06.03.2012       Pfälzischer Merkur

Ein Bahnhof und wenig Züge

In meiner Jugend verschlugen mich familienschicksalhafte Umstände vier Jahre lang nach Einöd. Zur Schule ging es natürlich weiterhin nach Zweibrücken in die Hofenfelsstraße. Jeden Morgen sind die vier Kilometer mit dem Fahrrad für einen Jugendlichen eine leicht zu überwindende Entfernung. Nur im Winter musste der Zug als Transportmittel herhalten. Ein Zug, den es damals ja noch gab.

Jeder Zweibrücker weiß, wenn man von der Hauptstraße aus die Poststraße entlang schaut, sieht man ihn, den Bahnhof. Bei mir werden jedes Mal bestimmte Erinnerungen aus meiner Jugendzeit wach. Auch aus einiger Entfernung betrachtet, ist er ein schönes Gebäude und, 1875 in Betrieb genommen, gleichzeitig ein wichtiges Zeugnis der Zweibrücker Geschichte. Auf den offiziellen Seiten der Stadt wird der Bahnhofsvorplatz als "Schnittstelle zwischen individuellen und öffentlichen Verkehrsmitteln" gepriesen. Dies mag früher gestimmt haben, heute erscheint der Satz eher einem Wunsch als der Realität zu entsprechen. Zu ärgerlich ist es doch heute, dass man als Zweibrücker Bahnreisender auf Busse, mehrmaliges Umsteigen oder freundliche private Begleitung angewiesen ist, bevor man - mit der einzigen Ausnahme von Saarbrücken und Paris - auch nur in die Nähe einer nationalen oder gar internationalen Zugverbindung gelangen kann.

Trotz Aufpeppung und neues Styling durch umfassende Modernisierung des Bahnhofsvorplatzes und funktionale Aufwertung durch Busbahnhof, Taxistand und Parkplätze, erscheint mir Bahnhof und Umgebung nicht gerade ein Highlight des Zweibrücker Stadtgeschehen zu sein. Genauso wenig wie damals, als ich jeden Wintermorgen aus Einöd kommend und nicht immer frohen Mutes vom Bahnhof aus zu Fuß meinen Schulweg antrat.

Vielleicht ist der einzige Trost wirklich nur die 120-jährige Platane, die als Naturdenkmal besonderen Schutz genießt. Und natürlich auch Gleis 3, das ausgezeichnete Lokal in Bahnhofsnähe, das es zu meiner Zeit noch nicht gab. Eine positive Veränderung in Bahnhofsnähe und deshalb sicher eine besondere Erwähnung wert.