24.03.2013
Die Rheinpfalz

Für die Bahn auf die Straße

BITSCH/SAARGEMÜND: Nachteile für sozial Schwache befürchtet – Bürger-Komitee fordert Wiedereröffnung

In Bitsch herrschen Empörung und Wut über den Verlust der Bahnverbindung nach Saargemünd. Eine Demonstration forderte am Samstag in Saargemünd die Wiedereröffnung der seit Dezember 2011 geschlossenen Strecke. Wie die Eisenbahner-Sektion der Gewerkschaft CGT erfahren haben will, soll die Line Bitsch-Saargemünd für immer geschlossen bleiben. Betreiber der Strecke ist der staatliche Transportbetrieb Trains Express Régionaux (TER), der politisch beim Regionalrat von Lothringen angesiedelt ist und über den die Départements Moselle, Meurthe-et-Moselle, Meuse und Vosges den öffentlichen Nahverkehr abwickeln. Die Einstellung des Zugverkehrs Ende 2011 begründete TER damals mit der maroden Strecke, deren Zustand nur noch geringe Fahrgeschwindigkeiten erlaube und ein Sicherheitsrisiko für die Fahrgäste darstelle. Die Sanierung der Gleise sei zu teuer und lohne nicht. Nach dem 23. Dezember 2011 hat der Verkehrsbetrieb eine Buslinie eingerichtet, die seither vom Bitscher Bahnhof aus über die Nationalstraße 62 nach Saargemünd pendelt. Allerdings beklagen sich die Bitscher über deren ausgedünntes Angebot. Mit dem Wegfall der Bahnline seien die Bitscher auf das Auto angewiesen. Das sei vor allem für jene ein Problem, die sich kein Automobil leisten können – Arbeitslose, Rentner, Kranke und Behinderte, sagte Bernadette Hilpert, Sprecherin des Komitees zur Wiedereröffnung der Bahnlinie am Samstag vor den rund 100 Demonstranten. Auch die Ziele des Umweltschutzes seien so nicht erreichbar. Der Rückzug der Bahn verstoße auch gegen das französische Gleichheitsprinzip, nach dem jedem Franzosen eine bezahlbare Mobilität gewährleistet sein soll. Hilpert ist Mitglied der lothringischen Linken und in der Gewerkschaft engagiert. Die Initiative für die Bahnlinie sei jedoch parteiübergreifend, versichert der Bitscher Beigeordnete Roland Hoff. Der sieht die Zukunft seiner Stadt angesichts des neuerlichen Rückschlags in Gefahr. Bitsch muss seit Jahren mit dem schrittweisen Rückzug staatlicher Stellen aus der Region leben und eine hohe Arbeitslosigkeit verkraften.

Am Samstag übergaben die Demonstranten, unter ihnen auch der konservative Abgeordnete der Nationalversammlung und Bürgermeister von Saargemünd, Celeste Lett, der Unterpräfektur als Vertreterin des Staates ihre Forderungen. (wrt)