20.03.2013
Die Rheinpfalz

Zweibrücken im Jahr 2050

Ein gemeinsames Forschungsprojekt der Fachhochschul-Standorte – Leitbild entwickeln

Wie Zweibrücken in 35 Jahren aussehen wird, weiß natürlich niemand. Aber statt mit dem Strom zu schwimmen und äußere Entwicklungen abzuwarten, kann die Stadt steuern und Akzente setzen. Welche dabei infrage kommen, analysiert ein gemeinsames Forschungsprojekt der FH-Standorte Zweibrücken, Kaiserslautern und Pirmasens. Los ging’s am Montag, mit dem Beginn des Sommersemesters.Wird Zweibrücken zur Studentenstadt, welche Kommunikations- und Verkehrswege erfordern die demographischen Veränderungen, und wo sieht sich Zweibrücken regional angebunden? Das sind nur einige der Fragen, mit denen sich Studierende und Professoren auseinandersetzen. Aus vielen Einzel-Antworten soll eine Vision „Zweibrücken 2050“ entstehen, die zugleich konkrete Umsetzungsvorschläge enthält. „Dabei geht es nicht um ein feststehendes Konzept, sondern um einen flexibel handhabbaren Entwurf“, versichert Michael Jacob, Zweibrücker Professor für Betriebswirtschaftslehre. Das gemeinsam mit seinen Kaiserslauterer Kollegen Rolo Fütterer (Städtebau und Freiraumplanung) und Thomas Lechner (Baustoffkunde, Bauphysik, Klimagerechtes Bauen) sowie dem Pirmasenser Professor Georg Kling (Verfahrenstechnik) formulierte Ziel ist ein wissenschaftlich begründetes Leitbild – das dem Stadtvorstand und Stadtrat als Entscheidungshilfe und zur politischen Umsetzung vorgelegt werden soll.80 Zweibrücker Studierende des Fachs Mittelstandsökonomie beginnen in den nächsten Tagen mit einer Ist-Analyse, die Stärken und Schwachpunkte darlegen soll. Zwölf Gruppen mit selbst definierten Arbeitsthemen wie „digitales Rathaus“ oder „Infrastruktur“ befragen Innenstadt- und Outlet-Kunden, sprechen Wirtschaftsvertreter an und ziehen Experten aus Verwaltung, Politik und Wissenschaft zu Rate. Um ein Wunschkonzert gehe es aber nicht, versichert Jacob. Alle Vorschläge sollen realisierbar und am Prinzip der Nachhaltigkeit orientiert sein. Ökologische Belange werden ebenso berücksichtigt wie wirtschaftliche und soziale.

Von einem „Staffellauf der Disziplinen“ spricht sein Kollege Rolo Fütterer. Die Zweibrücker Viertsemester lieferten eine Grundlage. „Aus diesen Zutaten backen wir dann einen Kuchen“, so der Hochschullehrer, bei dem laut seiner Erwartung „die Fäden zusammenlaufen“. Anders als bei der klassischen Stadtentwicklung gehe es um integrale Stadtplanung, die neben dem Bevölkerungsrückgang die Energie- und Flächeneffizienz und Wirtschaftlichkeit gleichermaßen berücksichtige. „Da wird man auch über Dinge wie Leerstandsmanagement, Rückbau und neue Mobilitätsangebote nachdenken“, kündigt er an. Auf die Kläranlage und auf das Isolieren wertvollen Düngers konzentriert sich zunächst die Arbeit von Georg Kling. „Wir untersuchen Rückgewinnungsmöglichkeiten für Ammoniummagnesiumphosphat“, so der Pirmasenser Prozessleittechniker. Darauf aufbauend plane er eine Folgeuntersuchung, deren Thema er in einigen Wochen vorstellen will.

Das Gesamtprojekt „Zweibrücken 2050“ wurde im Forschungsausschuss der Fachhochschule geboren; es lehnt sich an den bestehenden Forschungsschwerpunkt „Nachhaltige Produkte und Dienstleistungen“ (Napud) an. Für die Umsetzung stehen 70 000 Euro zur Verfügung. Der Stadt entstehen dabei keine Kosten. Dass die Forscher Zweibrücken ins Visier nehmen, liegt laut Michael Jacob an dem großen Potenzial, das man der Stadt zuschreibe. Beteiligt sind neben den Zweibrücker Studierenden auch 50 Kommilitonen vom FH-Standort Kaiserslautern und 30 Pirmasenser Studenten. (npm)