28.10.2013
Die Rheinpfalz

Durchs Grüne zu den Bliesgau-Störchen

Einöd: Fleißige Helfer aus dem Ort haben in die Hände gespuckt und einen Rad- und Spazierweg am Bahnhaltepunkt angelegt.

„Naherholungsgebiet Alter Bahnhof“: Handgemalte Schilder sorgen am Startpunkt der etwa 400 Meter langen Spazierroute für Klarheit. Der jahrelange Einsatz fleißiger Helfer wurde belohnt; seit Freitag haben die Einöder hier ihr kleines Paradies im Grünen, aus der Ortsmitte fußläufig erreichbar. Vom Bahnhaltepunkt kann man auf schneeweißem Schotter in die Bliesaue an der Raiffeisenstraße schlendern.Der ehrenamtlichen Helfertruppe „60 plus“ um Otto Stock und Mitgliedern des Ortsrates war die Vollendung ihres Werks am Freitagnachmittag ein „Richtfest“ mit Worschtsupp und Flaschenbier wert. Aber Moment mal – ein Richtfest für einen Fußweg? „Na ja, das Gebälk steht“, erklärte Ortsratsmitglied Ulrich Fremgen die Begrifflichkeiten: „Damit ist der Rad- und Spazierweg selbst gemeint. Jetzt fehlen noch die Ziegeln – das sind die Ruhebänke und ein paar Informationstafeln am Weg, die wir hier noch aufstellen werden. Im März 2014 wollen wir damit aber fertig sein.“ Seit Dezember 2009 halten in Einöd wieder täglich Züge. Doch schon 2006 hatte die Stadt Homburg auf Bitten des Ortsrates der Deutschen Bahn das umfangreiche Gelände des einstigen Einöder Güter- und Zollbahnhofs abgekauft, das seit 30 Jahren ungenutzt vor sich hin verwilderte. „Das sind immerhin 20 000 Quadratmeter“, weiß Ulrich Fremgen zu berichten. Wo nach dem Krieg Zöllner den Güterverkehr zwischen der Bundesrepublik und dem damals eigenständigen Saarland überwachten, erstreckt sich noch heute eine gut 150 Meter lange Sandsteinmauer entlang eines früheren Nebengleises: Diese Mauer gehörte zur Verladerampe des Zollbahnhofs, die einst auch von Bauern genutzt wurde, die hier ihre Erzeugnisse für den Raiffeisenmarkt ablieferten. Heute führt der neue Spazierweg direkt an der lokalgeschichtlich bedeutsamen Rampe entlang.

Diese historischen Zusammenhänge um das Einöder Bahngelände sollen Spaziergänger bald auf den Informationstafeln nachlesen können, die derzeit noch ihrer Verwirklichung harren. Dass die Geschichte der hiesigen Eisenbahn auch heute noch nicht zu Ende geschrieben ist, betonte Dieter Franck als Vertreter der Zweibrücker Bahnfreunde, die am Freitag beim Einöder Richtfest zu Gast waren. Franck berichtete von „guten Signalen“, die er zuletzt zum Thema Reaktivierung der Bahnstrecke Homburg - Zweibrücken vernommen habe.

Mit Minibaggern, Hacke, Schaufel und jeder Menge Muskelschmalz haben die Arbeitsgemeinschaft „60 plus“ und ihre Mitstreiter von der örtlichen Agenda-Gruppe die Trasse des einstigen Nebengleises gerodet. Den so entstandenen Weg befestigten sie mit 180 Tonnen weißen Bliesgau-Schotters aus Rubenheim, den die Stadt Homburg den fließigen Einödern für ihr Projekt spendiert hat.

„Jetzt haben wir einen schönen Weg hinunter zur Raiffeisenstraße“, freut sich Ulrich Fremgen: „Ruckzuck gelangt man aus dem Ort zu den Pferden und Störchen an der Blies.“ (ghm)