12.11.2011   Pfälzischer Merkur

Bekenntnis zur Ortsumgehung

Sie hörte sich die Sorgen, Nöte und Wünsche der Diskussionsteilnehmer an und versprach, vieles nach Saarbrücken mitzunehmen: Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer besuchte die CDU Einöd-Ingweiler. Ein Thema: die Bahnlinie Homburg-Zweibrücken.

Von Merkur-Mitarbeiter Thorsten Wolf

Einöd. Man hätte durchaus vermuten können, dass die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) am Donnerstagabend einen schweren Stand haben könnte - immerhin kam sie satte 40 Minuten zu spät zu ihrem Termin in Einöd (wir berichteten). Doch als Kramp-Karrenbauer dann endlich den großen Sitzungssaal im ehemaligen Bürgermeisteramt betrat, brandete Beifall auf.

Dieser warme Empfang kennzeichnete dann auch den Charakter der Veranstaltung, zu der die CDU Einöd-Ingweiler mit ihrer Vorsitzenden Barbara Ebel-Wolf an der Spitze eingeladen hatte. Keiner der zahlreichen Gäste präsentierte sich "auf Krawall" gebürstet, gleichwohl die Themen des Abends durchaus Brisanz hatten: die B 423-Umgehung, die Reaktivierung der Bahntrasse zwischen Homburg und Zweibrücken und die generelle Perspektive einer verkehrspolitischen Zusammenarbeit zwischen dem Saarland und Rheinland-Pfalz dominierten die Diskussion an der Landesgrenze. Kramp-Karrenbauer zeigte sich dabei empfänglich für die Sorgen, Nöte und Wünsche der Diskussionsteilnehmer. Konkretes und Neues gab es allerdings nicht wirklich viel zu hören. "Ich nehme das nach Saarbrücken mit" war dann auch ein nicht selten gehörter Satz aus Annegret Kramp-Karrenbauers Mund.

Eifrig schrieb sie in ihr Notizbuch, vieles davon dürfte dabei von der Sorge in Einöd, Schwarzenacker und Schwarzenbach künden, dass es vielleicht nichts wird mit der B 423-Umgehung. Diese Zweifel fasste Rainer Kranz, Fraktionssprecher der CDU im Einöder Ortsrat, zuerst in Worte: "Es gehen Gerüchte um, dass diese Maßnahme verschoben oder abgebrochen ist. Oder gar nicht mehr stattfindet." Nach Kramp-Karrenbauers Rückfrage, von wem diese Gerüchte denn stammen, griff Oberbürgermeister Karlheinz Schöner ein. Er erinnerte an die Stadtratssitzung vor einigen Wochen, als der Landesbetrieb für Straßenbau bei einer Präsentation aus Sicht von Schöner erhebliche Zweifel am Umsetzungswillen hatte aufkommen lassen (wir berichteten). Schöners durchaus provokante Vermutung: Es gebe einen politischen Willen des zuständigen, grün-geführten Umweltministeriums gegen das Projekt. "Das ist dort eine Haltung. Und die ist klar: Man will nicht zusätzliche Straßen bauen, sondern andere Schwerpunkte setzen." Dem mochte Kramp-Karrenbauer so nicht folgen. "Es gibt im Kabinett keinen Entschluss, an den Prioritäten irgendetwas zu ändern." Trotzdem werde sie der Sache nachgehen und schauen "wo es hängt".

Ein weiteres Thema: die Reaktivierung der Bahnlinie Homburg-Zweibrücken. Der deutlich hörbare Grundkonsens am Donnerstagabend war dabei, dass auf keinen Fall eine Konkurrenz-Situation in der Verwirklichung von Bahnverbindung und B 423-Umgehung geschaffen werden dürfe. Nicht weniger deutlich machten die Diskussionsteilnehmer, dass aus ihrer Sicht der Lückenschluss im Schienenverkehr über die Landesgrenze hinweg unerlässlich sei.

Kramp-Karrenbauer nahm diesen Wunsch zum Anlass, eine mögliche Reaktivierung der Bahnverbindung in den größeren Rahmen eines regionalen Verkehrskonzeptes einzuordnen. In diesem Zusammenhang gab sie auch Einblick in aktuelle Überlegungen zur Zukunft der beiden Flughäfen Ensheim und Zweibrücken. Zu einer möglichen Kooperation sagte sie: "Die Chance für eine solche Zusammenarbeit war noch nie so groß wie jetzt."