12.12.2011   Mannheimer Morgen
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Schienenverkehr: Dreimal in der Woche in gut 31 Stunden ohne Umsteigen in die russische Hauptstadt / Luxusabteile mit Toilette, Bad und Fernsehen

Neue Achse Paris-Mannheim-Moskau

Von unserem Redaktionsmitglied Thorsten Langscheid

Nein, von seiner besten Seite zeigte sich Mannheim gestern einem Zug voller Reisender aus Russland nicht. Der neue Zug, der aus Moskau über Berlin bis nach Paris fährt, stand gegen 14 Uhr zunächst rund zehn Minuten lang am Käfertaler Bahnhof, bevor er über die eingleisige östliche Riedbahnstrecke zwischen zwei S-Bahn-Zügen in den Hauptbahnhof einfahren konnte. Bahnsprecher Achim Stauß: "Mannheim ist in Richtung Paris eigentlich gar kein Haltepunkt."

Der kurze Ausnahmestopp auf der gestrigen Jungfernfahrt des seit 1994 ersten Zugs auf der Moskau-Berlin- Paris-Route bestand denn auch lediglich aus einem kurzen Händeschütteln von DB-Zugführerin Svea Schilling mit den Mannheimer Kollegen, und schon gings weiter in Richtung Frankreich. Nächster Stopp auf der knapp 3200 Kilometer langen Strecke: Forbach in Lothringen. Nach einem weiteren Zwischenhalt in Metz kam der Euro-Nightliner EN 452 gegen 20.31 am Pariser Ostbahnhof an - ziemlich genau 38 Stunden, nachdem er am Montag früh, Punkt acht Uhr im weißrussischen Bahnhof in Moskau abgefahren war. "Dieser Zug ist eine Brücke"

"Dieser Zug ist eine Brücke, die Menschen und Kulturen auf einzigartige Weise miteinander verbindet" - mit diesen Worten hatte Bahnchef Rüdiger Grube gestern morgen seinen russischen Kollegen Vladimir Yakunin in Berlin begrüßt, der die Erstfahrt persönlich mitmachte und ein Zusammenarbeitsabkommen der beiden Bahngesellschaften unterzeichnete. In der Quadratestadt bevölkerten lediglich einige Fahrgäste den Bahnsteig am Gleis 1, die auf ihre S-Bahn in die Pfalz warteten. Nicht so Karin und Karl Weger, beides langjährige "MM"- Abonnenten. Sie wollten sich den russischen Zug aus der Nähe zu betrachten. "So eine Reise würden wir gerne einmal machen", schwärmt das Ehepaar. "Im Luxusabteil mit eigenem Bad von Moskau nach Paris!". Tatsächlich: Zwei der acht Schlafwagen enthalten Luxusabteile mit Fernsehen, Toilette und Dusche - für zwei Erwachsene kostet die einfache Fahrt knapp 1600 Euro, zwei Kinder unter zwölf Jahren sind kostenlos dabei, so die Preistabelle der russischen Eisenbahn. Zwei- und Dreibett- Schlafabteile der ersten und zweiten Klasse sind zu teilweise wesentlich günstigeren Konditionen buchbar.

Für den Mannheimer Hauptbahnhof bietet der neue Zug eine weitere Direktverbindung bis nach Moskau an. Die gibt es zwar bereits im täglichen Betrieb (Gleis 3, Abfahrt 21.04 Uhr), besteht aber lediglich aus einem wenig komfortablen D-Zug, der nach einem Halt in Frankfurt/Main durchfährt bis Polen.

Der neue Nightliner fährt jeweils dienstags, mittwochs und samstags in Mannheim um 15.19 Uhr auf Gleis 5 ab. Nach der langen Schienenreise durch Deutschland, Polen, Weißrußland und Rußland kommt er in Moskau um 1.30 Uhr des jeweils übernächsten Morgens nach gut 31 Stunden Fahrtzeit an.