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25.07.2015
Die Rheinpfalz

Kurpfälzer fahren auf ICE nach Paris ab

Im ersten Halbjahr weist Verkehr ab Mannheim die höchste Zuwachsrate auf – Von April 2016 an kürzere Fahrzeit
Von Eckhard Buddruss

Ludwigshafen/Paris. Im Verkehr mit ICE und TGV zwischen Südwestdeutschland und Paris sind die Fahrgastzahlen im ersten Halbjahr weiter gestiegen. Besonders gut war die Entwicklung auf der Strecke von Mannheim in die französische Hauptstadt, die ab April 2016 durch ein erweitertes Zugangebot mit teilweise noch kürzeren Fahrzeiten weiter an Attraktivität gewinnt.

Nach RHEINPFALZ-Informationen gab es im ersten Halbjahr in den fünf Zugpaaren von Frankfurt über Mannheim, Kaiserslautern und Saarbrücken nach Paris sowie in den vier Zugpaaren von Stuttgart über Karlsruhe nach Paris zusammengenommen einen Zuwachs um 4,1 Prozent auf 820.000 Reisende. Dabei war der Zuwachs auf dem Südast mit 4,7 Prozent auf 387.000 Reisende etwas größer als auf dem Nordast mit 3,6 Prozent auf 433.000 Reisende.Die größte Zuwachsrate gab es mit 8,5 Prozent auf 136.00 Reisende bei der Verbindung Mannheim–Paris, deutlich kleiner war sie mit 0,5 Prozent auf 85.000 Reisende bei der Verbindung Karlsruhe–Paris. Mannheim profitiert dabei nicht zuletzt von seiner Funktion als Knotenbahnhof im Regional- und Fernverkehr. Einen Rückgang gab es bei den Verbindungen Saarbrücken–Paris mit 73.000 Reisenden (minus 3,9 Prozent) und Kaiserslautern–Paris mit 26.000 Reisenden (minus 4,9 Prozent). Letztere hatte im Jahr 2014 mit plus 6,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr die höchste Zuwachsrate aufgewiesen.

Guillaume Pepy, der Chef der französischen Staatsbahn SNCF, sagte, die gemeinsame DB/SNCF- Tochter Alleo, die seit 2007 die Hochgeschwindigkeitszüge auf den Linien von Paris nach Frankfurt und Stuttgart betreibt, sei „ein sehr großer Erfolg“. Ab April 2016 werde die Kooperation noch weiter intensiviert, indem die jeweils modernsten ICE und TGV auf beiden Streckenästen eingesetzt werden. Der ICE verkehrt dann erstmals regelmäßig auch auf der Linie von Stuttgart nach Paris. Dies erlaubt einen effizienteren Fahrzeugeinsatz. Wie berichtet, wird nach Inbetriebnahme des zweiten Abschnitts der französischen Ost-Schnellbahn ein sechstes Zugpaar von Frankfurt über Mannheim nach Paris eingeführt, das ebenso wie eines der heutigen fünf Zugpaare den dann schnelleren Weg über Straßburg nehmen wird. Ein neuer ICE wird in unter drei Stunden um 7.41 Uhr ab Mannheim nach Paris (an 10.36 Uhr) fahren. In Straßburg hat der Zug einen günstigen Anschluss an einen TGV nach Marseille. Diese Verbindung soll ebenso wie heute schon der durchgehende TGV von Frankfurt über Mannheim und Karlsruhe nach Marseille in den DB-Verkaufssystemen gebucht werden können.

Leitartikel: Attraktive Allianz

Von Eckhard Buddruss

Die Alleo-Allianz zwischen der Deutschen Bahn und der französischen SNCF leistet hervorragende Arbeit. Für Bahnkunden ist es besser, wenn Europas Bahnen gut miteinander kooperieren als wenn sie sich Konkurrenz machen.

In dieser Woche haben Rüdiger Grube, der Chef der Deutschen Bahn (DB), und sein französischer Kollege Guillaume Pepy in Paris den Vertrag unterzeichnet, der die Kooperation zwischen der französischen Staatsbahn SNCF und der DB beim grenzüberschreitenden Hochgeschwindigkeitsverkehr mit ICE und TGV bis 2020 regelt.

