11.05.2012       Saarbrücker Zeitung

Jetzt ist die Bahn am Zug

Rohrbacher Ortsrat sieht im Bahnhof einen Renovierungsfall und fordert Taten

Die Bahn kommt – wahrscheinlich sogar nach Rohrbach. Ortsvorsteher Hans Wagner teilte auf der Ortsratssitzung am Mittwochabend mit, dass die Deutsche Bahn Bereitschaft für ein Treffen am Bahnhof signalisiert habe. Denn der muss dringend renoviert werden.

Von SZ-Mitarbeiter Oliver Bergmann

Rohrbach. Wann auch immer dieser Ortsbesichtigungs-Termin zustande kommt – eines dürfte jetzt schon klar sein: Wohlfühlen werden sich die Mitarbeiter der Bahn auf ihrem eigenen Grund und Boden nicht. Der Bahnhof hat sich durch seine kalt wirkenden Leuchtstoff-Beleuchtung, den vielen unübersichtlichen Ecken und seines vernachlässigten Zustandes einen Ruf als Angstraum eingehandelt. Darauf machte die Familien-Partei bereits zu beginn der Woche aufmerksam (wir berichteten). Im Ortsrat erneuerte die Fraktions-Vorsitzende Petra Baltes die Notwendigkeit des Handelns: „Der Bahnhof wirkt nicht nur nicht einladend, sondern abschreckend.“ Drei Maßnahmen seien ihren Ausführungen zufolge besonders dringend. Erstens: die Parksituation: Die vorhandenen Plätze reichten bei weitem nicht aus, sie seien wegen vieler Schlaglöcher außerdem in desolatem Zustand. „Man setzt mit dem Auto in der tiefen Regenwasserrinne auf. Das ist nicht nur unschön, sondern auch gefährlich.“ Dieses Problem lösen viele Autofahrer und stellen ihre Fahrzeuge auf nicht ausgewiesenen Parkplätzen hinter dem Bahnhof ab, oder sie Parken in der Zufahrtsstraße.

Zweites Ärgernis: Der Zustand des Empfangsgebäudes, hierzu zählt Baltes auch den Tunnel. „Den Durchgang zu den Gleisen zwei und drei nutzt man nur, wenn man es unbedingt muss. Vor allem bei Mädchen und Frauen herrscht die pure Angst, wenn sie da durch müssen.“ Die Familien-Partei hat deshalb vorgeschlagen, die zweite Tunnelröhre, die den nördlichen mit dem südlichen Bahnhofsgelände verbindet, jedoch keinen Zugang zu den Gleisen bietet, bei der Lösung des Problems mit zu berücksichtigen. „Wir halten es für dringend notwendig, diesen Tunnel hell und sauber auszubauen, dass durch ihn die Gleise zwei und drei sicher zu erreichen sind.“

Einmal auf dem Bahnsteig angekommen, fühlt sich der Fahrgast wie in einer anderen Welt. Bis auf ein paar Schmierereien befindet sich der Bahnsteig in tadellosem Zustand. Keine Lampe ist defekt, keine Uhr stehen geblieben. Keine Frage: Hier hat die Bahn ihre Hausaufgaben gemacht.

Bei ihrem dritten Anliegen hat die größte Fraktion des Rohrbacher Ortsrates an die Fahrradfahrer gedacht. Die haben nämlich keine Möglichkeit, ihr Rad am Bahnhof abzustellen. „Die Räder werden stattdessen an Laternenmasten gekettet“, beobachtete Baltes. Fahrradständer sollen also her, nach Möglichkeit sogar verschließbare Fahrradboxen, damit keine Einzelteile mehr von den Rädern gestohlen werden können.

Die Vorschläge der Familien-Partei stießen auch in den anderen Parteien auf Zustimmung, bei Herdis Behmann (SPD) aber auch auf Skepsis: „Es ist ja oft so: Man denkt, einen sinnvollen Beschluss gefasst zu haben und dann passiert doch nichts.“ Vor allem die ehemals bundeseigene Deutsche Bahn, die immer noch als Staat im Staate angesehen wird, zeichnet sich nicht durch hohe Flexibilität aus.

„Die Bahn ist sehr zäh“, versuchte St. Ingberts kommender Oberbürgermeister Hans Wagner vor zu hohen Erwartungen an ein schnelles Handeln der Bahn zu warnen. Dann aber überraschte Wagner in seiner in seiner vorletzten Ortsratssitzung als deren Vorsitzender mit dieser Aussage: „Zu einem Treffen mit dem Ortsrat wäre sie aber bereit.“ Damit fand auch das vierte Anliegen der Familien-Partei Gehör. „Im Tunnel zu den Gleisen herrscht die pure Angst.“ Petra Baltes, Familien-Partei

Bildunterschrift
Der Bahnsteig lässt nicht vermuten, in welchem Zustand sich der Rest des Bahnhofs befindet. Fotos: Oliver Bergmann Angst und Ekel herrschen vor allem in den Verbindungstunneln.