15.09.2011   Die Rheinpfalz

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Mit Volldampf zum Wieslauterbahn-Fest

Am kommenden Wochenende wird das Jubiläum der vor knapp 100 Jahren eröffneten Wieslauterbahn von Hinterweidenthal nach Bundenthal-Rumbach gefeiert. Hauptattraktion ist ein Dampfsonderzug, der auf der Strecke durchs Dahner Felsenland pendelt. Anders als bei früheren Jubiläen wird die Feststimmung nicht durch Stilllegungspläne getrübt.

Von Eckhard Buddruss

Vor knapp 40 Jahren, am 24. September 1966, gab es in Dahn wütende Proteste gegen die Einstellung des Personenverkehrs auf der Wieslauterbahn. 3000 Leute demonstrierten und blockierten zeitweise die Gleise. Die Proteste blieben vergeblich, der Personenverkehr wurde eingestellt. Erhalten blieb bis Mai 1976 nur der „Bundenthaler”. Der sonntägliche Ausflugszug von Ludwigshafen, dem die Strecke ihre Bekanntheit verdankte, galt als eine Pfälzer Institution.

Die am 1. Dezember 1911 eröffnete Bahnlinie war eine Stichstrecke von nur lokaler Bedeutung geblieben, weil der geplante Weiterbau nach Weißenburg dem Ersten Weltkrieg zum Opfer fiel. Bis heute überlebt hat die Wieslauterbahn nicht zuletzt, weil sie lange Zeit aus militärischen Gründen erhalten wurde. Kaum irgendwo sonst gab es aber auch frühzeitig so viel ehrenamtliches Engagement, um die Strecke für den Tourismus zu nutzen. Der Fördergemeinschaft Wasgau gelang es Anfang der 70er Jahre, den Abriss des Bahnhofsgebäudes in Bundenthal zu verhindern, aus dem mit viel ehrenamtlicher Arbeit eine Gaststätte wurde. Die Fördergemeinschaft organisierte zusammen mit der Bundesbahn immer wieder Sonderzüge, die zahlreiche Gäste ins Dahner Felsenland brachten. Spektakulär war ein Sonderzug aus zwölf Wagen, mit dem im Juni 1983 700 Personen, vor allem Männergesangvereine aus dem Landkreis Pirmasens, zum Chorfest des Deutschen Sängerbundes nach Hamburg reisten. Hinter solchen Zügen steckte viel ehrenamtliches Engagement.

Das war auch wieder gefragt, als das Interesse des Militärs an der Strecke Anfang der 90er Jahre endete und der reguläre Güterverkehr im Mai 1995 eingestellt wurde. Am 1. Juni 1997 wurde die Strecke für einen sonntäglichen Ausflugsverkehr reaktiviert - auch dank des Engagements der Dahner Eisenbahnfreunde, die am Betrieb der Strecke mitwirkten. Ein Comeback feierte der „Bundenthaler”, der allerdings erst einmal nur ab Neustadt fuhr. Die Verbandsgemeinde Dahner Felsenland übernahm die Strecke 1997 für eine symbolische D-Mark. Allerdings setzte sich dann in Dahn zeitweise die Idee durch, die Strecke nach Ablauf einer zehnjährigen Betriebspflicht stillzulegen und auf der Trasse in Dahn eine Straße zu bauen. In der deutschen Eisenbahngesetzgebung ist allerdings Versuchen, praktisch zum Nulltarif in den Besitz von Eisenbahninfrastruktur zu kommen, um sie dann stillzulegen und das Gelände anderweitig zu nutzen, ein Riegel vorgeschoben. Anders als von manchen in Dahn erwartet, fand sich ein Bahnunternehmen, das die Wieslauterbahn weiterbetreiben wollte - mit der vor allem durch ihren Stadtbahnbetrieb überregional bekannten Karlsruher AVG sogar ein recht prominentes.

