29.10.2011   Saarbrücker Zeitung

Weiterer Streckenabschnitt der Saarbahn geht am Sonntag in Betrieb

Vier neue Saarbahn-Stationen kommen ab diesem Sonntag hinzu. Mit dem Haltepunkt Heusweiler ist die letzte Etappe vor dem Endausbau bis Lebach erreicht. Die Arbeiten haben inzwischen fast zehn Jahre Verspätung.

Von SZ-Redakteur Thomas Sponticcia

Saarbrücken. Die Saarbahn hat einen neuen Spitznamen. Ihre inzwischen 75 Fahrer und deren Fahrlehrer Frank Blanck nennen sie mittlerweile den „kleinen Glacier-Express“, dem großen Schweizer Vorbild folgend. Das hat einen Grund: Mit der offiziellen Einweihung des Streckenabschnitts von Walpershofen/Etzenhofen nach Heusweiler-Markt an diesem Sonntag um 11 Uhr, begleitet von einem Fest, dringt die Bahn in die eher ländlich geprägten Gebiete entlang der Linie 1 vor. Diese bieten dem Betrachter viel abwechslungsreiche Landschaft. Solche Eindrücke sollen schnell noch zunehmen, wenn die weiteren Bauarbeiten bis Lebach korrekt ablaufen.

Auch bei Saarbahn-Geschäftsführer Peter Edlinger macht sich nach etwa zehnjähriger Bauverzögerung allmählich wieder Optimismus breit. Die Verspätung wurde hervorgerufen durch planerische, bauliche und technische Probleme sowie menschliche Querelen zwischen einigen Haupt-Akteure. Inzwischen liegt die Projekt-Koordinierung offensichtlich in verlässlichen Händen.

Wenn alles gut weiterläuft, soll Lebach Ende 2013 erreicht sein, so Edlinger. 10,5 Kilometer fehlen noch, an denen aber bereits gebaut wird. Wegen zahlreicher prüftechnischer Abnahmen sei aus heutiger Sicht mit der offiziellen Inbetriebnahme des letzten Abschnitts von Heusweiler-Markt bis zum Bahnhof Lebach Anfang 2014 zu rechnen.

Nach Abschluss der Arbeiten wird alleine die Köllertalstrecke von Walpershofen/Etzenhofen bis Lebach rund 80 Millionen Euro gekostet haben. Die reinen Baukosten von 70 Millionen Euro fördern Bund und Land zu 60 beziehungsweise 30 Prozent. Die Planungskosten in Höhe von zehn Millionen Euro muss die Stadtbahn komplett übernehmen, ihr Anteil an den Baukosten beträgt zehn Prozent. Die Gesamtinvestition der Stadtbahn Saar auf der Strecke Saargemünd-Lebach beträgt fast 90 Millionen Euro. Rechnet man die Zuschüsse von Bund und Land dazu, kommt man auf 400 Millionen Euro.

Die Ankunft der Saarbahn in Heusweiler soll gleichzeitig den Einstieg in eine neue Dimension des Projekts bringen. So wurden rund 10000 Haushalte in Walpershofen sowie Heusweiler angeschrieben. Offeriert wurde die Möglichkeit, ein Test-Abo für Bahn und Bus abzuschließen. Denn der Großraum Heusweiler soll eine deutliche Zunahme von Neukunden für die Saarbahn bringen. Dies soll auch eine großzügig angelegte Park-&-Ride-Fläche neben dem Bahnhof Heusweiler erleichtern.

Bemerkenswert: Da unmittelbar neben der Trasse eine Schule liegt, wurde allen Kindern im Vorfeld das richtige Verhalten am Bahnübergang beigebracht. Und auch, wie man Gefahren erkennt, wenn der Zug kommt. Andreas Weil ist einer der Saarbahn-Fahrer, der sich bei zahlreichen Testfahrten mit allen Details der neuen Strecke vertraut gemacht hat. Sein Eindruck: „Ich mag die Abwechslung. Keine Fahrt ist langweilig. Keine Fahrt ist gleich.“

Bis Lebach folgen noch zwei bautechnische Herausforderungen: das Eiweiler-Viadukt und der Spitzeich-Tunnel bei Landsweiler. An beiden Projekten sind die Arbeiten im Gang. Der Tunnel soll bereits Anfang 2012 fertig sein. Doch jetzt stehen erst einmal die Signale in Heusweiler auf Grün.

Bildunterschrift: Ab Sonntag (30.10.2011), 11 Uhr, fährt die Saarbahn weiter bis Heusweiler. Ende 2013 soll dann Lebach erreicht sein. archiv