21.06.2012      
Saarbrücker Zeitung

Fundgrube für Eisenbahnfreunde

Raketen kamen per Bahn nach Mettlach

Die Rolle der Merzig-Büschfelder Eisenbahn im Krieg Bildband schildert Geschichte der Merzig-Büschfelder Eisenbahn in den vergangenen 110 Jahren

Über 170 teils historische Fotografien aus 110 Jahren Eisenbahngeschichte sind in der neuen Broschüre des Museums-Eisenbahn-Clubs Losheim (MECL) zu bewundern. Das neue Buch wurde jetzt vorgestellt.

Losheim. „Nach zehn Jahren war es mal wieder an der Zeit, eine neue Broschüre aufzulegen“, meinte Günter Leistenschneider, Vorsitzender der MECL-Eisenbahnfreunde. Rund 100 Seiten umfasst der mit Akribie und Leidenschaft zusammengestellte Bildband, der am Dienstag in der Eisenbahnhalle Losheim vorgestellt wurde. Das ganz in Hochglanz gehaltene Buch schildert nicht nur die 110-jährige Geschichte der Merzig-Büschfelder Eisenbahn, sondern gibt auch einen tiefen Einblick in das Wirken des mittlerweile 30 Jahre bestehenden Museums-Eisenbahn-Clubs.

Mehr als 170 teilweise historische Fotografien dürften ein wahrer Schatz für alle Eisenbahnfreunde sein. „Es war erstaunlich, was beim Durchstöbern vieler Dachböden zum Vorschein kam“, schilderte Leistenschneider die rund drei Jahre andauernde Recherchearbeit. Alle gefunden Bilder habe man leider nicht unterbringen können. „Es gibt noch viele Fotos und weit über 80 Dias, die wir gerne dem Heimatverein überlassen werden“, sagte der MECL-Vorsitzende. Wie Hubert Schommer, Vorsitzender des Kreisheimatvereines und des Heimatvereines der Losheimer Gemeinde versicherte, habe man die Geschichte der MBE sehr sorgfältig aufgearbeitet. „Jetzt wünsche ich dem Buch den allerbesten Erfolg“, sagte Schommer.

Losheims Bürgermeister Lothar Christ erinnerte: „Das Zustandekommen der Eisenbahn hier im Hochwald war damals ein historisches Ereignis.“ Nur dem Engagement der Club-Mitglieder sei es zu verdanken, dass diese Attraktion erhalten bleibe. Er danke allen, die im Beisteuern von Bildern und Texten zum Gelingen des Buches beigetragen haben. „Diese Broschüre wird der Leserschaft interessante Einblicke geben“, versprach der Verwaltungschef.

Für Merzigs Bürgermeister Manfred Horf war die Buchpräsentation Anlass zu einem Aufruf. „Ich habe große Hochachtung vor der Leistung des Losheimer Eisenbahnclubs, aber wir arbeiten manchmal bei diesen Dingen nicht genügend gemeindeübergreifend zusammen“, sagte der Vertreter der Kreisstadt. Dieses neue Buch sollte nach seiner Meinung Anlass sein, die Rolle der beiden Bahnhofsgemeinden Losheim und Merzig in punkto Museumsbahn neu zu definieren. Er bedauere, so Horf, dass auf der langen Sponsorenliste des Buches kein Merziger Unternehmen Platz gefunden habe.

Die Bedeutung der historischen Bahn als Tourismusmagnet unterstrich Dreiländereck-Tourismuschef Peter Klein. „Es ist ein zentraler, nicht mehr wegzudenkender Bestandteil des touristischen Angebotes unserer Region“, befand Klein. Und weiter: „Ich bin mir sicher, dass die Museumsbahn nicht nur Eisenbahnfans anspricht, sondern auch viele Wanderer.“Losheim. „Nur wenige kennen die Rolle der Merzig-Büschfelder Eisenbahn, die ihr im 2. Weltkrieg zugefallen war“, sagte MECL-Vorsitzender Günther Leistenschneider anlässlich der Buchpräsentation in der Losheimer Eisenbahnhalle. Ende September 1944, so schildert der Club-Chef, habe eine Fernkampfabteilung vom Startplatz Losheim-Bachem eine V2-Rekete gestartet. „Zuvor wurden drei Abschüsse von Eisenbahnfahrzeugen, etwa in Höhe der heutigen Fischweiheranlagen durchgeführt.“ Später habe man die Abschussrampen in den Großen Wald verlegt. „Die Raketen kamen per Bahn bis Mettlach und wurden dann über die Vergissmeinnichtstraße zum Startplatz gebracht“, heißt es im Text des letzten Buchkapitels. Die Funk- und Steuerungsstation habe sich in Rimlingen befunden, der flüssige Sauerstoff lagerte im Jungenwäldchen und das Kühlwasser habe man aus dem Bormigbach neben dem heutigen Bachemer Feuerwehrhaus entnommen. owa