01.09.2012      
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Erinnerungen an einen Eisenbahn-Pionier

BAD DÜRKHEIM: Vor 140 Jahren starb der Wahl-Dürkheimer und Bauingenieur Paul Camille von Denis

Von Werner Schreiner

Er war der Erbauer der ersten Eisenbahn in Deutschland und nahm 1832 am Hambacher Fest teil: Paul Camille von Denis. Vor 140 Jahren verstarb er in seiner Villa in Bad Dürkheim und wurde dann auf dem Straßburger St. Helenen-Friedhof beerdigt. Sein Grab wird heute vom Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland- Pfalz Süd betreut. In Landau soll eine Straße nach ihm benannt werden.

Denis, gebürtiger Franzose, Student der Ecole Polytechnique in Paris, war nach seinem Studium in den bayerischen Staatsdienst eingetreten und „startete” als „Bauconducteur” in Germersheim. Stellen in Kaiserslautern und Zweibrücken folgten. Im Rahmen der Wirren der Französischen Revolution war Vater Denis, ehemals Generalvikar von Châlons sur Marne, als Forstinspektor Napoleons für das Département Mont Tonnere ins linksrheinische Gebiet gekommen und zuerst in Mainz sesshaft geworden, wo Paul Camille Denis auch das Gymnasium besuchte. Vater Denis wurde später in den bayerischen Staatsdienst übernommen und hatte als bayerischer Kreisforstmeister seinen Dienstsitz in Neustadt, wo er nach seinem frühen Tod am 21. Januar 1816 auch auf dem katholischen Friedhof an der Hetzelstraße beerdigt wurde.

Sohn Paul Camille engagierte sich neben seinen Tätigkeiten in der Bauverwaltung und als Bauingenieur - er entwarf den erste Plan für die Stadt Ludwigshafen - auch politisch: Aufgrund seiner Vermögensverhältnisse war er Mitglied im pfälzischen Landrat und pflegte - nicht nur während seiner Tätigkeit in Zweibrücken - Kontakt mit Friedrich Schüler, Christian Culmann, dem Frankensteiner Posthalter Ritter, den Advokaten Savoye und Geib sowie vielen Mitgliedern des Pressvereins, der bei den Vorgängen um das Hambacher Fest eine entscheidende Rolle spielte. Um beruflichen Repressalien und der Versetzung nach Rosenheim zu entgehen, begab sich Denis auf eine Informationsreise nach England und Amerika, bei der er erste Erfahrungen mit dem Eisenbahnbau sammelte. Dass er sich nach seiner Rückkehr zum erfolgreichsten deutschen Eisenbahningenieur entwickeln sollte, der nicht nur 1835 die erste Eisenbahn in Deutschland, von Nürnberg nach Fürth „auf die Schienen brachte”, sondern neben der Eisenbahn von Ludwigshafen durch die Pfalz nach Bexbach oder die Bahn von Neustadt nach Weißenburg noch rund 1000 Kilometer Eisenbahn bauen sollte, konnte niemand wissen. Als späterer Direktor der Pfälzischen Bahnen gewährte er Verfolgten des Hambacher Festes beruflichen „Unterschlupf” - er selbst erhielt vom bayerischen König den persönlichen Adelstitel.

Bereits bevor er sich am 12. August 1866 zur Ruhe setzte, hatte Denis 1864 Gartengelände im Bereich des heutigen Pfarrgässchens und der Kurgartenstraße erworben, im Jahre 1867 ersteigerte er das Anwesen von Elisabeth Farny, das er 1867/68 abreißen ließ, um das heute im Besitz von Kurt Stepp befindliche Gebäude zu erstellen, das später - nach einigen Besitzwechseln - viele Jahre auch als Katasteramt diente.

Die Stadt Landau plant im Rahmen ihrer Umbaumaßnahmen am Hauptbahnhof und der Anlage neuer Straßenverbindungen, jetzt auch eine Straße nach dem bedeutenden Bauingenieur zu benennen.


Paul Camille von Denis
(28.06.1790 - 03.091872)
Wikipedia