02.05.2014
Die Rheinpfalz

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Porträt: Ein Pfälzer Eisenbahnersohn als DB-Finanzchef

Der Bahnchef ist austauschbar, aber der Finanzchef der Deutschen Bahn (DB) nicht – dieser Eindruck konnte entstehen, als DB-Finanzchef Diethelm Sack von 1997 bis 2009 den Abgang von drei DB-Chefs – Heinz Dürr, Johannes Ludewig und Hartmut Mehdorn – im Amt überdauerte. Fast 19 Jahre lang war Sack der Finanzchef zuerst der Deutschen Bundesbahn und dann der Deutschen Bahn AG.

In Sacks große Fußstapfen trat im April 2010 Richard Lutz, den Sack schon seit dessen Bewerbungsgespräch im November 1993 kannte und der über die Jahre zu Sacks Wunschnachfolger geworden war. Richard Lutz, Jahrgang 1964, ist als Sohn eines Pfälzer Eisenbahners, der damals im Bundesbahn-Ausbesserungswerk Kaiserslautern arbeitete, im westpfälzischen Kindsbach aufgewachsen. Ein Cousin von Richard Lutz, der immer noch in Kindsbach wohnt, ist heute Lokführer bei DB Regio. Der Weg von Richard Lutz zur Bahn verlief allerdings nicht ganz gradlinig. Nach dem Abitur am Gymnasium Landstuhl 1983 und der Bundeswehrzeit, die er als Schach-Ass in einer Sportförderkompanie verbrachte, studierte er in Saarbrücken Betriebswirtschaft und schloss sein Studium 1989 als Diplom-Kaufmann ab. Danach war er rund fünf Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Kaiserslautern tätig, wo er schließlich 1998 mit einer Arbeit über Bilanzanalyse promovierte.

1998 stand er schon vier Jahre in den Diensten der Deutschen Bahn AG, bei der er 1994, im Jahr ihrer Gründung, als Assistent des Leiters „Controlling“ anfing. „Ich habe mich damals für das ein bisschen verrücktere Unternehmen entschieden“, sagte Lutz im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Er hatte seinerzeit auch Kontakte zu etablierten Konzernen wie BASF und Siemens, aber ein Unternehmen im Umbruch wie Telekom oder Bahn reizte ihn mehr. Beim Vergleich der beiden Staatskonzerne habe er sich gedacht: „Die Telekom verdiente sich dumm und dämlich, da kann es nur schlechter werden.“ Bei der Bahn habe es dagegen eigentlich nur besser werden können, denn im letzten Jahr vor der Bahnreform machten die Deutsche Bundesbahn und die Deutsche Reichsbahn, die Anfang 1994 in der privatrechtlich organisierten DB aufgingen, zusammengenommen 16 Milliarden DM Verlust.

Lutz sah eine besonders interessante Herausforderung darin, die Eisenbahn, deren Bedeutung in Deutschland absehbar nicht zuletzt aus ökologischen Gründen wieder wachsen würde, in eine betriebswirtschaftlich tragfähige Verfassung zu bringen.

Die Deutsche Bahn AG konnte 1994 befreit von vielen Altlasten starten, aber die Bilanz des expandierenden Konzerns wurde – nicht zuletzt wegen diverser Übernahmen – immer komplizierter. Der Eindruck war weit verbreitet, dass nur Diethelm Sack hier noch durchblickte. Vor Sack hatten wohl alle einen Heidenrespekt, als Sympathieträger galt er aber nicht unbedingt. Bei seinem Nachfolger, der sich im Finanzressort Stück für Stück hochgearbeitet hatte und seit 2003 Leiter des Konzerncontrollings war, ist das nun anders. Mit seiner Kompetenz und seiner unprätentiösen Art hat sich Richard Lutz nicht nur Respekt verschafft, sondern auch viele Sympathien erworben. Im DB-Konzern ist über ihn fast nur Positives zu hören, obwohl er es als Finanzchef kaum vermeiden