06.09.2012      
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Neue Brücke für mehr Sicherheit?

Von Merkur-Redakteur Eric Kolling

Zweibrücken. Keine Zeitverschwendung am Bahnübergang und vor allem keine verheerenden Unfälle mehr: Das sind die Hoffnungen, die der Landmaschinenhersteller John Deere derzeit mit einer möglichen neuen Zufahrt zu seinem Werksgelände verbindet. Hintergrund: Die Bahnlinie Saarbrücken-Landau teilt es, pro Tag müssen Laster, Gabelstapler und Transporter diese Strecke etwa tausend Mal überqueren. Denn es gilt, sogenannte Maschinen-Bodys, aber auch Rahmenaufbauten für Häcksler von der Schweißerei zur Lackiererei oder in die Endmontage zu bringen oder vom Gelände zu transportieren. "Alle 24 Minuten kommt ein Zug", schildert Gunter Hofmann, Manager Manufacturing Operations. Sprich: Der Ablauf ist ständig gestört, das Arbeiten gefährlich. "Wir hatten schon mehrere kritische Situationen, bei denen Lkw-Fahrer das Stoppschild nicht gesehen und die Bahnschranke beschädigt haben. Ein Zug aus Richtung Zweibrücken hat einmal eine Vollbremsung hinlegen müssen, damit es nicht zum Crash kam", schildert Werkleiter Ralf Gaa. Mit 80 Kilometern pro Stunde fahre der Zug über den Übergang. Der schlimmste Zwischenfall sei 2002 passiert: Ein Zug rammte einen Laster mit einem Mähdrescher als Ladung. Zum Glück sei niemand verletzt worden. Anfang Dezember 2003 hatte ein Zug einen Gabelstapler gerammt, der auf dem Übergang stand. Die Lok sei beschädigt, die ganze Seite des Zuges aufgerissen worden. Auch hier gottlob keine Verletzten. Nun könnte sich eine Lösung mit Unterstützung von Oberbürgermeister Kurt Pirmann abzeichnen, hofft Gaa: So günstig wie möglich eine Brücke über den Schwarzbach und die Bahnstrecke zum Südostteil des John-Deere-Geländes bauen. Diese würde an der Kläranlage vorbei bis zu Möbel Martin gehen und wäre eine schnelle Verbindung zur A 8. Käme die Brücke, müssten die Transporter nur noch halb so oft über den Bahnübergang auf dem Werksgelände fahren, schätzt Gaa. Dieser neue Zugang zum Werksgelände könnte die Verkehrsbelastung in der Homburger Straße deutlich reduzieren - unter damit den lang diskutierten Lärmschutz verbessern. Die Finanzierung der neuen Brücke sei aber noch unklar, so Gaa. Kurt Pirmann bestätigt, diesbezüglich im Gespräch mit John Deere und der Landesregierung zu sein.

"Die Brücke würde uns in jedem Fall helfen", erklärt Werkleiter Ralf Gaa. Denn der Betrieb wächst und wächst und wächst. "Wir haben dieses Jahr ein gutes Bauprogramm gehabt und die Produktion um etwa 20 Prozent gesteigert." In dem Kontext ist auch die Erweiterung einer Halle um über 1000 Quadratmeter zu sehen, für die die Stadt die Baugenehmigung erteilt hat.

200 Millionen Euro steckt John Deere bis 2016 in die Produktentwicklung und Standortausweitung in Zweibrücken. Gaa: "Den zugrunde liegenden Businessplan haben wir schon 2008 erstellt. Es ist also nicht so, als ob wir heute erst mit den Investitionen anfangen. Der größte Teil umfasst die Forschung und Entwicklung." In Sachen Blechbearbeitung, Laserschneiden, Schweißoperation und Montage sei geplant, "26 000 neue Teile zu implementieren", sprich: die Produktion deutlich nach oben zu schrauben. Die Hälfte der Teile habe man schon eingeführt.

Auch eine Ausweitung der Produktion von Schneidwerken sei angedacht. Dadurch stiege die Zahl an Bahn-Überquerungen noch stark, was einen Brückenbau umso wichtiger erscheinen lässt. Egal, ob die Brücke kommt oder nicht - die Firma überlegt, wenn die Geschäfte weiter gut laufen, eine neue Fertigungshalle dort zu bauen, wo die neue Werkszufahrt wäre. Bis 2014 könnte die Halle stehen. > Seite 18: Bericht

Foto: PMA "Die Brücke würde uns in jedem Fall helfen." Werkleiter Ralf Gaa

Hintergrund John Deere baut derzeit in Zweibrücken drei Produktlinien: Mähdrescher, selbstfahrende Häcksler und sogenanntes Schneidwerk, das an der Vorderseite der Mähdrescher angebracht ist. Laut Werkleiter Ralf Gaa sieht der Businessplan für das nächste Geschäftsjahr vor, dass man am Standort Zweibrücken nun zwei Mähdrescher-Modelle mit Rotortechnologie baut, die bisher nur in den USA gefertigt wurden. Im Jahr darauf will man weitere Mähdrescher in der Rosenstadt produzieren. Aufmerksam verfolge man Eurokrise, Weltwirtschaftslage und die diesjährige Trockenheit in den USA, bei denen Maisbestände vor allem in den Kornkammern Iowa oder Illinois vertrockneten. "Wir müssen sehen, was das für uns bedeutet, sehen aber keine Damoklesschwerter", schildert Gaa. ek