23.11.2012      
Die Rheinpfalz   

„Ein Stück aus dem Tollhaus“

Interview: Verkehrswissenschaftler Heiner Monheim sagt, dass die S-Bahn-Anbindung endlich kommen muss

Für den 27. November hat der „Verein zur Förderung des Schienenverkehrs in und um Zweibrücken“ den Trierer Professor und Verkehrswissenschaftler Heiner Monheim eingeladen (wir berichteten). RHEINPFALZ-Mitarbeiter Michael Böhm fragte den Experten, warum er sich vehement für die S-Bahn-Verbindung zwischen Homburg und Zweibrücken einsetzt. Herr Monheim, was raten Sie der Zweibrücker Kommunalpolitik, damit die S-Bahn-Verbindung nach Homburg doch noch möglich wird? Auf der lokalen Ebene ist eigentlich alles getan, sind alle Argumente ausgetauscht. Es ist ein Wahnsinn, dass ein solches Projekt an einer Landesgrenze scheitern soll. Rheinland-Pfalz ist den Saarländern finanziell sehr entgegengekommen, weil die Landesregierung diese Bahnstrecke für wichtig hält. Aber den Lückenschluss ganz zu bezahlen, geht nun auch nicht. Das hat nicht einmal am Bodensee geklappt, wo die Bundesrepublik der Schweiz eine Eisenbahnstrecke schenken wollte. Ohne politische Einsicht funktioniert so etwas nicht.

Hohe Investitionen, relativ wenige Fahrgäste – das sind die wichtigsten Argumente der Skeptiker. Lohnt sich diese S-Bahn-Strecke also nicht? Natürlich wird sie sich lohnen. Und man könnte den Wert der Strecke noch durch zusätzliche Haltepunkte verbessern. Außerdem würde ich mal sehen, ob sich nicht auch im Güterverkehr was machen lässt, schließlich liegen eine Reihe von Industriebetrieben in der Nähe. Insgesamt darf man wohl sagen, dass weder Zweibrücken noch Homburg in Sachen öffentlichem Nahverkehr besonders gut aufgestellt sind. Da ist noch Luft nach oben.

Heute fahren Linienbusse zwischen beiden Städten. Sind die nicht viel preiswerter und flexibler, weil sie auch näher an die Wohnorte der Fahrgäste heran kommen? S-Bahn und Busse sind keine Alternative, sondern ergänzen sich. Ein Zubringer-System mit Bussen kann die Menschen in der Nähe ihrer Haustür abholen und zur Bahn bringen. Dadurch verkürzen sich die Reisezeiten und das System wird insgesamt attraktiver. Das ist uraltes Handwerkszeug im öffentlichen Verkehr, man muss es nur intelligent anwenden. Regionalbahnen sind Ländersache. Ist der jahrelange Streit um die S-Bahn zwischen Homburg und Zweibrücken nicht ein Beispiel für Kirchturm-Politik? Ja, es wäre ein Stück aus dem Tollhaus, wenn ein Strich auf der Landkarte das Projekt scheitern lassen würde. Zumal das Saarland ja mit seiner Saarbahn genau das vorgemacht hat, was es in Richtung Zweibrücken nicht machen will. Und die Saarbahn verbindet sogar Saarbrücken mit dem französischen Saargmünd – hier spielen also nationale Grenzen plötzlich keine Rolle. Die S-Bahn zwischen Homburg und Zweibrücken muss kommen, und damit basta. Alles andere wäre einfach verrückt! (Foto: Archiv)
Termin Die Veranstaltung der Zweibrücker Eisenbahnfreunde beginnt am Dienstag, 27. November, um 19 Uhr im Herzogsaal der Stadtbücherei. Der Eintritt ist frei.