16.07.2013
Die Rheinpfalz

Bürger sammeln Unterschriften für S-Bahn-Verbindung
Fast 5000 für Lewentz, 1500 für Maas

Die Bewohner diesseits und jenseits der Landesgrenze sind sich in ihren Bemühungen einig: Die S-Bahn-Verbindung von Homburg nach Zweibrücken muss kommen. Innerhalb kurzer Zeit haben rund 6500 mit ihrer Unterschrift die Dringlichkeit des Schienenprojektes unterstrichen. Jetzt muss nur noch das Saarland seine Blockadehaltung aufgeben.

Genau 4836 Unterstützer fand die Online-Petition für eine Verlängerung der S-Bahn von Homburg nach Zweibrücken (über die wir mehrfach berichteten). Die Liste mit allen Unterzeichnern übergibt der Zweibrücker Verein zur Förderung des Schienenverkehrs morgen in Mainz dem rheinland-pfälzischen Infrastrukturminister Roger Lewentz. Am Donnerstag nächster Woche erhält dessen saarländischer Kollege Heiko Maas 1500 Unterschriften in gleicher Sache aus dem Saarpfalz-Kreis. Wenn die Vorentwurfsplanung für das Projekt nach den Schulferien vorliegt, steht handfesten Vereinbarungen zwischen beiden Bundesländern nichts mehr im Weg.„Wir wollen, dass der Zug von Homburg endlich auf die Schienen gesetzt wird“, nennt Rosemarie Pendt das Petitions-Ziel ohne Umschweife. Noch einmal gehe es darum, das gemeinsame Anliegen der ganzen Region in das Bewusstsein von Öffentlichkeit und Landespolitik zu tragen, erläutert die Gymnasiallehrerin im Ruhestand. Denn kein anderes Verkehrsprojekt biete derzeit einen so großen Nutzen im Verhältnis zum Aufwand. „Die Schienen liegen, Züge und Personal stehen eine Dreiviertelstunde in Homburg – da wäre es ein Klacks, weiter nach Zweibrücken zu fahren“, skizziert die Zweibrückerin den Ausgangspunkt – der auch die Paradoxie umfasst, dass es in Zweibrücken zwar S-Bahn-Tickets gibt, aber keine S-Bahn. In Homburg ist es umgekehrt.

Pendler diesseits und jenseits der Landesgrenze, Fernreisende und auch Bliesgau-Biosphären-Besucher würden von der S1-Verlängerung profitieren. Das haben nicht allein Bahn-Aktivisten immer wieder dargelegt. Vorteile hätten aber auch die 2500 Studierenden am Zweibrücker FH-Standort. „Dort gibt es bis heute kein Semesterticket,“ nennt Pendt ein negatives Alleinstellungsmerkmal. Zudem fehle eine akzeptable Verbindung der drei westpfälzischen FH-Standorte durch öffentliche Verkehrsmittel. Entsprechend ist der Zweibrücker Asta (Studierendenausschuss) bei der Petition mit im Boot.

Unterstützung kommt auch aus dem Saarpfalz-Kreis: Bernhard Endres aus Einöd sammelte 1500 Unterschriften von Saarländern für die S-Bahn-Verlängerung. Das wirtschaftliche Potenzial der Verbindung sei erheblich, so seine Überzeugung; die Stadt Homburg nur einer der Profiteure. „Aber wenn der Bürger nichts macht, tut sich nichts“, beschreibt der 68-Jährige seine Wahrnehmung. Deshalb fährt er am 25. Juli mit seinen als Buch gebundenen Unterschriftenlisten nach Saarbrücken, in Begleitung der Ortsvorsteher von Einöd und Wörschweiler. Mit dabei hat er auch ein Schreiben der Zweibrücker S-Bahn-Initiative an den saarländischen Verkehrsminister. Im Gegenzug erhalte dessen rheinland-pfälzischer Kollege einen Brief aus Einöd, kündigt Rosemarie Pendt an. Beiden Landesregierungen wolle man den wechselseitigen Nutzen der S-Bahn-Verlängerung verdeutlichen.

Nützlich kann das sein, denn selbst nach dem rheinland-pfälzischen Angebot, die Hälfte der auf das Saarland entfallenden Reaktivierungskosten zu übernehmen, übte sich die saarländische Landesregierung in vornehmer Zurückhaltung. Für den Empfang der Einöder Delegation steht auch diesmal nur der Staatssekretär zur Verfügung.

Konkreten Vereinbarungen zwischen den Ministerien über das S-Bahn-Projekt fehlt indes noch die Grundlage. Erst das Ergebnis einer Vorentwurfsplanung, die belastbare Kostenschätzungen liefern soll, kann die Gespräche voranbringen. „Gegenwärtig sind alle Beteiligten in der Terminabstimmung“, skizziert Fritz Engbarth, Pressesprecher des Zweckverbands Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz-Süd, den Stand des Verfahrens. Er geht davon aus, dass ein Entwurf des Gutachtens bis zum Ende der Sommerferien erörtert ist. Ob dessen Inhalt dann veröffentlicht werde, müssten die Auftraggeber entscheiden. (npm)

Bildunterschrift:
Ein paar hundert Meter Schienen und die Elektrifizierung fehlen für die S-Bahn-Anbindung von Homburg nach Zweibrücken. Rechts das bestehende Gleis, links das Schotterbett des abgebauten Gleises in Höhe des Bahnhofs Einöd.

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