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18.03.2015
Die Rheinpfalz

Kommentar: Ein neuer Zug

Von Eckhard Buddruss

Anders als vor 15 Jahren legt es die Bahn nicht auf ein Fernzug-Streichkonzert an, sondern sucht Kooperationslösungen. Das verdient Unterstützung.

Heute wird dem Aufsichtsrat der Deutschen Bahn (DB) ein neues Fernverkehrskonzept vorgestellt. Entgegen diversen Gerüchten und Befürchtungen enthält es weder eine Abschaffung der Bahncards (die es vielmehr zusätzlich in einer Kurzzeit-Variante geben soll) noch eine Neuauflage des Streichprogramms Mora („Marktorientiertes Angebot“), das vor rund 15 Jahren das Aus für viele Interregio-Züge auch auf der Strecke Saarbrücken–Mannheim durch die Pfalz brachte.

Stattdessen will die DB ihr Fernzugangebot sogar ausweiten und versuchen, in Kooperation mit den betroffenen Bundesländern weitere Fernzüge in das Tarifsystem des Nahverkehrs zu integrieren. Realisiert ist das bereits im Intercity (IC) auf der Strecke von Bremen über Oldenburg nach Emden, vereinbart für die Linie von Stuttgart nach Zürich. In beiden Fällen sind die Vorteile dieses Modells derart offensichtlich, dass sich die Landesregierungen in Hannover und Stuttgart hier für eine Kooperation mit der DB entschieden haben, obwohl sie sonst bei der Ausschreibung von Nahverkehrsleistungen die Bedingungen meist wenig DB-freundlich gestalten.

Die Situation bei der Strecke Saarbrücken–Mannheim ist nur teilweise mit den genannten Fällen vergleichbar. Dennoch ließe sich wohl mit etwas gutem Willen eine Lösung finden, die mit einem Integrationsmodell die für Pendler interessanten IC-Züge nach Frankfurt und Stuttgart rettet. Dabei kann es kein Gegenargument sein, dass die DB vor über zehn Jahren einmal entsprechende Angebote ausgeschlagen hat, weil die damalige DB-Führung Fernzüge als eine Art Flugzeug auf Schienen betrachtete.

Allerdings ist eine solche IC-Integrationsvereinbarung in der Pfalz wohl nur möglich, wenn es bei der überfälligen Revision der Regionalisierungsmittel zu einer vernünftigen Lösung kommt. Keinesfalls dürfte eine solche Regelung zulasten von Projekten wie der Verlängerung der S-Bahn Rhein-Neckar nach Zweibrücken gehen, für die gestern endlich die lange erwartete Nutzen-Kosten-Untersuchung mit dem erhofften positiven Ergebnis vorgelegt wurde. Allerdings könnte sich gerade aus diesen beiden Themen ein für Rheinland-Pfalz und das Saarland akzeptables Kompromiss-Paket schnüren lassen.