26.10.2012      
Die Rheinpfalz

Was ist eigentlich ein Semesterticket?

Wirtschaftswissen: Die Nahverkehrskarte für Studenten gibt es in zwei Versionen – Bestes Preis-Leistungs-Verhältnis in der Westpfalz
Von Eckhard Buddruss

Das Semesterticket ist eine Fahrkarte für den öffentlichen Nahverkehr, die ein Semester lang für Studierende gilt. Grundlage für einen im Vergleich zu den regulären Tarifen sehr viel günstigeren Preis ist in aller Regel ein Vertrag zwischen der Studentenschaft oder dem Studentenwerk und einem Verkehrsunternehmen oder Verkehrsverbund. Grundprinzip dieses Vertrages ist, dass sämtliche Studenten mit ihren Semestergebühren zumindest einen Beitrag für das Semesterticket leisten, unabhängig davon, ob sie es nutzen oder nicht. Dabei gibt es in Deutschland zwei Varianten, die beide auch im Bereich des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar (VRN) existieren.In der sogenannten Optionsvariante, die es unter anderem an den Hochschulen von Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg gibt, bezahlen alle Studenten einen Grundbetrag und erhalten damit eine Option zum Kauf eines Semestertickets. In der weitergehenden Variante, die erstmals 1991 an der Technischen Hochschule Darmstadt verwirklicht wurde und deshalb „Darmstädter Modell“ genannt wird, gilt der Studentenausweis unmittelbar als Semesterticket. Durch dieses konsequente Solidarprinzip ist das Semesterticket besonders billig. Wer das Ticket nicht nutzt, zahlt allerdings einen deutlich höheren Solidarbeitrag als beim Optionsmodell.

Ein Semesterticket nach dem „Darmstädter Modell“ gibt es in Kaiserslautern nun schon seit 20 Jahren. Die Studierenden an der Technischen Universität (TU) Kaiserslautern und der Fachhochschule (FH) Kaiserslautern mit den Standorten Kaiserslautern und Pirmasens haben außerdem noch einen weiteren Vorteil. Nur ihr Semesterticket gilt seit fünf Jahren im kompletten VRN-Bereich einschließlich der Westpfalz, zusätzlich außerdem auch in den Regionalzügen auf der Bahnstrecke von Homburg nach Saarbrücken. Dagegen gilt das VRN-Ticket der vorderpfälzischen und nordbadischen Hochschulen nur im Gebiet des VRN vor der Westpfalz-Integration von 2006. Um damals die Einbeziehung der Westpfalz in den VRN durchsetzen zu können, war eine Reihe von Kompromissen nötig. Dazu gehörte auch, dass der Gültigkeitsbereich des VRN-Semestertickets in der Westpfalz nicht erweitert wurde. Ein Ärgernis ist dies vor allem für Studenten, die beispielsweise in Landstuhl wohnen und in Ludwigshafen oder Mannheim studieren. Sie brauchen zusätzlich zum VRN-Semesterticket noch ein Anschluss-Semesterticket für die Westpfalz.

Bei den Studierenden in Kaiserslautern war es 2007 schnell mehrheitsfähig, den Vertrag mit dem VRN so zu modifizieren, dass das Ticket für einen etwas höheren Preis im kompletten VRN-Bereich gilt. In Mannheim oder gar Heidelberg ist dagegen ein höherer Preis zur Erweiterung der Gültigkeit in der Westpfalz offenbar deutlich weniger konsensfähig.

Diese beiden Unterschiede führen dazu, dass ein Student beispielsweise in Mannheim für sein Semesterticket 158,50 Euro zahlt, die sich aus dem von allen Studierenden entrichteten Sockelbeitrag von 17,50 Euro und dem Semesterticket selbst für 141 Euro zusammensetzen. Die Studenten in Kaiserslautern und Pirmasens zahlen dagegen für einen deutlich größeren Gültigkeitsbereich dank des „Darmstädter Modells“ nur 112,44 Euro im Semester. Im vergangenen Jahr hatten im Jahresdurchschnitt 36.828 Studenten ein gewöhnliches VRN-Semesterticket ohne Westpfalz-Gültigkeit, in diesem Jahr werden es laut VRN voraussichtlich rund 1000 mehr sein. Die Zahl der Inhaber eines Semestertickets der Hochschulstandorte Kaiserslautern und Pirmasens steigt in diesem Jahr voraussichtlich auf mehr als 13.000 (Vorjahr im Schnitt: 12.333).