19.09.2013
Die Rheinpfalz

Wirtschaft fordert offenes Ohr

Wirtschaft fordert offenes Ohr Standortumfrage der IHK Pfalz: Unternehmen wollen besseren Kontakt zur Verwaltung
Von Judith Schäfer

Ludwigshafen. In Schulnoten eine gute Drei: Mit 2,8 bewerten die Pfälzischen Unternehmen im Durchschnitt die Rahmenbedingungen, die sie in den Städten vorfinden. Am besten schneidet dabei die Kurstadt Bad Dürkheim mit 2,3 ab. Schlusslicht ist Kusel mit 3,7. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) für die Pfalz sieht grundsätzlich vielfach „Luft nach oben“ – vor allem beim Dialog zwischen den Verwaltungen und den Unternehmen.Die Bewertungen der Unternehmen sind zwar subjektiv. Die Erfahrung zeige aber, dass die Kritikpunkte in der Regel ins Schwarze träfen, so IHK-Geschäftsführer Jürgen Vogel und IHK-Statistikexpertin Ruth Scherer, die die Umfrage gestern in Ludwigshafen präsentierten. Monierten etwa Betriebe in Zweibrücken die Verkehrsanbindung, liege das klar an der (noch) nicht vorhandenen S-Bahn-Anbindung und Mängeln beim Bahn-Fernverkehr. Oder das Beispiel Pirmasens: Als besonders negativ wird hier die mangelnde Straßenanbindung genannt – was dem fraglichen durchgehenden Ausbau der B 10 geschuldet ist. „Das stärkt unsere Position gegenüber dem Land“, so Vogel.Werden die sogenannten weichen Standortfaktoren wie Kultur-, Sport- und Freizeitangebot nahezu überall als durchweg überaus positiv eingestuft – mit Ausnahme der Oberzentren Ludwigshafen und Kaiserslautern – so wird die Wirtschaftsförderung und der Dialog zwischen Verwaltung und Unternehmen grundsätzlich als verbesserungswürdig eingestuft. „An erster Stelle stehen dabei die kommunalen Abgaben“, so Vogel. So werde kritisiert, dass Abgaben, beispielsweise Gewerbesteuerhebesätze, erhöht und auch neue Abgaben eingeführt werden, so etwa die Fremdenverkehrsabgabe in Neustadt. Zu wenig Energie werde von den Verwaltungen darauf verwendet, wie sie sparen könnten, moniert die Wirtschaft. Ebenfalls Kritik werde vielfach an Bearbeitungsdauern für Genehmigungsverfahren geübt, zudem fehle es an einem offenen Ohr für die Belange der Wirtschaft, die zu oft nicht ernst genommen würden. Entscheidungen würden zudem nicht transparent gemacht. Allerdings artikulierten die Unternehmen ihre Anliegen auch nicht immer ausreichend klar und oft gegenüber den Verwaltungen, so Ruth Scherer.

Genau hier sieht sich auch die IHK gefragt: „Für uns ist die Studie ein Grund, mit den Kommunen in den Dialog zu treten und mit den Unternehmen an einen Tisch zu bringen“, so Vogel. Das war auch schon als Konsequenz aus der Vorgängerstudie vor zwei Jahren geschehen, mit örtlich unterschiedlicher Intensität – und unterschiedlichem Erfolg. So habe sich in Zweibrücken die Gesprächskultur positiv verändert.

Kommentar

Standortumfrage Für die Standortumfrage 2013 der Industrie- und Handelskammer Pfalz wurden im Frühjahr 8500 Unternehmen und Dienstleister angeschrieben, von denen 800 geantwortet haben. Die Rücklaufquote bewege sich mit 9 Prozent im Bereich dessen, was ähnliche Umfragen anderer IHKs ergeben hätten, so die Kammer. Die Umfrage, die Betriebe in zwölf Kommunen umfasst, ist repräsentativ, mit der Ausnahme einer Gebietskörperschaft: Kusel verfügt dafür über zu wenige Betriebe. Befragt wurden acht kreisfreie Städte sowie vier Städte mit Sitz einer Kreisverwaltung. Abgefragt wurden 33 Standortfaktoren, zehn mehr als bei der vorangegangenen Studie von 2011. Damals wurden die Noten 1 bis 5 vergeben. Dieses Mal wurden „Schulnoten“ vergeben (1 bis 6). (jus)