31.12.2012      
Die Rheinpfalz   

Saarländische Blockadepolitik ist für die Zweibrücker das „Thema des Jahres“

Die Leser haben entschieden: Die S-Bahn-Verbindung, die es immer noch nicht gibt, bewegte die Menschen am meisten. Das Thema landete auf Platz eins der Rangliste, knapp vor zwei Ereignissen, in deren Mittelpunkt Personen stehen: Raphael Holzdeppes Bronzesprung von London und des neuen Oberbürgermeisters Ritt ins Rathaus.
Von Julia Luttenberger

Der S-Bahn-Lückenschluss zwischen Zweibrücken und Homburg scheiterte auch in diesem Jahr an der Hinhaltetaktik der saarländischen Landesregierung. Dies war für Sie, liebe Leserinnen und Leser, das Thema des Jahres 2012 – wie bereits im vergangenen Jahr. Der nächste Schritt im rheinland-pfälzisch-saarländischen Tauziehen um die Reaktivierung der Bahnstrecke steht Ende Februar bevor – bis dahin soll ein weiteres Gutachten über die Kosten des Lückenschlusses vorliegen. Die S-Bahn, die die Metropolregion um Ludwigshafen, Mannheim und Heidelberg mit der Westpfalz verbinden soll, fährt noch immer nicht bis Zweibrücken, sondern endet in Homburg. Gerade einmal 11,2 Kilometer lang ist die Bahnverbindung zwischen Zweibrücken und Homburg, die vor 155 Jahren in Betrieb ging. Bis auf eine kurze Strecke sind sogar die Gleise der 1989 stillgelegten Bahnstrecke vorhanden – doch eine länderübergreifende Zusammenarbeit zwischen Rheinland-Pfalz und dem Saarland will auf dieser Strecke einfach nicht gelingen. Bisher bremsten die wechselnden saarländischen Regierungen alle Versuche, die Herzogstadt durch den S-Bahn-Lückenschluss an das 370 Kilometer lange Schienennetz anzubinden, das die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Hessen und das Saarland miteinander verbindet.

Zwar beschloss der rheinland-pfälzische Landtag vor der Wahl 2011 einstimmig die Wiederbelebung der Bahnstrecke. Auch die saarländischen Grünen forderten vor der vorletzten Landtagswahl 2009, die Bahnstrecke wieder in Betrieb zu nehmen. Nach der Wahl erhielten die Grünen im Saarland sogar die Verantwortung für die Bahnpolitik, durften die Ministerin und den Staatssekretär stellen. Doch ausgerechnet diese beiden erwiesen sich als die größten Blockierer des Vorhabens. Als die Jamaika-Koalition schließlich platzte, ließ der zuständige grüne Staatssekretär als letzten Beweis seiner Abneigung den Auftrag für ein Gutachten, den er nur noch zu unterschreiben hatte, unerledigt liegen. Wieder gingen Monate verloren.

Doch auch die Große Koalition, die jetzt die Politik im Saarland bestimmt, treibt das Projekt nicht voran. Im Gegenteil: Jetzt spielt die SPD den Vollbremser. Die Landesregierungen in Mainz und Saarbrücken konnten sich vor Jahr und Tag lediglich darauf verständigen, ein Gutachten in Auftrag zu geben, das die Kosten für die Reaktivierung und den Betrieb der Strecke noch mal errechnet. Das Gutachten wird und wird nicht fertig. Nun soll das Ergebnis Ende Februar vorliegen. Zwar hat das Land Rheinland-Pfalz bereits signalisiert, der saarländischen Regierung finanziell entgegenzukommen, doch alleine wird es den Lückenschluss nicht bezahlen.

Die Verzögerungen im Lückenschluss stoßen nicht nur beim „Verein zur Förderung des Schienenverkehrs in und um Zweibrücken“ seit Jahren auf Unverständnis. „Eine Region – eine Bahn“ unter diesem Titel hielt Heiner Monheim, Verkehrswissenschaftler an der Universität Trier, Ende November einen Vortrag im Herzogsaal. Monheim kam zu einem klaren Fazit: Es gebe keinen sinnvollen Grund, der gegen eine Reaktivierung spreche. Für 71 Leser war dies das Thema des Jahres – mit einer Fortsetzungsgarantie im nächsten Jahr.

Wesentlich heiterer sind dagegen die beiden Themen, die sich mit jeweils 68 Stimmen den zweiten Platz teilen: Der Amtsan(t)ritt von OB Kurt Pirmann (SPD) und die Bronzemedaille von Raphael Holzdeppe bei den Olympischen Spielen in London. Pirmann wollte mit seinem Ritt durch die Stadt auf die finanzielle Situation des Landgestütes hinweisen und überregional nach möglichen Investoren für das städtische Kulturgut suchen. Raphael Holzdeppe lenkte im August sogar die weltweite Aufmerksamkeit auf die Herzogstadt, als er – für viele überraschend – die Bronzemedaille im Stabhochsprung gewann.

Ein glückliches Händchen bewiesen auch Heiko Saberatzky, Walter Weber und Anne Kraft, die den Weihnachtsmarkt zurück an die Alexanderskirche brachten. Das Konzept ging auf, das Wetter spielte halbwegs mit, und die Besucher waren mit der gemütlichen Atmosphäre zufrieden. Mit 59 Stimmen schaffte es der Weihnachtsmarkt auf den vierten Platz.

Für Enttäuschung sorgte hingegen der Entschluss der saarländischen Landesregierung, die schon vereinbarte Bildung eines Saar-Palz-Airports mittels einer Kooperation zwischen den Flughäfen Zweibrücken und Saarbrücken, noch einmal zu prüfen und damit zu blockieren. Wie im Fall des S-Bahn-Lückenschlusses sorgte auch hier der Regierungswechsel im Saarland nach der vorzeitigen Wahl im März für neue Verzögerungen in einem Projekt, das eigentlich eine beschlossene Sache war.

Ein Thema der vergangenen und der kommenden Jahre ist die Überschuldung der Stadt Zweibrücken. Um dem rheinland-pfälzischen Entschuldungsfonds beitreten zu können, muss die Stadt kräftig sparen – für unsere Leser ein wichtiges Thema. Auch das bewegte: Die Firma Pallmann geriet in diesem Jahr in schlimme Turbulenzen, doch es gelang, den insolvenzgefährdeten Maschinenbauer zu retten.