25.08.2012      
Die Rheinpfalz

Um 5.15 Uhr in den Bus
Peter Schehl berichtet über die „Initiative 2015”

Auch der mächtige Platzregen bringt Peter Schehl nicht neben die Spur. Seine „Initiative 2015” möchte die westpfälzische-saarpfälzische Infrastruktur voranbringen. Da geht es um Flughäfen, Windräder und Busverkehr und auch um die S-Bahn-Linie Homburg-Zweibrücken. Schehl weiß, wovon er redet: Um mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu seinem Arbeitsplatz in Offenbach zu gelangen, muss er in Zweibrücken um 5.15 Uhr in den Bus steigen.

Dann fährt der gebürtige Mörsbacher, der in der Stadt wohnt, mit der Linie R 7 nach Homburg. „Der Bus ist Regionalbus, Stadtbus und Schienenersatzverkehr auf einmal, kann aber keine dieser Aufgaben zu 100 Prozent bewältigen”, spricht er sich für eine Neuordnung der Busverbindungen aus. Der Vorschlag der Initiative: ein Ringverkehr, der die Homburger Innenstadt mit der Uni-Klinik, Kirrberg, Mörsbach, der Zweibrücker Fachhochschule und der Innenstadt sowie mit Einöd, Schwarzenacker und Schwarzenbach verbindet. Die Uni-Klinik müsse von Zweibrücken aus endlich per Bus direkt erreichbar sein, fordert Schehl - das sei im Sinne der Patienten, aber auch der Beschäftigten.

„In den Sonntagsreden wird Umweltbewusstsein gepredigt, aber die Montag-bis-Freitag-Praxis sieht ganz anders aus”, sagt Schehl und holt Mappen mit Landkarten, Grafiken und Betriebskostenaufstellungen aus der Tasche. Seit etwa zwei Jahren setzt sich die Initiative für Projekte mit grenzüberschreitender Bedeutung ein, hat in Rheinland-Pfalz wie im Saarland in der Staatskanzlei, bei Abgeordneten und bei Verbänden vorgesproche Und keine Ablehnung erfahren. Aber: Oft geht es eben um Geld, um politisches „Klein-Klein”. „Die Antworten heben sich deutlich ab von dem, was wir tatsächlich erleben. Die Taten sind nicht zufriedenstellend”, so Schehl.

Außerordentlich gut gefällt ihm der Vorschlag, den Günther Wind, Ex-Stadtwerke-Dezernent, gemacht hat: ein Bahnhaltepunkt auf dem Werksgelände von John Deere (wir berichteten am Mittwoch). „Das hat Charme, das ist ein Gedanke, mit dem man sich in nächster Zeit intensiver beschäftigen sollte. Die Öffentlichkeit, die Umwelt und John Deere selbst hätten etwas davon”, ist Schehl überzeugt.

Er hält Zweibrücken die Treue, auch wenn er als „Projekt-Direktor für ein Großkraftwerkprojekt in Bahrain” in Offenbach und häufig im Ausland arbeitet. „Meine Frau und ich sind wochenends und mindestens einmal pro Woche in Zweibrücken”, erzählt der 55-Jährige. Durch seine vielen Auslandsaufenthalte ist das Flugzeug für ihn das Hauptverkehrsmittel. Und doch gehört sein Herz der Eisenbahn. Nicht so, dass er Miniaturen sammelt und jedes Modell kennt. Ihm geht es vielmehr darum, dass die S-Bahn-Anbindung Zweibrücken „wirtschaftlich, arbeitsplatztechnisch und touristisch” nach vorne bringen würde, auch Familien und Senioren würden von der Anbindung profitieren.

Er und Mit-Initiatorin Elke Stemberg erlebten viel Zuspruch. „Wenn ich samstags durch die Stadt gehe, werde ich mehr als einmal auf das Thema S-Bahn angesprochen.” Das Engagement zahle sich aus: „Vor zwei Jahren war das Thema noch nicht im öffentlichen Bewusstsein angekommen. Aber nur durch die Öffentlichkeit ist es möglich, so etwas aufs Gleis zu setzen.” (sbn)