Entscheidend war, dass der für den regionalen Bahnverkehr in der Pfalz zuständige Zweckverband in Kaiserslautern die Wieslauterbahn unbedingt als Möglichkeit zur umweltschonenden Anreise in das Biosphärenreservat Pfälzerwald erhalten wollte. Zustimmung fand er dafür bei Landrat Hans Jörg Duppré (CDU). Am 16. Januar 2008 stellte der Landrat in Dahn klar, die Pläne die Bahnstrecke stillzulegen und auf der Trasse eine Straße zu bauen, hätten sich erledigt. Die Wieslauterbahn bleibe erhalten und das neue Konzept zur Aufwertung der Strecke habe seine „volle Unterstützung”.

Das im Mai 2008 umgesetzte Konzept sieht vor, dass der „Bundenthaler” bereits ab Mannheim fährt und ein neuer „Felsenland-Express” von Karlsruhe nach Bundenthal eingeführt wird. Auf Anregung von Duppré wurde dafür ein historischer „Esslinger” Triebwagen wiederaufgearbeitet. Dieses liebevoll restaurierte Fahrzeug hat sich in der Tat als Publikumsmagnet erwiesen, mit seiner Störanfälligkeit aber auch für viel Ärger gesorgt. Schon die Eröffnungsfahrt im Mai 2010 wurde wegen eines Defekts kurzfristig abgesagt.

„Felsenland-Express” und „Bundenthaler” haben nun einen festen Platz im Ausflugszugprogramm des Schienenverkehr- Zweckverbands in Kaiserslautern. Außerdem strebt der Zweckverband mittelfristig an, auch werktags einzelne Züge im Berufsverkehr zu fahren. Die Gelegenheit dafür könnte sich dann ergeben, wenn es signaltechnisch möglich wird, im Abzweigebahnhof Hinterweidenthal Ost Züge aus Richtung Münchweiler und Dahn zu kuppeln.

Zur Sache: Historische Züge am kommenden Wochenende>

Am kommenden Wochenende sind auf der Wieslauterbahn zwischen Hinterweidenthal und Bundenthal-Rumbach außer dem jedes Wochenende planmäßig verkehrenden „Esslinger” Triebwagen weitere historische Züge unterwegs.

Eine Dampflok der Baureihe 52 soll am Samstag mit einem Sonderzug aus Karlsruhe, der unter anderem auch in Hauenstein Mitte (ab 10.28 Uhr) hält, um 11.03 Uhr in Dahn und um 11.19 Uhr in Bundenthal eintreffen. Der Dampfzug unternimmt zwei Pendelfahrten zwischen Bundenthal und Hinterweidenthal Ost. Abfahrt ist in Bundenthal um 12.27 und 14.47 Uhr, in Hinterweidenthal Ost um 13.40 und 15.40 Uhr. Am Abzweigebahnhof in Hinterweigenthal Ost gibt es Anschlüsse an die und von den dort ausnahmsweise haltenden Regelzügen der Taktlinie Landau-Pirmasens.

Ab Dahn fährt der zweite Dampfzug um 15.54 Uhr nach Bundenthal. Rückfahrmöglichkeiten von Bundenthal nach Dahn gibt es um 18.47 Uhr mit dem Dampfzug und um 19.47 Uhr mit einem Zug, der mit einer historischen Bundesbahn-Diesellok der Baureihe V 100 bespannt ist.

Sonntags werden die Sonderzüge mit der Dampflok am einen und der V 100 am anderen Ende gefahren, damit an den Endbahnhöfen nicht umgesetzt werden muss. Diese Einheit pendelt zwischen Hinterweidenthal Ost (ab 10.23, 13.23 und 15.23 Uhr) und Bundenthal (ab 8.47 Uhr, 14.47 und 16.47 Uhr). Weitere Fahrten gibt es auf Teilabschnitten. Außerdem ist ein historischer Schienenbus unterwegs, der vormittags aus Karlsruhe kommt und nachmittags vom Endbahnhof der Wieslauterbahn um 17.47 Uhr im Fahrplan des „Bundenthaler” nach Mannheim fährt. (ebu)