15.12.2012      
Pfälzischer Merkur    Zum Artikel

Der Käufer bleibt unerkannt

Von Merkur-Mitarbeiterin Christine Maack

Limbach. Bei Auktionen geht es meistens diskret zu. Wenn Gemälde von einem zweistelligen Millionenwert ersteigert werden, wird kein Auktionshaus verraten, wer der Käufer war. Noch dazu gehen viele Auktionen auch übers Telefon, das heißt, der Käufer bleibt eine anonyme Stimme.

Wie es sich am 7. Dezember in Berlin abspielte, als das alte Bahnhofsgebäude von Limbach unter den Hammer kam, weiß man nicht. Sicher ist jedenfalls, dass das rund 100 Jahre alte Bahnhofsgebäude verkauft wurde - und zwar zum Preis von 6750 Euro. "Wir können leider keine Angaben darüber machen, wer den Bahnhof ersteigert hat", sagte ein Mitarbeiter der Firma Karhausen, die die Versteigerung im Auftrag der Bahn durchgeführt hat. Auch nicht, ob es eine Person, eine Gruppe oder eine Firma war.

Auch Nachfragen beim Bauamt der Gemeinde Kirkel brachte unsere Zeitung nicht weiter. "Wir bekommen generell von Zwangsversteigerungen nichts mit. Das sind private Sachen, darüber wird die Gemeinde nicht informiert", sagte Bauamtsleiter Claus Eckel.

Interessiert fürs Bahnhofsgebäude hatte sich Uwe Fischer, ein selbstständiger Handwerker aus Limbach, der auch Vorsitzender eines Motorradclubs ist und in einer Band spielt. Er suchte schon länger nach einem Gebäude, in dem man Musik machen könnte, "eine kleine Bühne, ein paar nette Veranstaltungen, das wäre unser Wunsch gewesen".

Auch die Instandsetzung schreckte den gelernten Metallbauer nicht, denn er hat viele Bekannte aus dem handwerklichen Bereich, die das Projekt Bahnhofserneuerung durchaus gestemmt hätten. "Aber bei 5500 Euro haben wir nicht mehr mitgeboten", erklärte Fischer gestern gegenüber unserer Zeitung, "wir haben telefonisch an der Auktion teilgenommen und sind bei 5500 Euro dann aus der Leitung geflogen." Wer nun zum Zuge kam, entzieht sich auch Fischers Kenntnis. Er bedauert das Ganze ein bisschen: "Wir hätten da als Limbacher was Schönes daraus machen können."

Noch weiß also niemand offiziell, wem der alte Limbacher Bahnhof nun gehört. Er steht schon seit über 20 Jahren leer und ist von den Gleisen durch eine grüne Lärmschutzwand abgetrennt. Die Wohn-Nutzfläche beträgt 194 Quadratmeter, das dazugehörige Grundstück 655 Quadratmeter. Es ist mit Gestrüpp bewachsen, auf dem Boden ist teilweise noch der alte Bahnsteigs-Belag erkennbar.

Die Gemeinde selbst hatte nach Bekanntwerden der Versteigerungsabsichten kein Interesse daran, das marode Gebäude aufzukaufen. Auch fanden sich keine Nostalgiker in Limbach, die sonst immer dafür sind, dass historische Gebäude in öffentliche Hände übergehen, damit sie weiterhin erhalten werden können. Der alte Bahnhof weckte offensichtlich keine sentimentalen Erinnerungen.

Das Problem für private Interessenten ist vermutlich weniger der Zustand des Gebäudes gewesen als vielmehr die Tatsache, dass die Bahnlinie vor der Nase des Gebäudes keineswegs stillgelegt wurde, wie an anderen alten Bahnhöfen, sondern, im Gegenteil, noch zu einer Hauptstrecke ausgebaut wurde, auf der der ICE oder der TGV auf der Fahrt von Frankfurt nach Paris mehrmals täglich vorbeirauscht.