20.09.2012      
Pfälzischer Merkur

"Das Saarland spielt auf Zeit"Bahnfreunde: "Reaktivierung wird kommen"

Von Merkur-Redakteur Mathias Schneck

Zweibrücken. Es ist an der Zeit, Klartext zu reden. Das machten die Flughafenfreunde Zweibrücken gestern deutlich. Der Verein ist von dem bisherigen Ergebnis der Kooperationsgespräche bezüglich der Airports Zweibrücken und Ensheim bitter enttäuscht. Das sagte Flughafenfreunde-Sprecher Uwe Menzner gestern dem Merkur auf Anfrage. "Wenn ich mir anschaue, wie vage die Stellungnahmen der Saarpolitiker bei der gemeinsamen Kabinettssitzung waren, kann ich nur einen Rückschluss ziehen: Das Saarland spielt auf Zeit."

Saarbrücken bemühe sich, während die Kooperationsgespräche liefen, um neue Flugziele - dies habe das Saarland selbst vor kurzem betont. Daher sei klar, dass das Interesse an einer Zusammenarbeit lediglich vorgeschoben sei.

Doch nicht nur am Saarland übte Menzner gestern deutliche Kritik. Auch Mainz rügte er heftig. "Wir sind enttäuscht über die rheinland-pfälzische Landesregierung", sagte Menzner. Faktisch benötige der Flughafen Zweibrücken nur eine neue Berlin-Verbindung, dann sei der Rosenstadt-Airport aus dem Schneider. "Eine solche Berlin-Verbindung brächte jedes Jahr gut 100 000 Passagiere zusätzlich." Mit diesen könnte der Zweibrücker Flughafen finanziell bestehen. Mainz habe zugesagt, sich intensiv darum zu bemühen, für Zweibrücken eine neue Airline, die Berlin bediene, zu akquirieren. Es sei aber nichts geschehen. Stattdessen führe man Kooperationsgespräche mit einem nicht kooperationswilligen Gesprächspartner. Diese Mainzer Position sei nicht nachvollziehbar. Menzner warnte: "Wir werden künftig kein Blatt mehr vor den Mund nehmen, was Kritikpunkte anbelangt." Die Flughafenfreunde hätten inzwischen einen Schulterschluss mit den Bahnfreunden, die für eine Reaktivierung der S-Bahn nach Zweibrücken kämpfen, vorgenommen. "Deren Ziele sind unsere Ziele - und umgekehrt", kommentierte Menzner die Intensivierung der Zusammenarbeit. Menzner unterstrich gestern mit Blick auf Ensheim und Zweibrücken, dass nur der Rosenstadt-Airport aufgrund seiner längeren Landebahn überlebensfähig sei. Eine Kooperation zweier Flughäfen, bei der beide Flughafen-Standorte bestehen bleiben sollen, sei betriebswirtschaftlich blanker Unsinn. "Dann braucht man auch künftig an beiden Standorten die Flugsicherung, zweimal Winterdienst, der die Landebahn räumt, zweimal Sicherheitsdienst, zweimal Techniker und und und. Was will man da bei einer Kooperation groß sparen?"

Zweibrücken. Die Misstöne aus dem Saarland in Sachen S-Bahn-Reaktivierung irritieren die Bahnfreunde nicht. Das machte der Vorsitzende des "Vereins zur Förderung des Schienenverkehrs in und um Zweibrücken", Bernhard Marschall, gestern auf Merkur-Anfrage deutlich. "Die Reaktivierung wird kommen", sagte er. Das Störfeuer aus dem Saarland - SPD-Fraktionschef Stefan Pauluhn und die Landtagsabgeordnete Elke Eder-Hippler hatten in unserer Zeitung der Reaktivierung eine Absage erteilt - "sehen wir entspannt", sagte Marschall. Seine Prognose: "2015 kommt die Reaktivierung." Zuversichtlich stimme ihn, "dass Ministerpräsident Kurt Beck klar gemacht hat, dass das Land hinter uns steht". Es gelte jetzt, das Gutachten abzuwarten; dies sei auch in der Kabinettssitzung der beiden Bundesländer am Dienstag (wir berichteten) artikuliert worden. Vor dem Ergebnis fürchtet sich Marschall nicht: "Es handelt sich um eine komplexe Untersuchung. Die Kosten von 700 000 Euro würde man kaum in Kauf nehmen, wenn anschließend die Reaktivierung verworfen würde." Auch aus "zahlreichen Gesprächen" etwa mit dem Zweckverband, dem Verein Pro Bahn und dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar zu dem Thema speise sich sein Optimismus. eck