05.11.2011   Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung

Bahncard Business kommt teurer

Reise-tipp: Für Firmenkunden ändern sich im Dezember Regeln bei Zug-Tickets

Von Eckhard Buddruss

Ludwigshafen. Ab 11. Dezember ist es nicht mehr möglich, die Ermäßigungen von regulärer Bahncard und Firmenkundenrabatt zu kombinieren. Die Nachteile dieses Systemwechsels sind für die Bahnkunden allerdings weniger gravierend als zeitweise zu befürchten war.

Die Deutsche Bahn (DB) bemüht sich, die Einführung einer „Bahncard Business” damit zu begründen, dass dieses Angebot speziell auf die Bedürfnisse von Geschäftskunden zugeschnitten sei. Die ökonomische Logik hinter der Veränderung ist aber offensichtlich. Sie bringt de facto vor allem eine Preiserhöhung. Für die Möglichkeit, Firmenkunden- und Bahncardrabatt zu kombinieren, die zu - aus Kundensicht - sehr günstigen Preisen führt, wird eine deutlich höhere Grundgebühr erhoben.

Der Preis für die Bahncard Business, mit der diese Rabatt-Kombination weiterhin möglich ist, liegt deutlich über dem für die reguläre Bahncard. Die Bahncard Business 50 für die erste Klasse kostet mit 560 Euro 100 Euro mehr als die reguläre Bahncard 50 First heute. Vergleicht man deren künftigem Preis, der zum 11. Dezember auf 482 Euro steigt, mit dem der Bahncard Business beträgt der Mehrpreis immer noch 78 Euro. Bei der Bahncard Business 50 für die zweite Klasse liegt der Mehrpreis bei 40 Euro (280 statt 240 Euro).

Wer eine Bahncard Business mit erstem Geltungstag vor dem 11. Dezember kauft, erhält sie noch zum Preis der alten Bahncard ohne den Mehrpreis, also bei der Bahncard 50 beispielsweise für 230 Euro in der zweiten und 460 Euro in der ersten Klasse. Zu den Nachteilen der Bahncard Business gehört, dass es dazu keine Partner- Bahncard gibt.

Ein zeitweise drohender Nachteil der Systemumstellung wird nun allerdings vermieden. Es ist auch weiterhin möglich, dass eine Firma, die beispielsweise zu einer Veranstaltung einlädt, den Teilnehmern für die Anreise ein Ticket besorgt und dabei auch die Ermäßigung durch eine private Bahncard des Teilnehmers berücksichtigt. Für dieses Ticket gilt dann der Rabattsatz der jeweiligen Bahncard (25 oder 50 Prozent), es gibt aber keinen zusätzlichen Firmenkundenrabatt. Dennoch werden diese Fahrkarten aber bei der Berechnung des Firmenrabatt- Umsatzvolumens berücksichtigt.

Dies ist für die Firmen deshalb wichtig, weil der Firmenkundenrabatt umsatzabhängig ist. Bei einem Fahrkartenumsatz über 3000 Euro gibt es beispielsweise 3 Prozent Rabatt, bei über 10.000 Euro sind es 4 Prozent. Diese Rabattstaffel reicht bis zu 9 Prozent.

LEITARTIKEL

Der Wert freier Zugwahl

Von Eckhard Buddruss

Bei der Deutschen Bahn herrscht akuter Fahrzeugmangel. Im nächsten Winter drohen wieder überfüllte Züge. Dennoch wäre es keine gute Idee, die Probleme durch eine Reservierungspflicht lösen zu wollen. Die freie Zugänglichkeit der Züge ist ein entscheidender Vorteil des deutschen Eisenbahnsystems.

Der kommende Winter ist bereits der vierte hintereinander, in dem bei der Deutschen Bahn (DB) akuter Fahrzeugmangel herrscht. Die wichtigsten Gründe sind die verkürzten Untersuchungsintervalle bei ICE-Achsen und die wiederholten Verzögerungen bei der Lieferung neuer Fahrzeuge.

Die DB hofft, unter anderem durch neue Abtauanlagen nun besser für einen strengen Winter gerüstet zu sein als in den vergangenen Jahren. Dennoch wäre es eine Überraschung, wenn der Zugverkehr im kommenden Winter mit der wünschenswerten Zuverlässigkeit funktionieren würde.

Überfüllte Fernzüge geben gelegentlich Anlass zur Frage, ob es nicht besser wäre, eine Reservierungspflicht einzuführen, wie es sie im französischen TGV gibt. Wenn sich in Deutschland jemals eine günstige Gelegenheit geboten hat, ein solches System nach französischem Vorbild einzuführen, dann 1991 beim Start des ICE-Verkehrs. Damals hatte allerdings bei der Bundesbahn mit Hemjö Klein ein Manager das Sagen, der zwar von der Lufthansa kam, aber - anders als andere Ex-Lufthanseaten nach ihm - nicht versuchte, aus der Bahn eine Airline am Boden zu machen. Er erkannte ganz im Gegenteil als entscheidenden Vorteil der Bahn, dass sie etwas kann, was keiner Fluggesellschaft möglich ist, nämlich ihren Kunden sagen: „Einfach einsteigen!”

Anders als in Frankreich gehört die freie Zugänglichkeit aller regulären Züge zu den gewohnten und gerade von Vielfahrern besonders geschätzten Vorteilen der deutschen Eisenbahn, den man nicht ohne heftige Kundenreaktionen in Frage stellen könnte. Einen Eindruck von der fehlenden Akzeptanz, auf die ein Ende der freien Zugänglichkeit stoßen würde, vermitteln die Erfahrungen mit dem gescheiterten Preissystem von 2002. Damals sollten - ohne das Prinzip der freien Zugänglichkeit aller Züge in Frage zu stellen - lediglich Reisen zu Verkehrsspitzenzeiten mit der Bahncard zum halben Preis unmöglich gemacht werden. Obwohl die ökonomische Logik dieses Preissystems durchaus nachvollziehbar war, endete schon der Wegfall der Möglichkeit, ohne Vorausbuchung spontan zum halben Preis zu reisen, mit dem bekannten Desaster. Kurioserweise war es Hemjö Klein, der dem damaligen Bahnchef Hartmut Mehdorn anschließend 2003 die Idee schmackhaft machte, die nun Bahncard 50 genannte Halbpreis-Rabattkarte als Teil einer Bahncard-Familie wieder einzuführen. Seitdem gibt es bei der DB sozusagen eine Kombination aus zwei Preissystemen. Das ist zwar oft kompliziert, trägt aber unterschiedlichen Kundenbedürfnissen Rechnung. Für Kunden, die frühzeitig zu buchen bereit sind, gibt es ein System mit hohen Frühbucherrabatten und zuggebundenen Tickets, durch die die Auslastung der Kapazitäten gesteuert wird. Zum anderen gibt es aber auch für Kunden die - wie gerade Geschäftsreisende - großen Wert auf kurzfristig freie Zugwahl legen, mit der Bahncard 50 interessante Preise. Hauptkonkurrent der Bahn ist in Deutschland nicht das Flugzeug, sondern das Auto. Für ein wichtiges Kundensegment ist es entscheidend, mit dessen Flexibilität zumindest einigermaßen konkurrieren zu können. Dann ziehen die Vorteile der Bahn - etwa der, die Zeit im Zug sinnvoll zu nutzen. Erreicht wird das in Deutschland zwar nicht überall, aber doch in vielen Fällen durch ICE nach Taktfahrplan, die mit Tickets zum halben Preis frei zugänglich sind. Diese Kombination ist ein einzigartiger Trumpf des deutschen Eisenbahnsystems.