06.09.2012      
Saarbrücker Zeitung

"Die Bahn hängt das Saarland nicht ab"

Von SZ-Redakteur Thomas Sponticcia

Saarbrücken. Clevere Kunden suchen clevere Wege, um ihre Anliegen an die richtige Adresse zu bringen. Hildegard Merkel, Rentnerin aus Saarbrücken, hat sich kürzlich beim Umsteigen in Mannheim über die Bahn geärgert und gehört, dass Bahnchef Rüdiger Grube nach Saarbrücken kommt. Und so hat Frau Merkel gestern dem Vorstandschef kurzerhand vor seinem Auftritt im Saarbrücker Schloss einen Brief mit ihrem Anliegen übergeben. Herr Grube hörte Frau Merkel einige Minuten aufmerksam zu, übergab ihr seine Visitenkarte, versprach ihr eine Klärung des Problems inklusive Antwort. So funktioniert Kundenbindung.

In seinem Vortrag auf Einladung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Saarland zum Thema "Die Anbindung des Saarlandes im Fernverkehr - aktueller Stand und Ausblick" versicherte Grube, das Saarland werde nicht vom Fernverkehrsnetz abgekoppelt. Das Gegenteil sei der Fall. Zwar werde die Zahl der Verbindungen von Frankfurt über Saarbrücken nach Paris zunächst nicht erhöht, allerdings sollen voraussichtlich ab Dezember 2013 Doppelstock-ICE-Züge von Siemens eingesetzt werden, die pro Zug rund 500 Plätze mehr bieten. Grube versicherte, dass es auch nach der Fertigstellung der Bauarbeiten in Frankreich auf der ICE/TGV-Strecke Frankfurt-Stuttgart-Straßburg-Paris, die diese Verbindung um einiges schneller macht, keine Benachteiligung der Strecke Frankfurt-Paris über Saarbrücken geben werde. Dies stehe im deutsch-französischen Vertrag von La Rochelle.

Bis 2014 würden an der Saar noch 30 Millionen Euro und in Rheinland-Pfalz 180 Millionen Euro verbaut, um den ICE/TGV noch schneller zu machen. Eine Studie bringe bis 2014 weitere Antworten, wie man durch bauliche Veränderungen nochmals Zeitgewinne erreichen kann. Die stündliche Anbindung von Mannheim ab Saarbrücken mit Regionalexpress-Zügen ab Dezember 2014 bringe ebenfalls eine Verbesserung der Reisezeiten. Diese Züge halten unter anderem in St. Ingbert, Homburg, Kaiserslautern und Neustadt.

Unterdessen hat Saar-Wirtschaftsminister Heiko Maas (SPD) mit Grube einen regionalen Bahngipfel vereinbart, der im Oktober stattfinden soll. Angesichts der Ankündigung des Bahnchefs, in den kommenden Jahren bundesweit 80 000 Mitarbeiter einzustellen, soll auch geprüft werden, wie man mehr Beschäftigung für mehr Bahnmitarbeiter an die Saar bekommen kann. Zumal Grube betonte, das Saarland werde auch im Güterverkehr eher an Bedeutung zunehmen. Heute schon würden 90 Prozent des Güterverkehrs nach Frankreich über die Saar-Strecke befördert. Die Stahl- und Autobranche mit der Dillinger Hütte, Saarstahl sowie Ford gehörten zu den wichtigsten Kunden. Der Saar-Bundestagsabgeordnete der Linken und Mitglied des Verkehrs-Ausschusses im Bundestag, Thomas Lutze forderte, das Land brauche eine bessere Anbindung nach Trier/Luxemburg und ins Rheinland. IHK-Präsident Richard Weber zeigte sich zufrieden, dass Homburg künftig mit Regionalexpress-Zügen stündlich an das Fernverkehrsnetz angebunden wird. Um noch mehr Bahn-Reisende zu gewinnen, sei es wichtig, mehr Menschen aus dem Großraum Zweibrücken und Pirmasens mit Homburg zu verbinden.