28.11.2012      
Saarbrücker Zeitung   

Bahnhof unter dem Hammer

Am 7. Dezember trennt sich die Bahn vom Limbacher Bahnhofsgebäude

Am 7. Dezember kann man das alte Limbacher Bahnhofsgebäude in Berlin öffentlich ersteigern. 3000 Euro ist der Einstiegspreis. Es stammt aus der Jahrhundertwende und hätte einen Investor verdient.
Von SZ-Redakteurin Christine Maack

Limbach. Wohnungsnot in den Städten, die Menschen gehen seit einigen Wochen auf die Straße und beklagen sich über überhöhte Mieten. Allerdings in Hamburg und München, nicht in Limbach.

Denn dort steht ein Objekt, um das man sich in der Innenstadt von Hamburg vermutlich schlagen würde, denn es fängt laut Mindestgebot bei 3000 Euro an und bietet Platz für mindestens zehn Bewohner.

Noch dazu sieht es ganz ansehnlich aus. Nicht im Moment, aber man könnte etwas daraus machen. Zum Beispiel einen schönen Wintergarten im alten Wartesaal anlegen. Denn es handelt sich bei dem Gebäude um den Limbacher Bahnhof. Er steht schon seit über 20 Jahren leer und ist von den Gleisen durch eine grüne Lärmschutzwand abgetrennt. Das genaue Baujahr ist der Versteigerungsfirma, dem Auktionshaus Karhausen, nicht bekannt. Heimatforscher Gerd Imbsweiler weiß aber genau, dass die Bahnstrecke in den Jahren 1904/1905 gebaut wurde, „lange nach der Bayerischen Ludwigsbahn, für die die bayrische Regierung bereits 1844 die Konzession erteilte.“ Deshalb vermutet Imbsweiler, dass auch das stattliche Bahnhofsgebäude zur Zeit der Jahrhundertwende, also in „Kaisers Zeit“, erbaut wurde. Das lässt sich leicht daran erkennen, dass auch die Häuser im Umkreis des Bahnhofs deutlich aus dieser Zeit stammen – und nicht, wie in der Hauptstraße, noch teilweise aus dem 18. Jahrhundert. Vermutlich galt das Viertel um die Bahnhofstraße vor 100 Jahren als „ganz modern“. Da ist nun längst nicht mehr so, vor allem das Bahnhofsgebäude selbst ist alles andere als auf dem neuesten Stand. Natürlich ist es mit Strom und Wasser versorgt, aber alles andere muss erneuert werden.

Die Wohn-Nutzfläche beträgt 194 Quadratmeter, das dazugehörige Grundstück 655 Quadratmeter. Es ist mit Gestrüpp bewachsen, auf dem Boden ist teilweise noch der alte Bahnsteigs-Belag erkennbar.

An dem Gebäude wurde wenig herumgepfuscht, es ist mit seinen Dachgauben und seinem runden Fenster im unteren Treppenhaus noch im Original erhalten. Lediglich ein Beton-Vorbau wurde später drangeflickt.

Die Gemeinde selbst hat kein Interesse daran, deshalb wird das Gebäude mit weiteren 50 ungenutzten Bahnhofsgebäuden am 7. Dezember in Berlin bei einer privaten Auktion versteigert. Die Firma Karhausen hat dafür von der Deutschen Bahn den Auftrag bekommen. Im Saarland kommen anlässlich dieser Winter-Versteigerungsaktion auch die Bahnhofsgebäude in Friedrichsthal und in Landsweiler-Reden unter den Hammer. Gesucht werden ,,kreative Investoren“, heißt es im Versteigerungskatalog. Das dürfte bei den stilvollen Klinker-Bahnhofsbauten im Umkreis von Berlin, die ebenfalls im Katalog angeboten werden, kein allzu großes Problem sein – aber in Limbach könnte sich die Investorensuche als schwierig gestalten.

Das Problem ist weniger der Zustand des Gebäudes als vielmehr die Tatsache, dass die Bahnlinie vor der Nase des Gebäudes keineswegs stillgelegt wurde, wie andernorts, sondern nach wie vor als Hauptstrecke, unter anderem für den ICE Frankfurt-Paris dient. Das Bahnhofsgebäude liege in einer „gepflegten Kleinstadt mit Ein- und Zwiefamilienhäusern“, wirbt die Auktionsfirma. Mal sehen,wer sich für den Limbacher Bahnhof erweichen lässt.

www.karhausen.de