15.09.2011   Die Rheinpfalz

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Die Anbindung nach Weißenburg blieb nur ein Plan

Dahn/Bundenthal: Wieslauterbahn vor 100 Jahren eingeweiht - Erste Anfragen, den Wasgau mit der Eisenbahn zu erschließen, werden vor 150 Jahren laut

Von Holger Keller

Es war ein Freitag, der 1. Dezember 1911, als der erste Dampfzug von Hinterweidenthal nach Bundenthal über das neue Gleis durch das Wieslautertal rollte. Mit einem zweitägigen Fest und vielen Sonderfahrten, auch mit historischen Fahrzeugen, wird an diesem Wochenende das 100-jährige Bestehen der Wieslauterbahn gefeiert.

Bereits 50 Jahre zuvor waren Pläne laut geworden, auch den Wasgau mit dem aufstrebenden Verkehrsmittel Eisenbahn zu erschließen. Die Bahn sollte, von Zweibrücken kommend, über Pirmasens, Dahn, Bergzabern und Winden die südliche Pfalz mit der Rheinschiene verbinden. Mit der Abfuhr von jährlich 20.000 Klafter Holz aus dem Bereich des Forstamts Dahn, von 75.000 Zentner Fassdauben des Busenberger Holzhändlers Thunes, dem Abstich von Torf bei Dahn und Schindhard aber auch den „mannigfachen Naturmerkwürdigkeiten” des Dahner Felsenlandes hatte man gewichtige wirtschaftliche - und touristische - Argumente für die Erschließung. Eine kleine, von Osten kommende Stichbahn-Lösung für Bergzabern wurde bereits 1870 verwirklicht. Die Weiterführung nach Hinterweidenthal scheiterte jedoch, weil Baden seine zunächst gegebene Zusage, die dann durchgängige linksrheinische Strecke rechtsrheinisch über die Rheinbrücke und Karlsruhe fortzuführen, widerrief. Als nach dem gewonnenen deutsch-französischen Krieg 1870/71 die elsässische Stadt Weißenburg wieder deutsch wurde, kamen neue Ideen auf, nun über das Wieslautertal eine Verbindung von der Westpfalz zum Rhein zu schaffen. 1873 konstituierte sich ein Eisenbahn-Comitée, um die Interessen der Wieslautertal-Gemeinden für den Bau einer Bahnlinie durchzusetzen - ohne Erfolg. Die Planungen wurden nicht weiter verfolgt.

Erst 1895 wurden die Eisenbahn-Baupläne wieder konkreter. In Dahn bildete sich unter Vorsitz von Bürgermeister Georg Glaser erneut ein Eisenbahn-Comitée, um den Anschluss Dahns an das Schienennetz nun unbedingt voran zu treiben. Gleich drei Möglichkeiten boten sich zu diesem Zeitpunkt: die bekannte Trassenführung über Bergzabern, die Route durch das Wieslautertal nach Weißenburg oder die Option, über Lemberg den Anschluss nach Pirmasens zu schaffen. Hier hat man zwar die Unterstützung der Schuhstadt, doch die Kosten sind mit rund 7,4 Millionen Mark deutlich zu hoch. Erst als das Dahner Eisenbahn-Comitée eine „Lokalbahn” ins Gespräch brachte, bei der die anliegenden Gemeinden die Kosten des Eisenbahnbaus tragen, stimmte der bayerische Landtag im Mai 1904 dem Bau der Wieslauterstrecke zu - ab Kaltenbach bis Bundenthal oder vielleicht sogar nur bis Dahn.

Rund 1,7 Millionen Mark sollte der Streckenneubau kosten. 300.000 Mark mussten die Ortsgemeinden stemmen. 100.000 Mark kamen allein auf Dahn für den Bau der Wieslauterbahn zu. So wurde 1909 mit dem Bau der Strecke begonnen. Unermüdlich schippten hunderte Arbeiter Bahndämme auf, mauerten Wasserdurchlässe und errichteten die Bahnhöfe in Hinterweidenthal und Dahn, auf der Reichenbach und in Bundenthal. In der Dahner Hasenbergstraße mussten gar zwei Häuser der neuen Bahntrasse weichen. Am 1. Dezember 1911 zeigte sich der Lohn der ganzen Mühen: Unter großem Jubel der Bevölkerung fuhr blumengeschmückt der erste Zug, eine Dampflok der pfälzischen Gattung T4 (I), über das 14 Kilometer lange Gleis. Der bayerische Prinzregent Luitpold schickte eigens ein Glückwunschtelegramm.

