08.10.2012      
Saarbrücker Zeitung

Ein Kleinod mit privatem Einsatz bewahrt

Der Bahnhof Kleinblittersdorf dient heute als Wohnhaus

Der Bahnhof Kleinblittersdorf dient heute als Wohnhaus Der Bahnhof Kleinblittersdorf gilt als Prototyp saarländischer Bahnhofsarchitektur. Aber ohne den privaten Einsatz von Armin Schwab wäre das rund 140 Jahre alte Gebäude wohl heute nicht so gut erhalten. Von SZ-Mitarbeiter Frank Bredel

Kleinblittersdorf. . „Die Renovierung des Bahnhofs hat sich wirtschaftlich nicht gelohnt“, sagt Armin Schwab. Er hat den Bahnhof Kleinblittersdorf im März 2000 mit seiner Frau zusammen erworben und zunächst selbst genutzt. Mehrere Jahre wohnte er auch dort und hat mit viel Aufwand die historische Fassade erhalten und den Bahnhof innen für Wohnzwecke hergerichtet. Zwei Wohnungen sind heute im Bahnhof vermietet, Schwab selbst zog es beruflich nach Bayern. Auch die Bahn nutzt noch einen Teil des Gebäudes, ein Mitarbeiter bedient von dort aus die Technik der Saarbahn in einem kleinen Stellwerk und ist für Signale und Weichen im Bereich Kleinblittersdorf zuständig.

„In einigen Jahren komme ich vielleicht zum Bahnhof zurück“, sagt Armin Schwab, weil er es schätze, an der Bahnlinie zu wohnen, die ihn unmittelbar mit der Saarbrücker Innenstadt verbinde. Was er in das Gemäuer investiert hat, gibt er nicht preis, doch es sei mehr, als man mit den Mieteinnahmen verdiene. Die Auflagen des Denkmalschutzes zu erfüllen, sei teuer gewesen, und man habe wenig Unterstützung als Bauherr. Die Arbeit gehe auch nicht aus.

1870 wurde der Bahnhof als zweigeschossiger Buntsandsteinbau mit Satteldach und Eindeckung in Naturschiefer errichtet. Der übergiebelte Mittelteil ist erhaltenswert wegen seiner in hellem und feinen Sandstein gearbeiteten Portalanlage, wobei die Architektur weitgehend erhalten ist. Die alte Bahnhofsuhr im Mittelteil ist noch zu da, wenn sie auch nicht mehr die richtige Zeit anzeigt.

Der Bahnsteig hinter dem Bahnhof ist heute Abstellplatz, dort steht ein altes Feuerwehrauto. Für den Bahnverkehr wird der Kleinblittersdorfer Bahnhof nur noch als Stellwerk genutzt. Für die Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs gibt es einen neuen, überdachten Bahnsteig. Dort hält die Saarbahn, und dort ist der direkte Zugang zu den Bussen mit elektronischen Anzeigetafeln und Wartehalle. Im März 2000 wurde der alte Bahnhof aus der Zuständigkeit der Bahn entlassen und privatisiert. Seine Erhaltung ist der Privatinvestition und dem Engagement von Armin und Carolin Schwab zu verdanken, die mit einem öffentlichen Zuschuss nicht alle Baumaßnahmen erledigen konnten, sondern selbst investierten. Der Denkmalschutz ist froh über die Investition. Schließlich wurde der Bahnhof so erhalten, wie er 1870 gebaut wurde. Und anders als bei anderen Bahnhöfen wurde in den Jahrzehnten auch nichts angebaut, was den Urzustand verändert hätte.

Insofern sprechen die Denkmalschützer von einem „Prototyp saarländischer Bahnhofsarchitektur“. Und ein bisschen Bahnhof ist er ja immer noch. Die Bediensteten der Saarbahn haben sich gemütlich eingerichtet in ihrem Stellwerk mit Pausenraum. Kontakt zu Reisenden haben sie aber selten, denn die sind heute 200 Meter entfernt an der modernen Umstiegs-Haltestelle zu sehen.

Bildunterschrift
Das alte Bahnhofsgebäude in Kleinblittersdorf ist heute überwiegend ein Wohnhaus. Fotos: Becker & Bredel Heute halten die Saarbahnen direkt am Busterminal 200 Meter neben dem alten Bahnhof in Kleinblittersdorf.