06.05.2013
VCD Saarland

SaarLorLux-Bahngipfel / Fahrzeugbeschaffung für den direkten Bahnverkehr nach Straßburg und Metz

Schreiben des VCD - Verkehrsclub Deutschland e.V., Landesverband Saarland an den Minister Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr des Saarlandes Herrn Heiko Maas

Sehr geehrter Herr Minister Maas,
mit Bestürzung haben wir vernommen, dass der grenzüberschreitende Schienenverkehr ins Saarland weiter ausgedünnt werden soll. In der Rolle Ihres Hauses als verantwortlicher Aufgabenträger für den Schienenpersonennahverkehr bitten wir Sie um Aufklärung und Korrektur dieser Planung. Besonders bemerkenswert ist, dass eine Neubeschaffung von Fahrzeuge als Ursache dafür gilt, dass direkte Zugfahrten zwischen Saarbrücken und Straßburg ab Ende 2014 von heute sechs auf zwei Fahrten reduziert werden sollen.

Somit würde nach Forbach als Umsteigeort zwischen Saarbrücken und Metz nun auch Saargemünd zum Umsteigebahnhof zwischen Saarbrücken und Straßburg. Solche Umsteigeverbindungen in die Oberzentren der Nachbarregion können nach Meinung des VCD weder dazu beitragen, die Standortqualität und Wirtschaftskraft des Saarlandes zu erhöhen, noch den Schienenverkehr als umweltfreundliche Form des Verkehrs zu stärken. Bei den momentan beteiligten Eisenbahnverkehrsunternehmen sind durch die Änderung auch Arbeitsplätze gefährdet, da die mit großem Aufwand geschulten Lokführer für den grenzüberschreitenden Verkehr nicht mehr gebraucht werden.

Wir appellieren daher an Sie, die momentan gültige Entscheidungslage im Zusammenspiel mit Ihren Partnern in den Nachbarregionen zu korrigieren. Dazu schlagen wir vor, dass Sie in einer saarländischen Initiative mit dem Aufgabenträgern des SPNV im Elsass, aber auch den Bestellerorganisationen von Lothringen, Rheinland-Pfalz (ZSPNV RP Süd) und Baden-Württemberg (NVBW) die Erst-Ausrüstung der noch zu liefernden Fahrzeuge mit dem deutschen Zusicherungstechnik PZB 90 vereinbaren.

Nach Informationen des VCD ist diese Erstausrüstung mit einmaligen Kosten in Höhe von maximal 50 000 Euro pro Fahrzeug verbunden. Eine nachträgliche Ausrüstung nach der Auslieferung würde hingegen aufgrund der Bauartänderung deutlich höhere Kosten nach sich ziehen. Ferner konnten wir erfahren, dass der Hersteller die Zulassung dieser Fahrzeugserie auch in Deutschland vorsieht. So ausgerüstet mit PZB 90 und zugelassen in Deutschland können diese Fahrzeuge vom Elsass über die Grenzen bis in die Nachbarstädte Saarbrücken, Winden/Neustadt, Wörth/Karlsruhe, Kehl/Offenburg und zwischen Mülhausen und Freiburg verkehren. Insofern dürften die Aufgabenträger des SPNV in Rheinland-Pfalz und in Baden-Württemberg ein ähnliches Interesse an der grenzüberschreitenden Einsatzfähigkeit der neuen Fahrzeuge haben. Wir ermutigen Sie daher, mögliche Synergien zu heben und die oben genannten Einmal-Kosten je Kooperationspartner zu minimieren. Die Entscheidungskompetenz liegt hier eindeutig bei den Bestellern und nicht mehr bei den Bahnunternehmen.

Ein besonderer Vorteil ergäbe sich in Kooperation mit dem lothringischen Aufgabenträger, da der Einsatz der Fahrzeuge zwischen Straßburg und Saarbrücken bis Metz verlängert werden könnte. Damit wäre auch das Problem der Umsteigeverbindung zwischen Saarbrücken und Metz zu beheben. Ferner wäre nach Wirtschaft, Arbeit, Verkehr auch das Thema Energie in dieser Variante bestens gelöst, da die neuen Fahrzeuge dann elektrisch zwischen Metz und Grenze verkehren können: Der Einsatz von Dieselfahrzeugen unter Fahrdraht wäre damit ebenfalls überwunden!

Wir bitten Sie daher, rasch mit den genannten Aufgabenträgern in entsprechende Verhandlungen zu treten und mit Blick auf die bevorstehenden Änderungen im Bahnverkehr (u.a. Einführung Taktverkehr in Lothringen ab 2016, Start RE-Netz im Saartal 2015) noch rechtzeitig eine Fahrzeugstrategie zu vereinbaren.

Die vielen offenen Fragen im grenzüberschreitenden Schienenverkehr verdienen nach unserer Meinung die Durchführung eines eigenständigen Bahngipfels der Aufgabenträger des Grenzraumes, wozu wir hiermit ausdrücklich anregen möchten. Im Rahmen unserer bescheidenen Möglichkeiten als ehrenamtlicher und gemeinnütziger Verein bieten wir hier gerne unsere Unterstützung an. Gerne können wir die und die obigen skizzierte Fahrzeugproblematik in einem Gespräch vertiefen.

Mit freundlichen Grüßen
Verkehrsclub Deutschland (VCD), Landesverband Saarland
Der geschäftsführende Vorstand
Andrea Schrickel,Landesvorsitzende
Werner Matthias Ried, Stellv. Landesvorsitzender
Manuel Schauer, Schatzmeister