Die gemeinsame DB/SNCF-Tochter Alleo mit Sitz in Saarbrücken hat in den Jahren seit der Aufnahme des Verkehrs über die französische Ost-Schnellbahn (TGV Est) im Juni 2007 hervorragende Arbeit geleistet – auch unter widrigen Umständen. Das größte Problem waren häufige Fahrzeugausfälle, vor allem bedingt durch die mangelnde Zuverlässigkeit der von der DB eingesetzten ICE der Baureihe 406 und der zu geringen Anzahl für den Einsatz in Frankreich ausgerüsteter ICE.

Gerade in solch kritischen Situationen hat sich die Kooperation zwischen den beiden Bahnen bewährt. Immer wieder hat die SNCF bei ICE-Ausfällen mit einem TGV ausgeholfen. Seit die DB übergangsweise einen TGV angemietet hat, ist die Zuverlässigkeit des Zugverkehrs zwischen Südwestdeutschland und Paris deutlich besser geworden. Nun ruhen große Hoffnungen auf der neuen ICE-Baureihe 407, die besser für die Anforderungen des Einsatzes in Frankreich gerüstet sein soll.

Nicht nur bei Fahrzeugausfällen hat sich die pragmatische Kooperation der beiden Bahnen bewährt, sondern auch beim Thema Tickets. Für die Züge verkauft jede der beiden Bahnen Fahrkarten nach ihrem System. Das kann es zwar kompliziert machen, das im konkreten Fall billigste Ticket zu finden, aber immerhin ist es auch für Kunden, die nicht gerne im Internet buchen, einfach, überhaupt an ein Ticket zu kommen. Das ist bei den Hochgeschwindigkeitszügen zwischen Köln und Paris völlig anders. Die DB verkauft keine Tickets für den TGV-ähnlichen Zug des französisch dominierten Unternehmens Thalys mehr. Wer beispielsweise von Bonn nach Paris fahren will, bekommt am Bahnhof keine Fahrkarte dafür.

Noch absurder als die aus Kundensicht äußerst ärgerliche Situation beim Thalys ist, dass sie viel mehr den Vorstellungen der EU-Kommission entspricht als die gut funktionierende Alleo-Kooperation. Bei der EU in Brüssel ist die Vorstellung weit verbreitet, dass sich die europäischen Bahnen in ähnlicher Weise Konkurrenz machen sollten wie das die Fluggesellschaften tun. Kooperationen wie bei Alleo stehen bei der EU-Kommission unter zumindest latentem Kartellverdacht.

Der Hauptunterschied zwischen Bahn- und Flugverkehr ist aber, dass Züge viel stärker in ein dichtes Netzwerk integriert sind, in dem es möglichst keine schwer zugänglichen Fremdkörper geben sollte, wie es der Thalys heute in Deutschland ist. Aus Sicht der Bahnkunden ist das Alleo-Kooperationsmodell eindeutig vorteilhafter als die Konkurrenz zwischen DB und SNCF auf der Strecke von Köln nach Brüssel und die Nicht-Kooperation auf der Strecke Köln–Paris. Unter den Komplikationen beim Ticketkauf für eine Reise, bei der Thalys und DB-Züge kombiniert werden müssen, leidet die Konkurrenzfähigkeit des besonders umweltschonenden Verkehrsträgers Schiene gegenüber Flugzeug und Auto.

Wenn sich die DB nicht dem Verdacht aussetzen will, ihr Verhalten gegenüber Thalys diene dazu, das von Brüssel favorisierte Modell gewissermaßen als unsinnig vorzuführen, sollte sie ihre Politik in Sachen Thalys-Tickets korrigieren. Es ist absurd, dass man beim Mobilitätsdienstleister DB zwar Carsharing-Autos und Fahrräder buchen kann, aber kein Ticket für eine Bahnreise von Bonn nach Paris. Die Deutsche Bahn konnte bei ICE-Ausfällen immer wieder froh sein, dass die SNCF mit einem TGV aushalf.

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