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02.10.2015
Die Rheinpfalz

Besser als die Nachbarn

Zweibrücker Unternehmen schätzen den Standort – Flughafen-Aus verdaut

LUDWIGSHAFEN/ZWEIBRÜCKEN. Die rund 50 Zweibrücker Unternehmen, die sich über den Sommer an der alle zwei Jahre stattfindenden Umfrage der Industrie- und Handelskammer zur Standortqualität der zwölf wichtigsten pfälzischen Kommunen beteiligt haben, reiben sich an der Kommunikation mit der Stadtverwaltung und fordern eine bessere Schienenanbindung, insbesondere die S-Bahn nach Homburg. Für Jürgen Vogel, Geschäftsführer Standortpolitik der IHK Pfalz, sollte die Stadt die Idee des „Kümmerers“ von Oberbürgermeister Kurt Pirmann noch einmal aufgreifen.

Wie gestern berichtet, geben die Unternehmen aus Industrie, Handel und Gastgewerbe Zweibrücken als „Rahmen“ ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit eine zufriedenstellende Note, eine Drei plus. Es ist die beste Note für einen Standort in der Westpfalz. „Neben den harten Kriterien, den nötigen Betriebsmitteln für Unternehmen, wie Infrastruktur und Verfügbarkeit von Arbeitskräften, sind die weichen Standortfaktoren entscheidend. Und da fällt bei Zweibrücken die über dem pfälzischen Durchschnitt liegende gute Note für die Lebensqualität und auch für die Bewertung der Attraktivität der Innenstadt auf“, analysiert Vogel die Zweibrücker Ergebnisse. Vogel ist Autor der Studie „Wirtschaftsstandort Pfalz 2015“. Die Anstrengung der Stadt für die Neugestaltung der Fußgängerzone hätten sich gelohnt. Gerade weil das „Herz der Stadt“ pfalzweit äußerst kritisch gesehen werde. Etwa in Ludwigshafen und in Pirmasens, wo es Zensuren von fünf und vier minus gab. Ausgenommen der Bewertung des Kulturangebotes, punkte Zweibrücken mit seinen weichen, aber gewichtigen Standortfaktoren. Die Benotung liegt über dem pfälzischen Durchschnitt.Der Verlust des Flughafens werde, so IHK-Geschäftsführer Jürgen Vogel, von den ansässigen Unternehmen bedauert, aber weitestgehend als nicht relevant fürs eigene Geschäft angesehen. Anders das Thema Bahn. „Dafür gibt es, ähnlich wie in Pirmasens, in Zweibrücken ein klares Mandat von der Wirtschaft an die Politik zum Handeln. Der S-Bahn-Anschluss an Homburg wird von den Unternehmen explizit gefordert“, verdeutlicht Jürgen Vogel.

Obwohl zu hinterfragen sei, wie tatsächlich genutzt, sehen die Zweibrücker Unternehmen in der Nähe zur Hochschule auf dem Kreuzberg beziehungsweise zu den umliegenden Unis ein echtes Pfund. Ein glattes „gut“ drücke dies in der Benotung aus. In den befriedigenden Bereich, Tendenz zur Note „gut“, ist auch die städtische Wirtschaftsförderung gerückt. Das war bei den vorherigen Umfragen der IHK 2011 und 2013 noch ganz anders. Da sich die Leitung der Verwaltungseinheit mit Anne Kraft nicht geändert habe, interpretiert Autor Vogel die bessere Bewertung so, dass die Arbeit nun anders wahrgenommen werde, sie sich vielleicht auch geändert habe. Auch eine andere Aufgabenstellung durch die Stadtspitze könne eine Rolle spielen. Am Standortmarketing, mit 3,1 bewertet, gelte es aber auch in Zweibrücken zu arbeiten.

Die insgesamt positive Sicht der heimischen Wirtschaft auf „ihr“ Zweibrücken sieht die IHK auch in einem realistischen Blick auf die Nachbarn begründet. „Die Unternehmen sehen ja auch die Problemlagen in der Nachbarschaft. Insofern fühlen sie sich recht gut aufgehoben“, lautet die Interpretation des IHK-Geschäftsführers. Das Verhältnis von Wirtschaft zu Verwaltung, in Sonntagsreden fast immer besser dargestellt als tatsächlich gelebt, sei aber auch in Zweibrücken zu verbessern. Man schwimme im Pfalztrend. „Kritisiert wird ganz deutlich die Kommunikation auf Niveau eines Verwaltungsaktes. Das ist aber nicht die Art, wie Verwaltung und Wirtschaft miteinander kommunizieren sollten. Es braucht Erklärung, die Transparenz schafft und Nachvollziehbarkeit ermöglicht“, gibt Vogel einen Hinweis. Man werde die Befragungsergebnisse wie immer mit der Stadt diskutieren. Die Idee, einen „Kümmerer“ in der Verwaltung zu installieren, hält die IHK nach wie vor für verfolgenswert. (cps)

Hinweis: Druckausgabe mit Infografik