Durch den Ersten Weltkrieg und - damit verbunden - den Abtritt des Elsasses an Frankreich wurde die Weiterführung der Wieslauterbahn über Niederschlettenbach und Bobenthal nach Frankreich nicht realisiert. Durch die Zunahme des Automobilverkehrs und dem Rückgang der Passagierzahlen wurde im September 1966 trotz vehementer Proteste der tägliche Personenzugverkehr auf der Wieslauterbahn eingestellt.

Zehn Jahre später endeten auch die Sonderfahrten mit dem „Bundenthaler”, der jeden Sonntag Ausflügler aus Ludwigshafen in den Wasgau brachte. 1995 wurde auch der Güterverkehr eingestellt. Die Wieslauterbahn verfiel in einen Dornröschenschlaf. Auch dank des Engagements der Dahner Eisenbahnfreunde wurde im Sommer 1997 ein WochenendAusflugsverkehr auf der Wieslauterstrecke aufgenommen. Infrastrukturunternehmen war seitdem jahrelang die Neustadter Kuckucksbähnel-GmbH. 2008 übernahm die Karlsruher AVG die Strecke. Seit 2008 rollen zwischen Mai und Oktober wieder an jedem Wochenende Ausflugszüge in den Wasgau - der „Bundenthaler” ab Mannheim und der „Felsenland-Express” ab Karlsruhe. Der Zugverkehr auf dieser Strecke ist bis ins Jahr 2023 gesichert. Durch den Bau des neuen Haltepunktes „Moosbachtal” unweit des Neudahner Weihers soll die Strecke insbesondere für den Tourismus noch attraktiver werden.

Zur Sache: Geburtstagsparty für die Wieslauterbahn

Die Albtal-Verkehrsgesellschaft und die Dahner Eisenbahnfreunde feiern den 100. Geburtstag der Wieslauterbahn am kommenden Wochenende, 17. und 18. September, mit zahlreichen nostalgischen Sonderzügen und Bahnhofsfesten entlang der gesamten Strecke.

Gefeiert wird auch im bewirteten Festzelt am Dahner Bahnhof. Eröffnet werden hier die Feierlichkeiten am Samstag um 12.15 Uhr durch den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck. Für Unterhaltung sorgen das Blasorchester der Kreismusikschule Südwestpfalz, Franz Roth und ab 19 Uhr die Live-Band „The Twins”. Für die „sichere Heimreise” nach Bundenthal und Hinterweidenthal werden späte Zugverbindungen angeboten (Abfahrt ab Dahn nach Hinterweidenthal um 21.02 Uhr, nach Bundenthal um 21.54 Uhr). Am Sonntag, ab 10 Uhr, spielt die Jägerkapelle Erfweiler in Dahn zum Frühschoppen.

In Bundenthal steht anlässlich des Bahn-Jubiläums ebenfalls ein Festzelt am Bahnhof. Hier wird am Samstag, 20 Uhr, ein rund 40-minütiger Film über die Wieslauterbahn und über die Aktivitäten an ihren Bahnhöfen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten gezeigt.

Am Sonntag spielt zum Frühschoppen die Seniorenband, am Nachmittag die Musikgruppe Bundenthal. Darüber hinaus ist an beiden Tagen eine Ausstellung über die Geschichte der Wieslauterbahn zu sehen. Verantwortlich für das Fest in Bundenthal ist die Fördergemeinschaft Wasgau. (hll)

Informationen :Den Sonderfahrplan zum Herunterladen und weitere Informationen zur Geburtstagsparty gibt es im Internet unter www.wieslauterbahn.com und unter www.zspnv-sued.de .