Zum Vergleich: Die Situation der Firma KOB in Wolfstein im Lautertal, Hersteller von medizinischen Textilien mit 750 Mitarbeitern.

05.08.2013
Die Rheinpfalz

“Es ist ein Wettbewerbsnachteil“

Wolfstein: Schlechte Infrastruktur Problem für KOB im Kampf um Mitarbeiter

Aus zwei Gründen sei eine gute Verkehrsanbindung aus Unternehmersicht wichtig, sagt Gerhard Braun, Geschäftsführer von KOB in Wolfstein. Da seien zum einen Rohstofflieferungen und Warenabtransporte, zum anderen – „und das ist noch entscheidender“ – die Anfahrtwege der Mitarbeiter. Gerade zu Zeiten des Fachkräftemangels sieht er da einen Wettbewerbsnachteil für sein Unternehmen. „Für viele, die sich um eine Stelle bewerben und dann erstmals nach Wolfstein fahren – etwa vom Kaiserslauterer Bahnhof –, ist das ein K.o.-Kriterium“, berichtet Gerhard Braun. Die Bewerber entschieden sich oft für Arbeitgeber, die einfacher zu erreichen sind. Mehr als 20 Kilometer einfache Fahrt, durch sieben Ortschaften geht’s hindurch auf der B 270 durchs Lautertal. „Wir haben da einen echten Standortnachteil“, befindet Braun. In der Kreisstadt Kusel sei die Lage etwas besser durch den Anschluss an die A 62. Zwar habe sich die Situation durch die Anfang des Jahrtausends gebaute Wolfsteiner Umgehung etwas verbessert – „aber weitere Ortsumgehungen auf dieser Strecke werde ich wohl nicht mehr erleben“, orakelt Braun. Ein Großteil der KOB-Mitarbeiter wohne im Großraum Kaiserslautern, auch für diese würde er sich eine Erleichterung wünschen.

Allerdings sei er positiv überrascht davon, wie viel in jüngster Vergangenheit in Sachen Straßensanierung getan werde – auch an der für KOB so wichtigen B 270. „Wer weiß, vielleicht hängt es ja mit der Pressekonferenz des Landesunternehmerverbandes (LVU) vor einigen Monaten zusammen?“, sagt der LVU-Vorsitzende. Damals sei die Verkehrsinfrastruktur gemeinsam mit der Industrie- und Handwerkskammer thematisiert worden. „Das ist eines der Hauptthemen unserer Verbandsarbeit“, unterstreicht Braun die Bedeutung der Verkehrsanbindung für die Wirtschaft. Auch im Unternehmen sei diese immer mal wieder Thema – aber dass die Verbesserungsmöglichkeiten am Standort doch arg begrenzt sind, „damit haben wir uns abgefunden“.

Auch für die Transporte wäre eine Verbesserung der Verkehrssituation wünschenswert, befindet der KOB-Geschäftsführer, „das ist aber für uns das deutlich geringere Problem.“ Durchschnittlich zehn bis 20 Lastwagen fahren jeden Tag das Wolfsteiner Werk an. Hin und wieder erhalte er von den Fahrern der Logistikdienstleister dann auch die Rückmeldung, „dass wir recht abseits liegen“. Große Probleme habe es aber noch keine gegeben. Vor allem der Ausbau der A 6 zwischen Saarbrücken und Mannheim – zuletzt im Zuge der Fußball-WM 2006 – habe sich positiv ausgewirkt.

Bis vor gut 25 Jahren habe KOB drei eigene Lastwagen besessen, dann aber die Transporte ausgelagert, berichtet Braun. Viele Jahre lief die Versorgung mit Rohstoffen sowie die Großkundenbelieferung über die Schiene, KOB verfügt über einen eigenen Gleisanschluss. Weil es sich aber nicht mehr gerechnet hatte, gab die Deutsche Bahn den Frachtverkehr auf der Lautertalstrecke auf, der Transport wanderte komplett auf die Straße. „Für uns bedeutet das nur, dass es etwas länger dauert“, sagt Braun, „schlecht ist es vor allem für den Straßenzustand und für die Anwohner.“ KOB würde die Bahn gerne wieder nutzen, erläutert Gerhard Braun. Bito, Vaihinger, Cellpack und der Steinbruch in Kreimbach-Kaulbach – ihm fallen spontan einige Unternehmen ein, die das ebenfalls tun würden. „Aber ich halte es für ausgeschlossen, dass da nochmal was passiert.“ (tmü)