein ICE-Paar von Saarbrücken nach Dresden und ein Eurocity-Paar von Saarbrücken nach Graz.

Während für Reisende, die in Mannheim in einen ICE umsteigen wollen, der Wegfall der Fernzüge meist relativ leicht zu verschmerzen ist, weil es die Möglichkeit gibt, auf einen Regional-Express (RE) auszuweichen, ist der Wegfall von Direktverbindungen nach Frankfurt und Stuttgart in Zeitlagen, die für Pendler interessant sind, ein großer Verlust. Das gilt besonders für den Intercity (IC) 2051, der bisher beispielsweise ab Neustadt um 5.52 fährt und in Frankfurt planmäßig um 7.12 Uhr ankommt. Hier gibt es zwar künftig eine Ersatzverbindung mit gleicher Reisezeit, bei der aber in Mannheim in den teureren und meist stark besetzten ICE umgestiegen werden muss.

Wie berichtet, ist die derzeit bestehende Situation, dass ein IC und einer der neuen RE mehrfach am Tag kurz hintereinander fahren, dadurch entstanden, dass bei der Ausschreibung des neuen RE-Netzes zu befürchten war, dass die DB weitere Fernzüge streicht. Mittelfristige Zusagen, wie sie der DB-Fernverkehr unter neuer Leitung nun macht, waren damals nicht zu bekommen. Die für den Nahverkehr in Rheinland-Pfalz Verantwortlichen bestellten deshalb vorsichtshalber einen RE in allen Fällen, in denen sie den Wegfall eines Fernzugs befürchteten. Die DB hat aber nun ein Jahr lang mehrere der als gefährdet geltenden Fernzüge weitergefahren, teilweise auch nur freitags und sonntags, um an diesen Tagen stark frequentierte ICE aus Paris zu entlasten. Auch diese IC-Züge werden aber mit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember gestrichen.

Ab 3. April fährt, wie berichtet, eines der heutigen fünf Zugpaare der Linie Frankfurt–Paris über die dann schnellere Route via Straßburg. Das wegfallende Zugpaar nach Paris wird auf dem Abschnitt zwischen Saarbrücken und Mannheim durch ein neues IC-Paar Saarbrücken–Stuttgart und zurück ersetzt.

Was ist eigentlich ein Intercity?

Wirtschaftswissen: System von Fernverkehrs-Taktlinien im Wandel begriffen

Der in mehreren europäischen Ländern für schnelle Züge verwendete Begriff „Intercity“ (IC) steht in Deutschland seit 1971 für ein System von Linien im Takt fahrender Fernzüge, die an Knotenbahnhöfen miteinander verknüpft sind. Die fünf Systemknotenbahnhöfe, in denen die Züge Anschluss am selben Bahnsteig hatten, waren 1971 Hannover, Dortmund, Köln, Mannheim und Würzburg. Die Intercity-Züge der Deutschen Bundesbahn führten anfangs nur die erste Wagenklasse und fuhren im Zwei-Stunden-Takt. 1979 wurde das System unter dem einprägsamen Slogan „Jede Stunde, jede Klasse“ umgestellt. Die IC-Züge fuhren nun im Stundentakt und führten auch die zweite Klasse.

Ihren Status als Spitzenprodukt der Bundesbahn verloren die mit bis zu Tempo 200 fahrenden IC-Züge ab 1991 durch die Einführung des Intercity-Express (ICE). Seitdem wurden immer mehr frühere IC-Linien in ICE-Linien umgewandelt. Die letzte IC-Linie aus dem Ursprungsnetz von 1971, die bisher noch keine ICE-Linie geworden ist, ist die von Hamburg über Köln und Koblenz nach Mainz (sowie abwechselnd weiter nach Frankfurt und Stuttgart über Mannheim). Auch diese Linie soll in einigen Jahren zur ICE-Linie hochgestuft werden.

Ende 2002 wurde ein großer Teil der vorherigen Interregio-Züge in Intercity-Züge umbenannt. Dadurch sind nun auch diverse kleinere Städte wie beispielsweise Bensheim oder Andernach zu Intercity-Stationen geworden. Dass Intercity-Züge im Stundentakt fahren, ist inzwischen eher die Ausnahme als die Regel.

Das neue in diesem Jahr vorgestellte Fernverkehrskonzept der Deutschen Bahn (DB) sieht vor, in Etappen bis 2030 einen großen Teil des früheren Interregio-Netzes wiederaufleben zu lassen. Auf diesen Linien sollen Züge im Zwei-Stunden-Takt fahren, die die DB „Intercity neu“ nennt. Als Fahrzeugmaterial sind neue Doppelstockgarnituren vorgesehen, die voraussichtlich erstmals ab kommenden Dezember auf der IC-Linie von Leipzig über Hannover nach Norddeich fahren werden. Diese von Regionalverkehrseinheiten abgeleiteten Doppelstockgarnituren sollen einen deutlich kostengünstigeren Betrieb erlauben. Als größter Nachteil aus Kundensicht gilt, dass die Doppelstockzüge, anders die früher auf dieser IC-Linie eingesetzten Einheiten, keinen Bistrowagen haben. (ebu)